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Geschichte von Chemnitz
Ursprung und Anfänge der Stadt Chemnitz

Chemnitz entstand im Mittelalter als eine der ersten deutschen Städte im erzgebirgischen Urwald, dem Miriquidu. Dort, wo sich zwei alte Handelspfade, die "Salzstraße" und die "Frankenstraße", kreuzten und eine günstige Chemnitzfurt vorhanden war, hatte Kaiser Lothar mit großer Wahrscheinlichkeit 1136 ein Benediktinerkloster gestiftet, von dem die Besiedlung ausgehen sollte. Deshalb verlieh Konrad III. 1143 dem Kloster das Marktprivileg. Da der große Königswald damals jedoch noch unerschlossen war und eine planvolle Rodung erst zwischen 1158 und 1165 in Gang kam, erfolgte die Gründung von Chemnitz durch den Stauferkaiser Friedrich I. (Barbarossa) wahrscheinlich zwischen 1165 und 1174. Kloster und Stadt wurden nach dem Fluß Chemnitz benannt, dessen Name von dem slawischen Wort "Kamenica" (Steinbach) stammt.

Die Reichsstadt Chemnitz unterstand einem königlichen Landrichter, in dessen Auftrag ein Stadtrichter über Verwaltung, Polizei und Gericht verfügte. Sein Sitz war vermutlich der Rote Turm. Das Pleißenland wurde mehrfach verpfändet und ging im 14.Jh. schließlich in wettinischen Besitz über. Chemnitz wurde eine wettinische Landstadt. 1216 galt die Stadt bereits als Mittelpunkt einer "provincia". 1264 besaß sie bereits eine Stadtmauer, 1298 wurde eine Ratsverfassung erkämpft und 1423 die hohe Gerichtsbarkeit erkauft.

1402 wurde das Stadtgebiet beträchtlich erweitert, indem der Rat die Klosterdörfer Borssendorf und Streitdorf sowie große Teile von Kappel, Gablenz und Bernsdorf erwarb. 1375 erkaufte das Benediktinerkloster die Herrschaft Rabenstein.

Als das Handwerk erstarkte, verlangte es u.a. Vertretung im Rat. Dabei kam es zu einer Bewegung gegen die anscheinend von Fernhändlern beherrschte bürgerliche Oberschicht der Stadt, in die der Landesherr eingriff und den Zünften 1414 u.a. vier Sitze im Rat zugestand.

Entwicklung im 14.-16. Jahrhundert

Bedeutend für die weitere Entwicklung der Stadt wurde das Bleichprivileg von 1357. Eine Gruppe von Unternehmern erhielt das Recht, an der Chemnitz eine Bleiche anzulegen, die die einzige im Umkreis von 10 Meilen sein sollte. Aus dem ganzen Land mußte nun alles für den Handel bestimmte Bleichgut der Chemnitzer Bleiche zugeführt werden. Auch wurde die Ausfuhr von Flachs, Garn, Zwirn und ungebleichter Leinwand verboten. So wurde Chemnitz zum Mittelpunkt des obersächsischen Garn- und Leinwandhandels sowie der Leinweberei. Das unzünftig betriebene Leinweberhandwerk schloß sich im 15.Jh. zu einer Zunft zusammen, die die Führung im obersächsischen Zechenverband einnahm. Während jedoch die meisten Weber den langen Bleichprozeß nicht selbst finanzieren konnten und mehr und mehr in die Abhängigkeit von Leinenhändlern gerieten, rückten einige wenige Meister zu Produzenten und Kaufleuten in einer Person auf. Nutzen aus dem Leinenhandel zogen auch Bürgermeister und Ratsherren. Die alte Verkehrsverbindung nach Prag und nach Leipzig begünstigte den Handel und die Leinenproduktion ebenso wie das Tuchmachergewerbe, das aus Böhmen nach Chemnitz gebracht worden war. Mit der Verlagerung der alten Ost-West-Fernstraße nach dem Norden fand die Leinweberei Anschluß an das oberdeutsche Textilgebiet und den deutschen Fernhandel, während die Tuche nach dem Osten gingen.

Anstelle der groben sächsischen Bleichleinwand wurde jetzt feinere, farbige Leinwand verlegt; an die Stelle der Bleiche traten Färbereien. Als das Bleichmonopol an Bedeutung verlor, errichteten Chemnitzer Bürger eine Saigerhütte (1471) und einen zweiten Kupferhammer (1477). Der aus Augsburg stammende Ulrich Schütz modernisierte diese Montanbetriebe und schuf andere gewerbliche Anlagen an der Chemnitz, durch die er zugleich Einfluß auf die Textilerzeugung nahm. Das Hüttenwerk spielte im 16.Jh. eine Rolle im Kampf um das Kupfermonopol, der mit Nürnberg ausgefochten wurde. Unter dem Einfluß des Nürnberg- Leipziger Handelskapitals gingen die Leinweber zur Verarbeitung von Baumwolle über und erzeugten daraus Massenwaren für den Absatz in vielen Ländern. Mit Chemnitz war ein bedeutendes Zentrum der Textilproduktion im Kurfürstentum Sachsen herangewachsen.

Ein kleiner Teil des Gewinns, den der erzgebirgische Bergbau abwarf, floß nach Chemnitz. Der prachtliebende Abt Heinrich von Schleinitz ließ davon das Bergkloster zu einem sehenswerten Bauwerk umgestalten. Zwischen 1496 und 1498 wurde das Rathaus neu erbaut, eines der bedeutenden steinernen Bauten, die erst im letzten Drittel des 15.Jh. ausgeführt wurden (u.a. auch das Franziskanerkloster 1481-1485 und die Lateinschule 1486). Viele Fachwerkhäuser wichen einem Steinbau. 1531 wohnten in Chemnitz in 609 Häusern rund 4300 Menschen: die vermögenden Fernhändler und Landbesitzer am Markt und in den Hauptstraßen, die Handwerker in den Seitengassen und die vielen armen Einwohner vor den Stadttoren. Chemnitz war durch einen breiten Wassergraben und einen doppelten Mauerring geschützt. Zahlreiche Türme, u.a. der Rote Turm sicherten den Befestigungsgürtel. Die Fläche der Stadt betrug damals kaum 20 ha, der Durchmesser nicht mehr als 500m.

In dieser Zeit wurde Chemnitz zu einem Zentrum fruchtbaren künstlerischen und geistigen Schaffens. Bildwerke, vor allem von Hans Witten, zieren noch heute Schloßkirche, Jakobikirche, Stiftskirche und Schloßbergmuseum. An der Lateinschule lehrte gegen Ende des 15.Jh. Paulus Niavis. Zwischen 1533 und 1555 schrieb der große Humanist und Naturforscher Georg Agricola seine berühmt gewordenen Bücher über das Berg- und Hüttenwesen. Er war zugleich als Stadtarzt tätig und stand in konfliktreichen Jahren als Bürgermeister an der Spitze des Rates. Weitere namhafte Söhne der Stadt waren sein Freund und Gehilfe Georg Fabricius, der als erster Rektor der Fürstenschule zu Meißen lehrte, und der Komponist Philipp Dulichius (Deulich).

Wahrscheinlich von Zwickau ausgehend hatte die frühbürgerliche Revolution die mittleren und niederen Schichten der Stadtbewohnerschaft erfaßt, während die Oberschicht zumeist altgläubig blieb und auf diese Weise indirekt die Feudalordnung stützte. Der 1524 im Zeichen der reformatorischen Bewegung durchgeführte antifeudale Erhebungsversuch scheiterte. Die 1539 von der landesherrschaftlichen Obrigkeit sanktionierte Reformation führte schließlich in Chemnitz zur Umwandlung des Bergklosters in ein kurfürstliches Schloß.

Vom Dreißigjährigen Krieg bis zu den Unabhängigkeitskriegen

Im Dreißigjährigen Krieg litt die Stadt unsäglich. Seit 1631 wurde sie abwechselnd von Schweden und Kaiserlichen belagert, besetzt und geplündert. Mehrmals brannte die Stadt und die Pest wütete in den noch unversehrten Gebäuden. 1646 waren von 960 Häusern 690 völlig zerstört, die Bevölkerung war um 2500 Einwohner gesunken, und als der Rat 50 Jahre nach Kriegsende die Kriegsschulden von 194500 Talern getilgt hatte, lagen noch immer 200 Häuser wüst. Noch hatten die Einwohner diesen Krieg nicht verwunden, als der Nordische Krieg losbrach und abermals fremde Truppem herbeizog. Volle 30 Jahre brauchte der Rat, ehe er die Schulden, die während dieses Krieges entstanden waren, bezahlt hatte.

Im 18.Jh. erholte sich die Weberstadt Chemnitz zusehends. Die Weber stellten neuartige Stoffe her, wie sie der Weltmarkt verlangte. Der Verleger lieferte den Meistern Baumwolle und Muster und übernahm von ihnen die fertigen Waren, um sie auf den Messen von Naumburg und Leipzig zu verkaufen. Auch die Wirkwaren, die man vor allem in den Nachbardörfern erzeugte, wurden von Chemnitzer Kaufleuten verlegt, die dabei oft zu großem Reichtum gelangten. Natürlich saßen sie bald im Rat, der sich schroffer denn je von der Bürgerschaft abschloß.

Aus Chemnitz stammen der Webersohn Christian Gottlob Heyne (1729-1812), der sich durch eisernen Fleiß zu einem berühmten Sprach- und Altertumsforscher emporgearbeitet hatte und der Schneidersohn Christian Gottlob Neefe (1748-1798). Er war der Lehrer des jungen Beethoven in Bonn.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) besetzte Friedrich II. von Preußen das hochentwickelte Kurfürstentum Sachsen. Er plünderte vor allem Leipzig, die überragende Messestadt, und Chemnitz, den sächsischen Mittelpunkt der Textilindustrie. Sieben Jahre lang flossen alle Steuern in die preußische Kriegskasse. Was Preußen darüber hinaus an laufenden Geldforderungen stellte, war unvorstellbar. Die Folge war eine Verschuldung der Stadt von 1112000 Talern. Noch 100 Jahre später war in Chemnitz der preußische Militarismus als Inbegriff der Unmenschlichkeit verhaßt. Die Folgen des Krieges und der Ausplünderung waren lange Zeit unüberwindbar. So starben im Jahre 1771 bei einer entsetzlichen Hungersnot etwa 2000 Einwohner, die in Armut lebten; eine Folge des Siebenjährigen Krieges.

Am Ende des 18.Jh. hatte sich die Textilerzeugung wieder beachtlich erholt. 1770 wurde mit der Eröffnung einer Kattundruckerei eine neue Veredlungstechnik eingeführt. Um 1800 betrug die Zahl der Kattundruckmanufakturen bereits deren 10. Die Besitzer der fünf Großbetriebe waren zugleich Verleger der Kattunweber und Spinnereiunternehmer. Zur Beschaffung des benötigten Garnes wurde 1799 an der Chemnitz unter dem Schloß eine Spinnmühle errichtet - die erste Fabrik in Chemnitz, der in kurzer Zeit weitere folgten. In jenem Jahr galt Chemnitz auch schon als das Zentrum des sächsischen Maschinenbaus, der im wesentlichen Spinnmaschinen produzierte.

Die Stadt hatte um das Jahr 1810 rund 12000 Einwohner und wuchs über die engen Stadtgrenzen hinaus. Die Mauern und Türme hatte man zum Teil abgetragen; im verlandeten Stadtgraben trieb man Gartenbau. Die Häuser waren solider und teilweise geräumiger geworden. Vor den Toren erhoben sich immer mehr Gebäude, und sogar der Anger wurde schon bebaut.

Die das gesamte Wirtschaftsleben beherrschende Textilindustrie erlebte durch Napoleons Kontinentalsperre eine jahrelange Blüte, weil dadurch die überlegene englische Konkurrenz ausgeschaltet war; wurde aber durch die napoleonischen Kriege auch geschädigt. Nach der Vernichtung der napoleonischen Truppen in Rußland kam in der Stadt wie überhaupt in Sachsen keine allgemeine Begeisterung für die preußische Unabhängigkeitsbewegung auf. Die Bürger hatten die Schandtaten Friedrichs II. noch nicht vergessen und mußten nach dem Fall der Kontinentalsperre nicht nur die englische, sondern auch die preußische Konkurrenz fürchten.

Vormärz und bürgerlich-demokratische Revolution 1848/49

Die überlebten feudalen Verhältnisse hemmten die wirtschaftliche Weiterentwicklung Sachsens. Weder das Bündnis mit Napoleon noch die Reformen in Preußen hatten daran etwas geändert. 1830 brachte die Pariser Julirevolution fast ganz Europa in Unruhe. In Chemnitz kam es zu Aktionen von Handwerksgesellen und Arbeitern, wodurch die Freilassung von 47 in Haft befindlichen Bauern, die wegen Fronverweigerung in Amtsgefängnissen saßen, erzwungen wurde. Daraufhin forderte die liberale Bürgerschaft wie andernorts konstitutionelle Reformen. Erst jetzt erhielt das Land eine, wenn auch noch sehr konservative Verfassung. Dann begann man, die feudalen Lasten der Bauern aufzuheben und schrittweise das Zunftwesen abzubauen. Die sächsischen Unternehmer schlossen sich mehr und mehr in ökonomischen Interessenverbänden zusammen. Ihre Organisation, der "Industrieverein für das Königreich Sachsen", hatte seinen Sitz in Chemnitz. 1836 konstituierte sich die "Erzgebirgische Eisenbahngesellschaft". In Chemnitz wurde auch die "Sächsische (später 'Deutsche') Gewerbezeitung herausgegeben.

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts war als erste Zeitung der "Chemnitzer Anzeiger" erschienen, der sich u.a. für die Verbesserung des Bildungswesens und den Bau einer Eisenbahnlinie einsetzte. Da die aufstrebende Bourgeoise im Kampf gegen überlegene ausländische Konkurrenz qualifizierte Arbeitskräfte brauchte, sorgte sie für die Errichtung einer städtischen Zentralschule mit verbessertem Unterricht, rief eine Fachschule für Weber und eine Handelslehranstalt sowie eine Sonntagsschule ins Leben und drängte die Regierung zur Eröffnung einer Gewerbeschule. Seit 1805 gab es in der Stadt ein festes Theatergebäude. Die städtische Kapelle, die "Singakademie" und andere Chöre hatten einen guten Ruf. 1846 entstand der Arbeiterbildungsverein der Maschinenbauarbeiter.

Nach der Pariser Februarrevolution von 1848 fegte in Sachsen eine starke oppositionelle Bewegung des Bürgertums, die in Chemnitz entschiedene demokratische und nationale Forderungen stellte, das Adelskabinett hinweg. An seine Stelle trat eine bürgerliche Regierung mit liberalem Programm. Vertreter der Chemnitzer Einwohner in der Nationalversammlung wurde Bernhard Eisenstuck, ein Liberaler, der in der Nationalversammlung dem linken Flügel angehörte. Kleinbürger und Arbeiter organisierten sich im demokratischen "Deutschen Vaterlandsverein", Arbeiter verlangten Gleichberechtigung. Die Hausweber gründeten eine gewerkschaftliche Organisation und zwangen die Verleger zum Abschluß eines Tarifvertrages.

Da die sogenannte "Märzregierung" die Erwartungen des Volkes nicht erfüllte, kam es bereits kurz darauf im September 1848 zu großen Demonstrationen. Das Vordringen der Reaktion und die Ablehnung der im Frankfurter Parlament beschlossenen Reichsverfassung führten 1849 in Sachsen zum Maiaufstand. Viele Chemnitzer folgten dem Ruf der provisorischen Regierung und setzten auf den Barrikaden in Dresden ihr Leben ein. Währenddessen übte ein kleiner Teil der Chemnitzer Oberschicht im Zusammenwirken mit führenden Beamten Verrat. Sie verhinderte eine rasche und ausreichende Bewaffnung der Freischaren, verschleppte den Ausmarsch der starken Kommunalgarde, verhaftete den durch die Stadt reisenden Vorsitzenden der provisorischen Regierung mit seiner Begleitung und lieferte ihn sogar an Preußen aus. Nach der Niederlage besetzten preußische Truppen die Stadt. Alle demokratischen Organisationen wurden verboten.

Aufstieg zur Industriegroßstadt

Nach 1850 setzte sich in Chemnitz die Dampfmaschine als Antriebskraft durch. Ein Wald qualmender Schornsteine wuchs empor, denn immer mehr Fabriken wurden errichtet: 1859 die Aktienspinnerei am Schillerplatz mit 60000 Spindeln, große mechanische Webereien und bald die ersten Strumpffabriken. Chemnitz erhielt die Beinamen "Sächsisches Manchester" und "Rußchemnitz". Auch der Chemnitzer Maschinenbau machte beachtliche Fortschritte. Schönherr lieferte 1856 seinen 1000. Webstuhl, Hartmann 1858 seine 100. Lokomotive. Zimmermann gewann 1862 auf der Londoner Weltausstellung die erste Goldmedaille für Werkzeugmaschinen.

Die 1871 erfolgte Einigung Deutschlands zum preußisch-deutschen Kaiserreich schuf günstige Voraussetzungen für die wirtschaftliche Konzentration. Die Großbetriebe, die vor allem im Maschinenbau herangewachsen waren, wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt. An der Spitze standen die Sächsische Maschinenfabrik mit rund 3000 Beschäftigten und einem Aktienkapital von 7,5 Millionen Mark sowie die Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik mit etwa 1000 Beschäftigten und einem Aktienkapital von 5,4 Millionen Mark. Zwischen 1871 und 1900, als sich das Deutsche Reich zu einer Großmacht entwickelte, war Chemnitz das bedeutendste Zentrum der deutschen Maschinenbauindustrie. Erst um die Jahrhundertwende trat es seine Vormachtstellung an Berlin ab. Um 1900 saßen in den Chemnitzer Aktiengesellschaften neben Fabrikanten längst auch Bankgewaltige, und die Großbanken sprachen in der Produktion ein gewichtiges Wort mit. Die Erzeugnisse der hochqualifizierten Arbeiter, Techniker und Ingenieure - Strümpfe, Wirk- und Webwaren, Buchungs-, Werkzeug- und Textilmaschinen, aber auch Kraftfahrzeuge und Fahrräder - genossen Weltruf.

Von großer Bedeutung war die Eröffnung der Eisenbahnlinie Chemnitz - Riesa 1852, die zur Erschließung des erzgebirgischen Hinterlandes 1858 bis Zwickau verlängert wurde. In den folgenden Jahren entstanden weitere Verbindungen, so daß Chemnitz zum Mittelpunkt eines Eisenbahnnetzes wurde.

Das Wachstum der Industrie zog ständig neue Arbeitskräfte herbei, die sich z.T. in der Stadt, z.T. in den Nachbarorten niederließen. Zwischen 1850 und 1870 verdoppelte sich die Einwohnerzahl, zwischen 1871 und 1900 abermals. 1883 betrug die Einwohnerzahl rund 100000, 1900 über 200000, 1917 über 300000. Mit der Bevölkerungszunahme vergrößerte sich das Stadtgebiet. 1880 hatte es noch 1141 ha umfaßt, nach der Einverleibung von Schloßchemnitz (1880), Altchemnitz (1894) sowie Gablenz, Altendorf und Kappel (1900) war es dreimal so groß geworden, und nach der Angliederung von sieben weiteren Gemeinden (Hilbersdorf 1904, Bernsdorf 1907, Helbersdorf 1909, Furth und Borna 1913 sowie Markersdorf und Ebersdorf 1919) hatte sich das Territorium der Stadt versechsfacht. Das Häusermeer dehnte sich vom mittelalterlichen Stadtkern nach allen Seiten im Chemnitztal und in den Nebentälern aus, erfaßte die Randhöhen, z.B. Kaßberg und Sonnenberg, und wuchs in die neuen Vororte hinein. Reste des Angers sind der heutige Theaterplatz und der 1860/61 geschaffene Schillerplatz. 1860 erwarb der Rat den Schloßteich, 1885 den Küchwald und das Schloß. 1886 wurde der Stadtpark angelegt. Auch das Stadtbild wandelte sich. Neben Industriewerken aller Größenklassen gab es geräumige Geschäftshäuser und Verwaltungsgebäude, ansehnliche Kultur- und Bildungsstätten sowie umfangreiche Neubaugebiete. 1880 nahm eine Pferdebahn den Verkehr auf, 1890 wurde sie elektrifiziert.

Es herrschte eine strenge Scheidung der Fabrik- und Arbeiterviertel (z.B. Brühl, vorderer Sonnenberg, Schloßchemnitz, Altendorf, Gablenz und Kappel) von den Wohngebieten der Wohlhabenden und den Villenvierteln der Reichen (z.B. Kaßberg und Stadtparknähe).

Unter den Bedingungen des wirtschaftlichen Aufstiegs hob sich auch das Niveau des kulturellen Lebens. Das städtische Bildungswesen hielt Schritt mit den Erfordernissen der Zeit. In den "Technischen Staatslehranstalten" waren einige höhere Fachschulen zusammengefaßt. Organisationen wie der "Verein für Chemnitzer Geschichte" gingen der Gründung städtischer Museen voran. Die Theater erfreuten sich meist eines guten Besuchs. Es wurden neben klassischen Dramen auch Stücke moderner Gesellschaftskritiker, neben traditionellen Opern und Operetten auch neuere Werke aufgeführt. Auch das Musikleben genoß berechtigtes Ansehen. Sein Rückgrat bildete die Städtische Kapelle, die als ausgezeichneter Klangkörper, selbst in Kunststädten wie Leipzig und Dresden, bekannt war und immer wieder die Anerkennung namhafter Gastdirigenten fand. Die Kulturpflege dieser Zeit fand Resonanz im wohlhabenden und gebildeten Bürgertum, aber auch schon unter vielen wißbegierigen und kunstbegeisterten Handwerkern und Arbeitern, die sich das Eintrittsgeld vom Munde absparen mußten.

Eine weitschauende Stadtverwaltung ließ 1907-11 ein angemessenes Neues Rathaus erbauen und schuf am Theaterplatz 1906-09 ein eindrucksvolles Forum mit dem Opernhaus und dem Museumsbau.

Chemnitz - eine Hochburg der Sozialdemokratie

Da der sprunghafte Aufstieg der Industrieproduktion von zyklischen Absatzkrisen unterbrochen wurde, war die Existenzgrundlage der Arbeiter von jeher unsicher. In Chemnitz verloren zeitweise Hunderte, ja Tausende ihren Erwerb und gerieten mit ihren Familien in Not. In den Kriegsjahren 1866, 1870/71 und 1914/18 waren vor allem Arbeiter und Kleinbürger hart betroffen. Die Lebenskosten lagen höher als in anderen Städten. Ein großes Problem war auch die Wohnungsnot.

In den sechziger Jahren lebte die 1850 unterdrückte Arbeiterbewegung wieder auf. 1867 erreichte eine kleine Gruppe Lasalleaner, daß in den Norddeutschen Reichstag als Repräsentant der Fabrikstadt nicht ein Unternehmer, sondern ein Arbeiter einzog. Bereits zwei Jahre darauf wurde in Eisenach unter Teilnahme Chemnitzer Vertreter die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegründet. Immer häufiger gab es Streiks, um eine menschenwürdige Behandlung zu erzwingen. Nach dem 1875 in Gotha erfolgten Zusammenschluß der Eisenacher mit den Lassalleanern zur Sozialistischen Arbeiterpartei nahm die Arbeiterbewegung trotz ihres mangelhaften Parteiprogramms einen solchen Aufschwung, daß 1878 durch Bismarck das Sozialistengesetz erlassen wurde. Zwölf Jahre war die Partei mit allen ihren Organisationen verboten, aber sie führte ihre Tätigkeit aus dem Untergrund fort.

Nach dem Fall des Sozialistengesetzes wuchs die Sozialdemokratie rasch zu einer Massenbewegung heran. In Chemnitz erhöhte sich die Mitgliederzahl der SPD zwischen 1903 und 1912 auf das Zehnfache. Am Vorabend des ersten Weltkrieges waren zwei Drittel aller Chemnitzer Lohnarbeiter gewerkschaftlich erfaßt; darum endeten ihre Lohnkämpfe meist erfolgreich. Von 1890 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde immer ein Sozialdemokrat in den Reichstag gewählt. Während 1912 in ganz Deutschland ein Drittel aller abgegebenen Stimmen auf die Reichstagskandidaten der SPD entfiel, siegte im Chemnitzer Wahlkreis der sozialdemokratische Kandidat trotz des sächsischen Dreiklassenwahlrechtes mit annähernd zwei Drittel aller abgegebenen Stimmen. Im Parlament und auf Volksversammlungen traten die Sozialdemokraten gegen die Kriegspläne und die Aufrüstung Deutschlands auf, wodurch aber der Ausbruch des ersten Weltkrieges nicht verhindert werden konnte.

1916 formierte sich die Spartakusgruppe unter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Zu ihnen gehörte auch Fritz Heckert. Ihre Losungen gelangten in die Kasernen und Schützengräben. Sie faßten auch Fuß in den Rüstungsbetrieben, doch reichte ihr Einfluß nicht dazu aus, daß die zahlreichen Streiks für bessere Verpflegung und höhere Löhne zu Kundgebungen für die rasche Herbeiführung des Friedens wurden.

Während der Novemberrevolution 1918 wurden die Kundgebungen des Spartakusbundes auf dem Königsplatz (heute Theaterplatz) stürmisch begrüßt. Unter der Leitung von Fritz Heckert konstituierte sich am 6.Januar 1919 in Chemnitz die Ortsgruppe der neugegründeten KPD.

Chemnitz zwischen 1918 und 1945

Der Weltkrieg hatte den Rüstungsindustriellen in Chemnitz große Profite verschafft. Schon bald nach der Niederlage wurde die Industrie wieder weltmarktfähig. Aber durch die Inflation wurden viele Einwohner von Chemnitz hart getroffen: Sie konnten sich für einen Milliardenlohn kaum noch Brot und Margarine kaufen. Nach der Stabilisierung der Mark wurden viele Arbeiter und Angestellte aus den Betrieben entlassen, so daß 1926 14000 Erwerbslose und 19000 Kurzarbeiter unterstützt werden mußten. In der auf die Periode der relativen Stabilisierung folgenden Weltwirtschaftskrise aber schnellten die Erwerbslosenzahlen sogar auf 53000 (1931) bzw. 72000 (1932) hoch. In diesem Jahr arbeitete in der Chemnitzer Metallindustrie nur noch ein Drittel, in der Textilindustrie gerade noch die Hälfte der Belegschaft von 1928. Zahlreiche Betriebe meldeten Konkurs an, wurden stillgelegt oder verlagert. Damals ging auch die Sächsische Maschinenfabrik bankrott, die bis zu 10000 Arbeiter beschäftigt hatte und jahrzehntelang der führende Großbetrieb in Chemnitz gewesen war.

Nach der Machtübernahme Hitlers verschaffte das faschistische Rüstungsprogramm den Chemnitzer Rüstungsindustriellen profitable Aufträge. So konnten die Elite-Diamant-Werke, ein Teil des Opelkonzerns, der 1933 noch mit Verlust gearbeitet hatte, 1939 einen Gewinn von 356600 Mark und 1944 von 2,25 Millionen Mark verbuchen. Die Astra-Werke steigerten ihren Gewinn aus der zunehmenden "Wehrmachtfertigung" von 839200 Mark im Jahre 1938 auf 3,5 Millionen Mark im Jahre 1944. Auch die Konzentration der Industriebetriebe beschleunigte sich. Damals wurde ein mächtiger Konzern, die Auto-Union, mit Sitz in Chemnitz gebildet.

Die Einwohnerzahl stieg im Krisenjahr 1930 noch auf 360000, dann aber sank sie Jahr für Jahr weiter ab. Einverleibungen erfolgten 1922 (Heinersdorf), 1926 (Rottluff) und 1929 (Reichenhain). Nach der Novemberrevolution entstanden immer mehr Arbeitersiedlungen. 1926 wurde der Chemnitzer Flughafen feierlich eingeweiht. Weiterhin wurden eine Anzahl moderner Bildungsanstalten, wie die Industrieschule und das Realgymnasium (1927/28), ein Altersheim, der Chemnitzer Hof sowie bessere Sport-, Spiel- und Badegelegenheiten, z.B. das Stadtbad (1935) errichtet. Ein frischer Wind erfaßte auch das Kulturleben der Stadt. Das ließen nicht nur das Theaterprogramm und der Umbau des Alten Stadttheaters zum Schauspielhaus erkennen. Mit der Gründung einer Volkshochschule und der Organisation "Volksbühne" kam man dem Bildungsbedürfnis der Arbeiter und Angestellten entgegen.

Unter der faschistischen Diktatur erstickte die Stadtverwaltung jede fortschrittliche Regung. Sie "säuberte" die Stadtbibliothek von humanistischer Literatur und die Städtische Kunstsammlung von sogenannten "artfremden" Gemälden. Mit der Ausrufung des "totalen Krieges" schloß sie die Kulturstätten überhaupt. Das geistige Leben war längst gestorben, ehe noch Luftangriffe die Theater und Konzerthäuser zerstörten.

Die KPD erwarb sich in der Stadt Ansehen und gewann an Einfluß, wie die Wahlergebnisse der Reichstagswahl 1933 bewiesen: 50000 Chemnitzer gaben ihre Stimme dieser Partei; das war ein Fünftel aller Wahlberechtigten. Viele Menschen, die den Faschisten ein Dorn im Auge waren, wurden verfolgt, verhaftet, mißhandelt und zu Tode gequält. Mit Schaudern sprach man von dem Folterkeller im Hansahaus am Theaterplatz.

1939, mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, bedurfte die Chemnitzer Industrie keiner wesentlichen Umstellung auf die Kriegsproduktion. Für die zum Militärdienst Einberufenen rückten erst Frauen, dann auch Kriegsgefangene und verschleppte "Fremdarbeiter" nach. Bald erhielten die Monopolvertreter auch Gelegenheit, sich an der Ausplünderung der okkupierten Länder zu beteiligen. Die Opfer des Naziterrors in Chemnitz waren groß: 1155 Menschen wurden eingekerkert, 154 ermordet.

1945 wurde das Chemnitzer Industriegebiet zum Kriegsschauplatz. Im Februar und März wurde die Stadt achtmal von englischen und amerikanischen Fliegern bombardiert und noch im Mai von amerikanischer Artillerie beschossen. Als Chemnitz am 8.Mai der Sowjetarmee übergeben wurde, bot es ein Bild der Zerstörung. Das Stadtinnere war bis auf das Neue Rathaus und der St.Jakobi- Kirche dem Erdboden gleichgemacht, ausgedehnte Wohngebiete und Industrieviertel waren verwüstet, viele Kulturstätten, Kirchen, Schulen lagen in Trümmern, und beinahe 4000 Menschen hatten einen grauenvollen Tod gefunden. Da zahlreiche Straßen unpassierbar, der Eisenbahn- und Straßenbahnverkehr vielfach unterbrochen und die Versorgung mit Gas, Strom, Wasser und Lebensmitteln erheblich gestört war, bedrohten Hunger und Seuchen das Leben der Einwohner, deren Zahl auf eine Viertelmillion zurückgegangen war.

Die Stadt nach dem Krieg und während des Sozialismus

Am 15. Mai 1945 nahm ein neuer Rat der Stadt seine Tätigkeit auf. Er bestand aus vier Sozialdemokraten, vier Kommunisten und sieben Angehörigen des Bürger- bzw. Kleinbürgertums, Oberbürgermeister wurde zunächst der bisherige Stadtrat Dr. Fritz Gleibe. Im Herbst 1945 übernahm Max Müller, bisher Mitglied des Rates der Stadt, das Amt des Oberbürgermeisters von Chemnitz. Schon im Juni fanden die ersten Kulturveranstaltungen statt - für viele Menschen ein überwältigendes Erlebnis, das ihnen Zuversicht auf ein neues Leben in Frieden gab. Im Oktober eröffneten auch die Schulen ihre Pforten. Am 30.März 1946 schlossen sich die Kreisorganisationen von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zusammen. Im Herbst wurde ein Stadtparlament gewählt. Bald fanden auch die Schul- und die Bodenreform statt.

Nach der Gründung der DDR am 7.Oktober 1949 erweiterte sich 1950 das Stadtgebiet noch einmal beträchtlich durch die Eingliederung der Industriestadt Siegmar-Schönau sowie der Randgemeinden Rabenstein, Glösa, Adelsberg, Erfenschlag und Harthau. Beim Aufbau der Volkswirtschaft spielte Chemnitz eine wichtige Rolle. Die Stadt wurde das Zentrum der Textilmaschinenindustrie wie überhaupt des Maschinenbaus der DDR.

1952 wurde der Verwaltungsaufbau des Landes neugegliedert, und an die Stelle der Länder traten kleinere Bezirke. Der südwestliche Teil Sachsens wurde zum Bezirk Chemnitz mit der gleichnamigen Bezirksstadt zusammengefaßt. 1953 erfolgte die Umbenennung der Stadt in Karl-Marx-Stadt "in Würdigung der ruhmreichen Traditionen der Arbeiterbewegung und der großen Leistungen aller Werktätigen der Stadt und des Bezirkes Chemnitz" (TOURIST-Stadtführer). In Wahrheit aber war die Umbenennungsfeier eine riesige Verschwendung von Geld, das damals zum Wiederaufbau der Stadt dringender benötigt worden wäre. Die Rekonstruktion der Westseite des Marktplatzes und der Klosterstraße war zwar ein qualifizierter Anfang, der aber leider keine Fortsetzung erfuhr. Stattdessen wurden in der Folgezeit die historischen Grund- und Aufrißstrukturen der Innenstadt, ihrer Plätze und Straßen fast völlig aufgegeben und die neugeschaffenen Magistralen wie die Straße der Nationen und die Karl-Marx-Allee (heute Brückenstraße) mit trostlosen, gleichförmigen Bauten und einigen Hochhäusern bestückt. Städtisches Flair findet in diesen unwirtlichen Bereichen, die noch vor kurzem als Ergebnisse sozialistischen Städtebaus gepriesen wurden, kaum einen Platz. Chemnitz steht also heute vor gewaltigen städtebaulichen Aufgaben, wenn es sich zur attraktiven Großstadt weiterentwickeln will.

Am 17. Juni 1953 fanden in Karl-Marx-Stadt Arbeitsniederlegungen statt. Jeder aktive Widerstand wurde sofort im Keime erstickt. Die DDR-Führung verschleierte diese Bewegung und gab vor, daß es ein von "Imperialisten durchgeführter konterrevolutionärer Putsch" sei.

Die Wirtschaft entwickelte sich relativ gut. Im ersten Fünfjahrplan entstanden das Großdrehmaschinenwerk "8.Mai", die Zahnschneidemaschinenfabrik "Modul" und das Fritz-Heckert-Werk. Neue Arbeitsmethoden wurden entwickelt, so daß der Produktionszuwachs zwischen 1971 und 1975 34%, der Aufschwung der Arbeitsproduktivität 32% betrug. In diesem Planjahrfünft wurden 5,8 Milliarden Mark investiert, die Hälfte davon in die Industrie, womit z.B. der Automatisierungsgrad in einigen Betrieben erhöht wurde. Das Fernheiznetz wurde so weit ausgedehnt, daß rund ein Drittel aller Industrieschornsteine verschwinden konnte. Abgeschlossen wurden ferner der Bau der Stadthalle und des Interhotel "Kongreß".

Zwischen 1971 und 1975 wurden 12751 Neubauwohnungen errichtet. Im darauffolgenden Planjahrfünft wurde das Fritz-Heckert-Gebiet weiter ausgebaut. Denkmäler aus früherer Zeit dagegen wurden vernachlässigt: Die Klosterkirche (Schloßkirche) mit dem 1931 eingerichteten Stadtgeschichtlichen Museum ist seit einem Jahrzehnt geschlossen, weil die Stadt unter den Bedingungen der DDR nicht in der Lage war, das Schatzhaus ihrer ebenso großartigen wie leidvollen Geschichte in einem angemessenen Zustand zu halten.

Nach der Wende 1989 - Probleme der Stadt

Die Wende brachte auch in Karl-Marx-Stadt tiefgreifende Veränderungen mit sich. Am 1.6.1990 wurde die Stadt in Chemnitz zurückbenannt, nachdem die Einwohner im April mit 76,14% dafür gestimmt hatten. Ebenfalls am 1.Juni wurde Dr. Dieter Noll (CDU) zum ersten Oberbürgermeister nach der Wende gewählt, nachdem die CDU die Kommunalwahl am 6.Mai mit 29 von 80 Sitzen gewonnen hatte. Die Bezirke wurden aufgelöst und die Ländergrenzen von 1952 mit nur geringfügigen Änderungen übernommen. Der nun wiedergeschaffene Freistaat Sachsen blieb, wie die Stadt Chemnitz, CDU-regiert. Jetziger Bürgermeister ist Dr. Joachim Pilz.

Chemnitz hat aber noch viele Probleme zu meistern. Zum einen wäre da, wie schon kurz angedeutet, die unattraktive Gestaltung der Innenstadt oder verfallene Kunstdenkmäler aus vergangener Zeit, die mit viel Aufwand restauriert und rekonstruiert werden müssen. Auch ist das Straßensystem, wie es zu DDR-Zeiten angelegt worden ist, den heutigen Verkehrsbedingungen längst nicht mehr gewachsen. Die Folge sind Staus und viele Unfälle. Besonders wichtig aber ist die ganze Umgestaltung des Schulwesens, die zwar schon abgeschlossen ist; aber noch längst sind nicht alle Probleme beseitigt, die damit zusammenhängen. Weiterhin wäre da noch das Arbeitslosenproblem zu nennen, was aber in der Stadt nicht so gravierend in Erscheinung tritt wie außerhalb oder in anderen Städten.

Doch mit Beginn des Jahres 1993 tut sich viel: In das Fritz-Heckert-Gebiet wird eine Straßenbahnlinie gebaut, und auch sonst scheint fast überall gebaut zu werden. Aber auch schon eher wurde schon etwas getan, z.B. die Tiefgarage unter dem Theaterplatz wurde angelegt. Es besteht also genug Hoffnung, daß Chemnitz die genannten Probleme lösen kann.

Quellen

 [1] TOURIST-Stadtführer Karl-Marx-Stadt
     Rudolf Strauß, Maria Teuchner
     VEB TOURIST VERLAG Berlin, Leipzig
     1977/79
 [2] SACHSEN und seine Geschichte
     Klaus Kratzsch
     Sachsenbuch Verlagsgesellschaft mbH Leipzig
     1990
 [3] Historischer Führer, Bezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt
     Autorenkollektiv
     Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin
     1980/81
 [4] WO finde ich WAS in Chemnitz
     mit ausführlicher Stadtchronik
     Dr.sc. Gert Richter
     ETRO-Verlag für Wirtschaftswerbung in Zusammenarbeit mit dem
     Presse- und Informationsamt der Stadtverwaltung Chemnitz
 [5] Karl-Marx-Stadt, Geschichte der Stadt in Wort und Bild
     Autorenkollektiv
     VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften
     Berlin 1988