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Paddeltour 04.08.-09.08.2002 - Reisebericht
Mitwirkende (alphabetisch nach Zeltbesatzungen)
  • Frank & Doreen
  • Matti & ich
  • Micha & Manu
  • Sven & Conny
Sonntag, 4.8.

Der Wecker klingelt viertel Sieben. Aufstehen, frühstücken, Rest zusammenpacken, zum Parkplatz. Wider Erwarten war Sven pünktlich, die anderen auch, so dass ich der letzte war :-) Losgefahren, um den Rest abzuholen. An der Tankstelle rief Conny an, dass einer der Freiberger Studenten, Micha, verschlafen und damit auch den Zug verpasst hatte. Conny mit dem Auto zur Tankstelle, Matti und ich rein und ab nach Freiberg. Sven und Manu derweil die anderen Freiberger, Frank und Doreen, am vereinbarten Treffpunkt abgeholt und zum Frühstücken zu Svens Schwager in spe gefahren. Nächster Treffpunkt irgendwo bei/in Rochlitz, wieder an einer Tankstelle. Micha hat sich einiges anhören dürfen, vor allem von Doreen, die generell sehr... hm... direkt war :-) Ok, weiter nach Rheinsberg. Autobahn ohne Probleme, diverse Stopps. In Rheinsberg erstmal Mittag gegessen (die letzte ordentliche Mahlzeit), dann weiter nach Zechlinerhütte. Dort die Boote ausgeliehen und gleich bezahlt, alles Gepäck verstaut ("Wer clever war hat möglichst wenig Gepäck mitgenommen.") und los gings.

An die Technik hab ich mich relativ schnell gewöhnt, hatte auch Micha im Boot, der das ganz gut konnte, so dass wir recht fix waren. Micha und Frank waren auch an den folgenden Tagen die Vorneweg-Paddler. Die ersten Duelle mit den Yachten an engen Brückendurchfahrten, die ersten Schleusen und der erste Zeltplatz. Der war zwar nicht so toll, außerdem teuer, aber es war gut, dass wir dort geblieben sind, denn kaum hatten wir die Zelte aufgebaut, ging es los: Geschifft ohne Ende, so dass wir uns wohl oder übel schlafen legen mussten. In der Nacht ist Sven nochmal raus, um einen Abwassergraben um sein Zelt zu buddeln, da es sich drunter schon wie ein Wasserbett angefühlt hatte - das Püppchen! Püppchen wurde das Modewort dieses und der darauf folgenden Tage. Zeltverteilung: Sven/Conny, Frank/Doreen, Matti/Jan, Manu, Micha.

Montag, 5.8.

Es hatte aufgehört zu regnen. Ich war relativ zeitig munter und hab mich aus dem Zelt geschlichen, um Matti nicht zu wecken. Erst wollte ich schwimmen, hatte aber meine Badehose im Zelt vergessen und ohne wollte ich nicht, weil doch schon einige Leute wach waren. Bin ich halt bissl durch den Wald spazieren gegangen und hab mir die spiegelglatte Wasseroberfläche angeschaut. Durch den Regen und die am Hang runtergespülten Sandmassen hatte sich eine neue kleine Landzunge gebildet. Als ich wieder hoch zu den Zelten bin, war der Rest inzwischen auch munter, so dass wir die Morgentoilette erledigen und das Frühstück vorbereiten konnten. Die Zelte haben wir auch abgeklopft und eingepackt - zum Glück, denn kurz danach ging es wieder los, richtig mit Blitz und Krach und Donner. Die Sachen konnten wir unter einem Vordach lagern, wir selber saßen unter einem Holzdach, die Füße im Wasser, von beiden Seiten regnete es rein und wir waren damit beschäftigt, die Brötchen in trockenem Zustand geschmiert und in den Mund zu bekommen :-) Kurz danach kam ein Mann aufgeregt zu uns hingestolpert: "Kucken Sie mal! Haben Sie das schon gesehen?!" Keiner hatte was gesehen, so dass wir kuckten. Da hatte am anderen Ufer der Blitz in ein Haus eingeschlagen, das sofort lichterloh brannte. Zum Glück war es "nur" ein Bootshaus (aber ein schönes), so dass es wahrscheinlich zu keinen Personenschäden kam. Matti, der Katastrophentourist, stürzte sich in den Regen, um ein Foto zu schießen. Nachdem wir eine Weile ausgeharrt hatten, sind wir dann nach und nach in den Waschraum umgezogen, da es dort wärmeres Wasser als draußen gab.

Irgendwann nach dem Mittag ließ der Regen dann endlich nach, so dass wir weiterpaddeln konnten. Selbes Programm wie den Tag vorher, nur weiter. Unterwegs angehalten, um leckeren Fisch zu essen. Ich mit Matti gepaddelt und gelernt, dass man die Wellen der Motorboote besser mit der Seite als mit dem Bug nimmt, da es sonst reinschwappt. Sven hat, statt was zu sagen, nur gelacht, danke sehr! :-) Am Abend das Zeltlager mitten im Wald aufgeschlagen, da wir mal wild campen wollten. Da es wieder anfing mit regnen, hat sich Manu zum Abendessen zu Sven und Conny ins Zelt verzogen, dann ich, dann noch Micha und Frank. Matti hat geschlafen, Doreen Migräne. Also 6 Leute in einem Zweimannzelt, sehr gemütlich :-) Nach dem Essen haben wir "Wahrheit oder Tat?" mit Flaschendrehen (besser: -werfen) gespielt, uns aber auf "Wahrheit" beschränkt, da "Tat" wahrscheinlich eher draußen gewesen wäre, wo es doch etwas nass war.

Auf einmal hörten wir ein Motorboot auf dem See - so spät? Und plötzlich leuchtete es an unsere Zelte. Suchten die etwa nach Wildcampern? Wir waren still. Wieder das Leuchten und plötzlich sah Sven zwei Füße vor dem Zelt. Die waren aber gleich wieder weg. Keiner traute sich rauszugehen und eine Stimmung wie in "Blair Witch Project" kam auf. Und es wurde sehr unbehaglich, mit dem Rücken zur Zeltwand zu sitzen. Und plötzlich... schaute Matti mit einer Taschenlampe zum Zelt rein und lachte sich schief. Er war die "Leuchte" und hatte alles, was wir gesagt und befürchtet hatten, gehört und entsprechend agiert. Der Sack! :-) Er ist dann wieder ins Zelt gegangen, und irgendwann rief es: "Stopp! Stopp! Pass auf, das Zelt!" und es raschelte, als würde jemand übers Zelt fallen. Wir sofort hellwach, aber Totenstille folgte. Dann ein zaghaftes Rascheln und Matti war aus seinem Albtraum erwacht, aber wir äußerst unruhig... Resultat war, dass der Großteil dann geschlossen zum Pullern gegangen ist. Ich bin alleine los, aber es war schon etwas eigenartig, nichts außerhalb des Lichtkreises der Taschenlampe zu sehen und ich war froh, als ich wieder am Zelt angelangt war. Mach extra leise auf und sag noch: "Matti, ich komm jetzt rein", um ihn nicht zu erschrecken, und hab plötzlich einen Lichtstrahl mitten im Gesicht! Buh! Da saß er im Vorzelt und hatte mich erschreckt. Der Sack! :-) Die Nacht verlief ruhig, Zeltaufteilung wie gehabt. Modewort: "Samson", da Manu gerne einen solchen (sprich: einen großen, kräftigen Bären - bitte nicht zu wörtlich nehmen - als Freund hätte). Der aufregendste Tag ;-)

Dienstag, 6.8.

Dem Morgen graute, als er uns erblickte. Nein, nicht ganz. Es regnete nicht mehr, so dass Matti und ich (wie auch schon am Vorabend) baden gehen konnten. Diesmal ging es auch ohne Badehose, denn es war ja niemand da :-) Tja, diesmal etwas trockener gefrühstückt, Zelte abgebaut, für ein paar Minuten mit dem Klappspaten und einer weißen Rolle im Wald verdrückt, die Boote zurück ins Wasser getragen und weiter gings. Diesmal bin ich mit Sven gefahren. Zwischenstopp in Mirow, einkaufen gehen und Fischbrötchen verspeisen. Dann gabs noch gekaufte Melone. Ich hab mir ein Basecap zugelegt, wegen der Sonne. Die war tatsächlich rausgekommen und es blieb den ganzen Tag auch schön. Mein Handtuch, was ich auf den Knien hatte, wurde so auch mal wieder trocken. An einem Zeltplatz mussten wir das Ruder von einem der Boote reparieren lassen, da es sich gelöst hatte. Wir haben dann die Vorneweg-Paddler vorneweg paddeln und uns mit Manu und Conny Zeit gelassen. Da nördlich von Mirow auch die motorbootfreie Zone begann, war es richtig schön ruhig, so dass man sich einfach nur dahintreiben, die Natur beobachten, quatschen und Kekse essen konnte :-) Zwischendurch haben wir die beiden auch mal "abgeschleppt" :-) Nach der nächsten Biegung hatten die anderen schon eine halbe Stunde auf uns gewartet, waren inzwischen baden usw. Ich war dann allerdings auch nochmal baden, so viel Zeit muss sein. Später hatte sich dann ein kleiner Frosch in Svens Hosenbein verirrt und saß eine Weile auf seinem "Balkon", ehe er hoch hinaus auf Svens Bein strebte und letztendlich wieder in den Weiten des Wassers verschwand.

Weiter wollten wir in Richtung Müritz, aber da war das Wasser zu Ende. Schluss. 200m über die Straße. Zum Glück stand ein Wagen da, so dass wir die Boote einzeln, aber samt Gepäck, rüberfahren konnten. Sonst hätten wir sie ausräumen und tragen müsen, und die sind nicht leicht! Wir haben gleich noch einem anderen Boot geholfen, damit die nicht so lange warten mussten. Die haben ein paar Fotos gemacht und sind weiter. Wir dann auch. Manu und Doreen mussten sich schweren Herzens vom Schlamm verabschieden, wo sie catchen wollten :-) Wenig später kam ein Zeltplatz an uns vorbei, Sven ist mehrere hundert Meter bis zur Rezeption gelatscht, Frank kam inzwischen zurück und sagte, der nächste Platz direkt an der Müritz sei besser. Dort sind wir dann auch hin. Nochmal baden gewesen, man konnte echt bis zur Boje raus laufen! Die sanitären Anlagen waren spitze, so dass wir duschen konnten: Micha, ich, Sven, Frank & Doreen (die beiden wollten einen Duschchip sparen). Sven hätte zwar auch gern mit Conny geduscht, aber die war schon in der Frauendusche verschwunden - ohne Handtuch... das hat sie dann beim Rausgehen bekommen. Der nächste, der bei uns in den Duschraum kam, hat zwar etwas verwundert geguckt, als er eine Frauenstimme hörte, aber Doreen war ausnahmsweis mal ganz anständig und hat auch "nichts gesehen" ;-) Den Abend haben wir dann auch gegrillt. Die beiden vom 200m-über-die-Straße-tragen haben wir auch wiedergetroffen. Ein Mann hat sich dann noch zu uns gesetzt und bissl erzählt, seine Frau wollte derweil schlafen, deswegen wollte er nicht stören. Die Mücken waren dort total blöd und sind in die Kerzen geflogen, so dass dann alles voll lag... Matti wurde von irgendwas gestochen, sah ziemlich böse aus. Nagut, irgendwann dann schlafen gegangen. Zeltverteilung wie gehabt, nur Micha schlief jetzt bei Manu - der neue Samson? Alles in allem der schönste Tag.

Mittwoch, 7.8.

"Paddeln an der Müritz". Aber zuerst gefrühstückt, Matti den Rest seines Insekts aus dem Bein operiert, alles zusammengepackt und los! Auf der Müritz waren die Wellen höher, aber Doreen und ich haben das gut gemeistert. Andere hatten nicht so viel Glück, die mussten am nächsten Kanal anlegen und das Wasser aus dem Boot entfernen. Zum Glück hatte Frank einen Schwamm mit. Die Müllsäcke zum Schutz der Sachen waren auch nicht 100% dicht. Ich hatte zum Glück zwei wasserdichte Packsäcke geliehen bekommen, so dass meine trockenen Sachen auch trocken blieben. Jetzt kam der Mirower Kanal, bald 10km lang. Den sind wir dann durchgeschippert, aber dummerweise fing es an mit platschen. Strippen und Bindfäden hats geregnet, zwar zwischendurch immer mal nachgelassen oder sogar aufgehört, aber dann gings weiter. Doreen und ich haben auf Sven und Conny gewartet, die schon weit zurücklagen, weil sie sich unter einen Baum verzogen hatten. Hat aber auch nix gebracht. Meine Regenjacke lag sicher und trocken am Boden des Packsackes, der am unerreichbarsten war. Gut, saß ich halt nur mit kurzer Hose und Mütze da. Letztere hat dummerweise etwas abgefärbt. An der großen Mirower Schleuse (über 3m) haben die anderen dann auf uns gewartet und wir sind gemeinsam durch die Schleuse. Nix wie zum nächsten Zeltplatz und Zelte aufgebaut. Mein Zelt hat den Vorteil, dass man das Überzelt zuerst aufbaut und den Rest dann trocken untendrunter. Dafür waren die anderen Zelte schneller oben und mit Überzelt bedeckt, so dass da auch nicht wirklich was nass geworden ist. Eine Oma kam vorbei und meinte: "Um 11 ist aber Ruhe!", aber sie war dann so nett, uns ein paar Sachen zu trocknen, so dass wir ihr den Gefallen getan haben. Die Duschen waren hier zwar nicht ganz so toll, aber Sven konnte endlich mit Conny zusammen duschen :-) Den Rest haben wir noch gegrillt, die Kerzen wieder aufgestellt (diesmal waren die Mücken aber intelligenter) und noch ein bisschen erzählt. Zeltaufteilung wie vorher - Manu und Micha-Samson kommen scheinbar gut miteinander aus. Der nasseste Tag.

Donnerstag, 8.8.

Weiter gen Süden. Vorher wie immer lecker gefrühstückt, die Sachen großteils trocken wiederbekommen und zusammengepackt. Diesmal ich mit Manu unterwegs. Unterwegs nochmal Rast gemacht und wie am Montag leckeren Fisch gegessen und gleich noch Brötchen eingekauft, da wir nochmal wild campen wollten. Das Wetter war ok, es ist aber nichts aufregendes weiter passiert. Den Zeltplatz des ersten Abends haben wir links liegenlassen und uns erstmal das abgebrannte Bootshaus angeguckt. Da stand nix mehr, nur noch ein paar verkohlte Balken erinnerten daran, dass hier mal was stand... schade drum. Wir haben dann einen schönen Platz im Wald gefunden und waren alle nochmal baden. Da ich etwas weiter geschwommen bin, haben sich die anderen irgendwann Sorgen gemacht und ein Boot losgeschickt, aber da bin ich grad zurückgekommen. Haben dann Nudeln gekocht und sind nach einem schönen Abend mit Massage von Conny & Co. dann schlafen gegangen. Zeltverteilung s.o. Der vorletzte Tag.

Freitag, 9.8.

Früh das böse Erwachen: Zecken! Sven hatte 5, Conny 3, Matti 1, Doreen und Frank glaube auch. Ich hatte eine im Zelt, aber die kam noch nicht zum Zug. Die kriechen aber echt an die unmöglichsten Stellen, halt dort, wo es am wärmsten ist. Da braucht man dann zwei Leute, um alle zu finden und zu entfernen... Schnell gefrühstückt und dann nix wie weg! Nach Zechlinerhütte war es nicht mehr weit, so dass wir uns etwas Zeit gelassen haben. Dort dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge ausgeladen. Einerseits war es schön, wieder in der Zivilisation zu sein und sich auf ein warmes (und trockenes!) Bett freuen zu können, aber andererseits war es auch schade, dass es vorbei war. Wir sind dann in Rheinsberg nochmal essen und einkaufen gewesen, dann gings ab nach Hause, wo wir abends angekommen sind. Das war's also.