Geschichte und Kultur Chinas und Japans

Geschichte und Kultur Chinas und Japans

Quellen: s. http://www.uss-defiant.de/travel/links.htm

Chinesisch:

Land: Grenzlinie von bewaffneter Hand bewacht
      Kurzzeichen: Grenzlinie + Symbol für "Jadestein" ("edel")

- Mensch:         人 (ren)
- Gott:           (shàngdì)
- Sonne:          (rì)
- Baum:           
- Buch:           
- Osten:          
- Hauptstadt:     
- Peking:         - nördl. Hauptstadt
- Tor:            
- Zentrum, Mitte: 中 (zhōng) - Zielscheibe von Pfeil getroffen
- China:          中国/中國 (zhōng guó) - Reich der Mitte

Japanisch:

- Mensch:         人 (hito, jin) - Strichmännel
- Gott:           神 (kami)
- Sonne:          日 (hi, ni)
- Baum:           木 (ki), 木本 (mokuhon) - Stamm, Buch, Haupt-
- Buch:           本 (hon, pon) - Ursprung (Baum mit Wurzeln)
- Japan:          日本 (nihon, nipon)
- Osten:          東 (higashi) - aus Baum und Sonne
- Hauptstadt:     京 (kyou)
- Tokio:          東京 (tokyo) - östl. Hauptstadt
- Tor:            門 (mon)
- Zentrum, Mitte: 中央 (chuu, naka)


Geographie und Länder Ostasiens
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- Länder zeigen
- Inseln, Halbinseln, Meere, Flüsse, Gebirge
- Flussnamen usw. erklären - TODO: Wikipedia


China und Taiwan
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Geschichte
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- chinesischer Begriff für China lautet chin. 中国/中國, Zhōngguó „Reich der Mitte“
- chinesische Schrift als das älteste noch in Gebrauch befindliche Schriftsystem der Welt
- gehört zu den ältesten Zivilisationen und Hochkulturen der Menschheit
- im Mythos geht sie ursprünglich auf die drei Urkaiser zurück:
  Fuxi, Shennong und schließlich der Gelbe Kaiser Huang Di als eigentlicher Kulturschöpfer
– ihnen voran gingen 16 irdische und eine Reihe himmlischer Kaiser (vor 5.000 bis 6.000 Jahren)
- Reihe von Dynastien unterschiedlicher Ausdehnung

Frühe Dynastien:

- Xia-Dynastie (vor ca. 4000 Jahren), angeblich Kaiser Yu
- Shang-Dynastie, auch Yin genannt (1570-1066 v.Chr.)
  - erste Schriftzeugnisse, Bronzeverarbeitung, Münzen, Wälle, Pferde-Streitwagen, Bürokratie
- Zhou-Dynastie (1045-221 v.Chr.)
  - Zusammenschluss vieler kleiner Stämme unter Zhou
  - 170 Königreiche (anfangs Könige und Herzoge), Zentralisierung -> 7 Königreiche
  - Waffen aus Eisen, Blütezeit der großen Philosophen Chinas

Kaiserzeit:

- Qin-Dynastie (221-207 v.Chr.) unter Zhao Zheng
  - Qin war eines der 7 Königreiche, westlicher Name "China" leitet sich davon ab
  - brutaler Herrscher, mehrere gescheiterte Attentate (vgl. "Hero" mit Jet Li)
  - Zheng unterwarf die anderen Reiche -> 221 v.Chr. Reichseinigung
  - Kaiserkrönung zu Qin Shihuangdi (Erster Gottkaiser von Qin)
  - Reformen, Maße und Gewichte standardisiert, Vereinheitlichung der Schrift
  - durch Zwangsarbeit Große Penetrante :-) Chinesische Mauer gebaut (um 214 v.Chr.)
  - Verbindung der Mauern der 7 Reiche, Verteidigung gegen Nomaden im Norden
  - 210 v.Chr. starb der Kaiser, Grabbeigabe u.a. Terrakotta-Armee (unbedeutend, nicht mal erwähnt)
- Han-Dynastie (206 v.Chr.-220 n.Chr.)
  - Blütezeit, chin. Volk daher als Han-Chinesen bezeichnet
  - 111 v.Chr. Eroberung von Kanton, Unterwerfung von Kleinstaaten entlang der Seidenstraße
  - indirekte Handelsbeziehung mit Römischem Reich
  - Buddhismus gelangt nach China, Staatsphilosophie jedoch Konfuzianismus
- Zeit der Drei Reiche (220-280)
  - Zentralmacht zusammengebrochen, regionale Kriegsfürsten, kurzzeitige Bündnisse, erneute Kämpfe
  - 3 regionale Mächte: Wei-Dynastie (chin. Kernland), Kesselprovinz Sichuan, Wu-Dynastie (südlich Yangtse)
  - sehr bekannt, u.a. durch populären Roman "Die Geschichte der Drei Reiche"
- Jin-Dynastie (265-420)
  - letzter Wei-Kaiser abgesetzt, durch Schwäche der anderen Reiche erneute Einigung
  - Überbleibsel um heutiges Nanjing, Kernland keine stabile Regierung, 16 Königreiche in schneller Folge
- Südliche und Nördliche Dynastien (420-581)
  - zwei Machtblöcke (am Huang He und am Yangtse) kämpfen um ganzes Land
  - Macht der Militärbefehlshaber steigt, Süden schneller Wechsel von 4 Dynastien, Norden Nördliche Wei
  - erste Blüte des Buddhismus, im Norden z.T. Staatsreligion, viele Klöster
- Sui-Dynastie (581-618)
  - Wiedervereinigung des Landes
  - Reformen und Bauvorhaben, z.B. Kaiserkanal (Verbindung Yangtse-Delta mit Nordchina)
  - aber hohe Steuern und Fronarbeit der Bauern -> Aufstände
- Tang-Dynastie (618-907)
  - erneuter Höhepunkt der Kaiserzeit, innere Machtkämpfe
  - amerikanische Chinatowns heißen Tang Ren Jie (Straßen der Tang-Menschen)
  - in ersten 150 Jahren häufige Eroberungsfeldzüge nach Zentralasien und Korea
  - Handel über Seidenstraße florierte, Christentum erreicht China
  - intensive Beziehungen zu Japan und Korea, Zen-Buddhismus erreicht Japan
- Fünf Dynastien und Zehn Königreiche (907-960)
  - an die Macht geputschter Kaiser konnte Reich nicht kontrollieren, regionale Militärführer
  - in schneller Folge 5 Dynastien in der Hauptstadt, im Süden 10 unabh. Staaten
- Song-Dynastie (960-1279)
  - weitgehende Wiedervereinigung, Armee unter ziviles Oberkommando gestellt
  - Polizeistationen, Ämter, Papiergeld, Seehandel, kulturelle Blüte, Erfindungen
  - um 1100 große Eisengießereien, um 1078 soviel Stahl wie England im 18.Jh.
  - Einführung Reisanbau, Süden wird zur Kornkammer, Verlagerung der Wirtschaftszentren nach Süden
  - Fluss als Handelsweg, Export von Seide und Porzellan
  - Verdoppelung der Bevölkerung von 50 auf 100 Mio., Herausbildung Nationalbewusstsein
  - ständig von außen bedroht, militärisch hochgerüstet, Dschingis Khan fällt 1211 in China ein
- Yuan-Dynastie (1279-1368)
  - Dschingis Khan (1155-1227) gelang es, mongolische Stämme in einem Staat zu vereinen
  - für Jahrhunderte Weltreich, das 1240 sogar bis Mitteleuropa reichte
  - Enkel Kublai Khan errichtete Yuan-Dynastie, Politik der Rassentrennung - nie richtig akzeptiert
  - Bevölkerung um 40 Prozent auf 60 Mio. abgenommen
  - Blüte des Handels mit Zentralasien, Marco Polo über Seidenstraße nach China (1275–1292)
- Ming-Dynastie (1368-1644)
  - Bauernrevolte (Rote Turbane) drängt Mongolen zurück
  - Kunst, Kunsthandwerk, Porzellanherstellung (Ming-Vasen) neuer Höhepunkt
  - im Westen erst 1709 durch Johann Friedrich Böttger am Hofe Augusts des Starken in Dresden
  - Landwirtschaft, Land vom Staat konfisziert, aufgeteilt und an Kleinbauern verpachtet
  - private Sklaverei verboten
  - Rolle des Kaisers autokratischer, Zentralisierung der Reichsbürokratie, Anfang chin. Absolutismus
  - Bevölkerung wieder verdoppelt (120 Mio.), Urbanisierung nahm zu, große Städte wie Nanjing und Beijing
  - besondere seefahrerische Leistungen, Piratentum, technologisch und nautisch führende Seenation
  - erste westliche Handelsposten von den Portugiesen in Macao
  - Expansion, Große Mauer neu erbaut und auf den heutigen Stand gebracht, Schutz gegen Mongolen
  - Netzwerk von Geheimdiensten, angeführt von mächtigen Eunuchen
  - letzter Ming-Kaiser Chongzhen versuchte, Macht der Eunuchen zu beschneiden, Landreform
  - Maßnahmen kamen zu spät, Bauern rebellierten, Kaiser erhängte sich
  - General Wu Sangui rief Mandschu zu Hilfe und öffnete Tore der Mauer für Qing-Armeen
- Qing-Dynastie (1644-1911)
  - letzte chin. Dynastie, gesamtes Ming-Territorium, um Xinjiang, Tibet und Mongolei erweitert
  - Schlüssel zum Erfolg war Kombination aus kriegerischer Begabung der Mandschu und chin. Verwaltung
  - herausragende kulturelle Leistungen, größtes Wörterbuch, Lexikon aller wichtigen kulturellen Arbeiten
  - Fortschritte in der Landwirtschaft, enomer Höhepunkt in der Wirtschaft
  - zwischen 1700 und 1800 Verdopplung der Bevölkerung von 160 auf 300 Mio.
  - wichtigste politische und ökonomische Macht Asiens, 50% der Weltproduktion
  - 1759 mit 11,5 Millionen km² maximale Ausdehnung, deutlich größer als heute
  - Blüte des sinozentrischen Weltbilds
  - im 19.Jh. massive soziale Spannungen, Naturkatastrophen
  - Druck der Europäer, Wirtschaft in Weltmarkt zu integrieren
  - insbesondere GB massives Handelsdefizit aufgrund zu hohen Teeimports (20 Mio. Pfund Verlust jährlich)
  - setzte im Ersten (1839–42) und Zweiten Opiumkrieg (1856–60) Recht durch, mit Opium zu handeln
  - China musste Wirtschaftsprotektionismus aufgegeben, weitere "Konzessionen" an ausländische Mächte
  - 1842 Vertrag von Nanking: Hongkong an Großbritannien abtreten, weitere Vertragshäfen öffnen
  - Politik der offenen Tür, Schaden an Wirtschaft irreversibel, Ökonomie brach zusammen, Massenarmut
  - Aufstände und separatistische Bewegungen teilweise nur mit ausländischer milit. Hilfe niedergeschlagen
  - China mehr und mehr auf Niveau einer Kolonie, eine Demütigung Chinas nach der anderen
    - 1895 Niederlage gegen Japan
    - 1900 außer Kontrolle geratener Boxeraufstand, 1901 Boxerprotokoll
  - konfuzianische Herrschaft v.a. Ansehen des Kaisers, letzte Kaiser zu viele Gesichtsverluste
  - Qing-Dynastie Anfang des 20.Jh. am Ende, musste Ruf nach Reformen nachgeben
  - Modernisierungsbestrebungen, 1898 Militärputsch, Reformer abgesetzt
  - Korruption lähmte Armee, modernisierte Truppen in mehreren Kriegen vernichtend geschlagen
  - zwei Oppositionsbewegungen gegründet:
    - Gemäßigte: Reform des Kaisertums hin zu konstitutioneller Monarchie
    - Revolutionäre: Kaisertum endgültig beseitigen und China zu Republik machen

Republik China (1912-1949):

- 1911 Ende der Qing-Dynastie und des letzten Kaisers, Pu Yi
- General Yuan Shikai verhandelte  mit Revolutionären unter Sun Yatsen, der am 1.1.1912 Republik China ausrief
- andererseits setzte er das Kaiserhaus unter Druck
- um Bürgerkrieg zu verhindern, verzichtete Sun auf Präsidentenamt zugunsten Yuans
- dieser wollte 1915 selbst Kaiserthron besteigen, Provinzen und seine eigenen Generäle rebellierten
- enttäuscht und gekränkt starb Yuan kurz darauf am 6. Juni 1916
- für zwei Wochen wurde 1917 nochmals Pu Yi restauriert
- in der Folgezeit diverse Aufstände
- mächtige Beiyang-Armee (Beiyang=Peking) von Yuan Shikai zerfiel in mehrere Fraktionen, die einander bekämpften
  (Nördliche Militaristen)
- viele Südprovinzen erklärten sich für unabhängig
- Sun Yatsen versuchte ab 1921, in Kanton Machtbasis aufzubauen, um seine Ideale einer Republik wiederherzustellen
- endete im chin. Bürgerkrieg
- 1917 nach Erklärung des U-Boot-Kriegs durch Deutsches Reich in Ersten Weltkrieg einbezogen
- erklärte Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg, jedoch keine Truppen entsandt
- Angst vor Japans harter imperialistischer Interessenspolitik
- im November 1914 hatte Japan  deutsche Kolonie Kiautschou/Tsingtau an Chinas Küste eingenommen
- Appetit auf neue Eroberungen, China wollte Beistand der europäischen und amerik. Alliierten
- Japan eroberte 1931 Mandschurei, 1932 Marionettenstaat Mandschukuo mit Pu Yi als Kaiser
- 1937-45 zweiter sino-japanischen Krieg
- China nach der Sowjetunion die zweitgrößte Opferzahl von allen beteiligten Nationen, u.a. Massaker von Nanking
- danach erneuter Konflikt zwischen Kommunisten und Nationalisten
- 1949 besiegten Mannschaften Mao Zedongs die Kuomintang unter Chiang Kai-shek
- 1949 floh Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek auf Taiwan

Volksrepublik China (seit 1949):

- am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China ausgerufen
- neue Regierung übernahm schnell die Kontrolle, formte Staat nach leninistischem Vorbild
- Erfolge bei Bekämpfung der Inflation und Wiederaufbau der Infrastruktur -> Popularität
- darniederliegende Landwirtschaft so weit aufgebaut, dass China sich selbst versorgen konnte
- 1958 neues Wirtschaftsprogramm "Großer Sprung nach vorn"
- Politik der Bildung von LPGs, Volkskommunen und industrieller Produktionsbetriebe auf dem Land scheiterte
- erzeugter Stahl mindere Qualität, Chaos der Umstrukturierung endete in Hungersnot (ca. 30 Mio. Tote)
- 1966 "Große Proletarische Kulturrevolution", die das Land in ein Jahrzehnt von Chaos stürzte
- Junge Rote Garden zerschlugen, was Bürgerkrieg und Japaner vom reichen chin. Erbe übrig gelassen hatten
- besonders Tibet litt, wo Großteil der Klöster und historischen Stätten blind zerstört wurde
- gesamte Kultur, die nicht in proletarisches Schema passte, unterdrückt, verboten, zerstört
- außenpolitisch isoliert, Chinesisch-Sowjetisches Zerwürfnis
- in UNO nach 1945 (bis 1971) Taiwan als Nachfolger der chin. Republik vertreten
- USA entdeckten im isolierten China potentiellen Verbündeten gegen Moskau
- Gegensatz zum erklärten Ziel Chinas, durch "beständige Kulturrevolution" Welt kommunistisch zu machen
- Vereinigten Staaten Schutzmacht des Erzfeindes Taiwan
- Zerwürfnis mit Moskau wog schwer genug, Kontakte in Richtung USA zu knüpfen
- 1972 reiste Nixon mit der am. Tischtennis-Nationalmannschaft nach China (Ping-Pong-Diplomatie)
- Mao Zedong starb 1976, Nachfolger Hua Guofeng
- 1977 bekam der von Mao entmachtete Deng Xiaoping seine Ämter zurück, bald wichtigster Politiker
- Beziehungen zum Westen weiter verbessert, VR China international anerkannt
- "sozialistische Marktwirtschaft", Reichtum galt nun als schick
- Volkskommunen aufgelöst, Bauern durften auf eigene Rechnung wirtschaften
- Wirtschaft gehört seitdem zu den am schnellsten wachsenden der Welt
- aber verstärkte Umweltzerstörung, wachsende Schere zwischen arm und reich
- mangelnde Rechte der arbeitenden Bevölkerung, Korruption in KP und Militär
- innerchinesische Diskussionen um den richtigen Weg
- jähes Ende der Demokratisierungsbewegung, als am 4.6.1989 demonstrierende Studenten von Volksbefreiungsarmee
  gewaltsam und blutig vom Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) vertrieben wurden (Tian'anmen-Massaker)
- Übertragung des Ereignisses im internationalen Fernsehen, weltweite negative Aufmerksamkeit
- auch DDR-Soldaten vorgespielt
- 1997 Tod Deng Xiaopings, jüngere Führungsgeneration
- Aufgabe, Balanceakt zwischen Marktwirtschaft und kommunist. Staatsform zu schaffen
- diese "dritte Generation" trat 2003 "hinter den Bambusvorhang" zurück
- machte einer neuen, zumindest vorläufigen "vierten Generation" Platz
- Ministerpräsident Wen Jiabao hielt auf dem Volkskongress 2004 eine erstaunliche Rede
- ging auf die neuen sozialen Spannungen im Land ein, könnte Trendwende einläuten
- reines Mengenwachstum der Volkswirtschaft könnte durch eine Berücksichtigung auch ökolog. Aspekte abgelöst werden
- am 1.7.97 wurde Hongkong chinesische Sonderverwaltungszone, am 1.12.99 folgte das portugiesische Macao
- Internet in China stark zensiert und überwacht, "Great Firewall of China" (防火长城/防火長城, fanghuo changcheng)
  - Google und Yahoo! haben sich Politik der VR China angepasst
  - Ergebnisse zu Unabhängigkeit, Opposition, Tibet, Dalai Lama und auch Taiwan gefiltert
  - kleine Pop-up-Cartoon-Polizisten, die auf Website der Pekinger Polizei verlinken
  - populäre Blogs in Taiwan wie wretch.cc gesperrt (auch von Hongkongnesen und Chinesen verwendet)
  - oft Ansprachen über Taiwan im Fernsehen oder Zeitungen zensiert, z.B. Ang Lees Oscar-Reden 2001 und 2006
- Todesstrafe, absolut gesehen Weltspitze
  - Vielzahl von Delikten: Drogendelikte, Korruption, Wirtschaftskriminalität, Tötung von Pandas
  – aber auch Weitergabe von "Staatsgeheimnissen", sehr freizügig interpretiert
  - z.B. Angaben über tatsächliche AIDS-, SARS- oder Vogelgrippeverbreitung
  - 2004 mind. 3400 Menschen hingerichtet und 6000 Todesstrafen verhängt, Dunkelziffer viel höher
  - nach Tian'anmen-Massaker Millionen Menschen in Arbeitslagern gefangen gehalten
  - von der Partei verfolgte Gruppen wie Demokraten, Menschenrechtler, Gewerkschafter u.v.m.
  - 14.3.04 weitgehende Änderungen der chin. Verfassung, Achtung von Menschenrechten und Privateigentum
  - in offiziellen Verlautbarungen wird Menschenrechtsbegriff mit "chinesischer Prägung" ausgegangen
- Austragung der olympischen Sommerspiele in Peking, 2008

Taiwan und Republik China (seit 1949):

- 1583 Portugiesen als erste Europäer, nannten die Insel Formosa ("Ilha formosa", "schöne Insel")
- 1624 besetzten niederländische Seefahrer und Niederländische Ostindien-Kompanie Süden der Insel
- Anwerbung von Siedlern, erste größere chin. Einwanderungswelle
- christliche Missionierung der Ureinwohner, erste öffentliche Schulen, lat. Alphabet
- 1683 durch Qing-Dynastie annektiert
- nach verlorenem chin.-jap. Krieg 1894/95 Formosa an Japan abgetreten
- Taiwan dem japanischen Kaiserreich bis 1945 als Provinz angegliedert
- jahrzehntelange blutige Auseinandersetzungen, Bergvölker unter Kontrolle gebracht
- Schulen und Polizeistationen in den Dörfern eingerichtet
- versucht, Shintoismus als Staatsreligion und -ideologie einzuführen
- während jap. Okkupation und 2.Weltkrieg wandelte sich Wirtschaft im öffentlichen und privaten Sektor
- besonders bei öffentlichen Bauarbeiten, schnellere Kommunikation, besserer Transport
- Schulsystem verbessert und verpflichtend für alle Bürger
- 1945 in damalige Republik China unter Führung von Chiang Kai-shek eingegliedert
- Truppen der Republik von Taiwanern zunächst begeistert begrüßt
- wegen Korruption, Inflation und wirtschaftlichen Niedergangs Spannungen zwischen Taiwanern und Verwaltung
- beim Zwischenfall vom 28.2.47 blutig niedergeschlagener Volksaufstand
- nach Niederlage im chin. Bürgerkrieg zog sich Kuomintang auf Taiwan zurück
- rief dort 1950 erneut die Republik China aus
- Goldreserven und Fremdwährungen des Festlandes nach Taiwan gebracht, Preise stabilisiert, Hyperinflation entgegengewirkt
- neue intellektuelle und wirtschaftliche Elite des Festlandes
- neue Gesetze mit höherer Effektivität erlassen als auf dem größeren Festland
- importsubstituierende Industrialisierung, Importgüter durch Eigenproduktionen ersetzt
- wirtschaftliche Hilfe wie Subventionen durch die USA möglich
- ursprüngliche Bewohner Taiwans aus Politik ausgeschlossen, wichen in Wirtschaft aus
- Taiwans schnelle Industrialisierung und Wirtschaftswachstum: Taiwan-Wunder (Táiwān Qíjì) oder Taiwans Wirtschaftswunder
- mit Singapur, Südkorea und Hong Kong gehört Taiwan zu den vier "Tigerstaaten"
- mehrere Konflikte mit VR China in 50er Jahren, 1962 milit. Angriff auf VR geplant
- im UN-Sicherheitsrat nahm den chin. Sitz zuerst Taiwan ein
- am 25.10.71 wurde Taiwan aus UNO "ausgeschlossen", VR China übernahm als Nachfolger auch Platz im Sicherheitsrat
- bis in die 1970er Jahre meisten westlichen Staaten Beziehungen zur Republik China, Ostblock zur VR China
- Ein-China-Politik von der VR China verfolgte politische Prämisse, dass es nur ein "China" gibt (mit VR indentifiziert)
- umfasst neben Festland-China mit Macau und Hongkong auch von Republik China kontrolliertes Taiwan
- alle Staaten, die diplomatische Beziehungen zur VR China aufnehmen wollen, müssen diese Prämisse anerkennen
- entweder VR China oder Rep. China alleinige legitime Regierung von ganz China, mittlerweile beide Standpunkte abgemildert
- ein China, bestehend aus Festland-China und Taiwan, unterschiedliche Interpretationen dieses einen China
- weitere Interpretation: nur eine geographische Region China, durch Bürgerkrieg in zwei Regierungen gespalten
- wegen Ein-China-Politik kaum offizielle diplomat. Beziehungen zu Taiwan, stattdessen "Kulturinstitute" und "Handelsbüros"
- einige Staaten, z.B. Vatikan, erkennen weiterhin nur Taiwan an
- Bezeichnung "Chinese Taipei" ist der einzig annehmbare Name auf den meisten internationalen Spielfeldern
- "Taiwan" würde annehmen lassen, dass Taiwan eigener Staat wäre, "Republik China" suggeriert, dass es zwei Chinas gibt
- 15.7.87 Aufhebung des seit 19.5.49 geltenden Kriegsrechts, Demokratisierung
- 1992 erstmals freie Parlamentswahlen, 1996 direkte Präsidentschaftswahlen
- März 2000 Chen Shui-bian erster Präsident, der nicht von Kuomintang gestellt wird
- 2005 über Chinesisch-Neujahr das erste Mal wieder Direktflüge von VR China nach Taiwan und umgekehrt
- 14.3.05 VR China Anti-Sezessionsgesetz, autorisiert Einsatz militärischer Gewalt, um Bestrebungen,
  die sich von Ein-China-Politik entfernen, zu begegnen, nicht von der VR China als dem "Einen China" gesprochen
- räumt VR das Recht ein, gegen Taiwan militärisch vorzugehen, sollte es formale Unabhängigkeit erklären
- in Taiwan Gesetz, das der Insel das Recht einräumt, formale Unabhängigkeit zu erklären,
  sollte es von der VR militärisch bedroht oder angegriffen werden
- Mai 2005 besuchte Oppositionsführer Lien Chan (Kuomintang) erstmals die Volksrepublik
- Medienereignis von der Propaganda der Volksrepublik groß gefeiert

28.05.2008:
Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao hat in Peking den Vorsitzenden der taiwanesischen Regierungspartei
Kuomintang, Wu Poh-hsiung, empfangen.  Es ist das ranghöchste Treffen zwischen beiden Seiten seit mehr als
sechs Jahrzehnten. Chinas Präsident sagte, beide Seiten sollten gemeinsam für eine friedliche Entwicklung
arbeiten. Peking betrachtet den Inselstaat als abtrünnige Provinz.

12.06.2008:
China und Taiwan haben die Einrichtung ständiger Vertretungen vereinbart. Das teilte ein Sprecher der
taiwanesischen Delegation in Peking nach den ersten offiziellen Verhandlungen seit fast zehn Jahren mit.
Auch die Aufnahme eines erweiterten Flugverkehrs soll demnach geprüft werden. Zwischen China und Taiwan
gibt es seit fast 60 Jahren keine fahrplanmäßigen Reiseverbindungen mehr.

04.07.2008:
Zum ersten Mal seit fast 60 Jahren hat es einen Direktflug von China nach Taiwan gegeben. Die Maschine der
"China Southern Airlines" landete heute früh in Taipeh. - China und Taiwan hatten sich vor drei Wochen in
einem historischen Abkommen darauf verständigt, die seit 1949 eingestellten Direktflüge wieder aufzunehmen.

Tibet:

- Status Tibets immer wieder in der Diskussion, polit. Zündstoff, s. Treffen Merkels mit Dalai Lama
- bis Anfang des 18.Jh. Region ohne festgelegte Grenzen, innere Autonomie unter mongolischer Schirmherrschaft
- China erklärte um 1720 Gebiet Tibets zu seinem Protektorat bei voller innerer Autonomie
- fast 200 Jahre lang, Vorteile für beide Seiten (Schutz und eindeutiges chin. Hoheitsgebiet)
- im 19.Jh. feudales System unter den Lamas
- große Klöster besaßen Hauptanteil des Landes, zogen Abgaben ein
- monopolisierten Bildungssystem sowie meiste wirtschaftliche Aktivitäten
- 1904 brit. Expeditionscorps erreicht Lhasa, Flucht des 13. Dalai Lama in Mongolei
- Abkommen, in dem Öffnung der Grenze und Handel zu Britisch-Indien begünstigt wurden
- Tibet durfte nicht ohne Einverständnis der Briten in Verhandlungen mit anderen Ländern treten
- de facto Protektorat der Briten, jedoch keine Einmischung in innere Angelegenheiten
- 1907 Abkommen zwischen England, China und Russland: Suzeränität Chinas
- 1910 schickten die Chinesen eigene militärische Expedition, um Anspruch zu festigen
- Dalai Lama floh erneut, diesmal nach Indien
- mit Ende des Kaisertums in China 1911 verließen chinesische Truppen Tibet
- Dalai Lama kehrte 1912 zurück und zog 1913 in Lhasa ein, erklärte förmliche Unabhängigkeit
- nie anerkannt, Ansprüche Chinas nie aufgegeben, wenig Zeit, sie durchzusetzen
- nach Tod des 13. Dalai Lama schickte China Kondolenz-Mission nach Lhasa
- Bürgerkrieg ab 1945, alle chin. Beamten des Landes verwiesen, eigene Armee aufgerüstet
- nach 1949 erwachte Anspruch auf Tibet und dessen Anschluss an das chinesische "Mutterland" erneut
- im Oktober 1950 erreichte die Volksbefreiungsarmee die tibetische Stadt Chamdo
- einen Monat nach der Kapitulation der Armee in Osttibet übernahm in Lhasa mit 15 Jahren der 14. Dalai Lama die Regierung
- anschließender Appell an UN durch Ablehnung von GB und Indien wegen "ungeklärten Rechtsstatus Tibets" erfolglos
- Repräsentanten der tibetischen Regierung unterzeichneten am 23.5.51 unter polit. Druck in Peking 17-Punkte-Abkommen
- allerdings keine Vollmacht durch Regierung
- Integration Tibets in China festgelegt, regionale Autonomie, Religionsfreiheit, polit. System unverändert
- Reformprozesse ohne Druck durch chin. Zentralbehörden, nur durch die tibet. Regierung
- Regierung in Lhasa stimmte aufgrund dieser Zusicherungen am 24.10.51 dem Abkommen zu
- Wenige Tage darauf brach Volksbefreiungsarmee nach Zentraltibet auf
- starke Militärpräsenz in Lhasa, zahlenmäßig fast Bevölkerungszahl
- keine Versuche, soziales oder religiöse System im neu geschaffenen Autonomen Gebiet Tibet zu verändern
- jedoch östliches Kham und Amdo wie jede andere chinesische Provinz behandelt
- Landreform -> Unzufriedenheit, Unruhen
- 1955 Aufstand, blutig niedergeschlagen, landesweite Rebellion
- Volksaufstand am 10.3.59 in Lhasa, Beschuss des Norbulingka durch chin. Truppen am 17.3.59, Dalai Lama flieht nach Indien
- Kämpfe in der Stadt, Volksaufstand am 21.3. brutal niedergeschlagen, zehntausende Tibeter starben
- Dalai Lama spricht von Invasion, chin. Regierung von Beendigung einer Abspaltung
- 21.9.87 Fünf-Punkte-Friedensplan durch Dalai Lama, durch chin. Regierung am 17.10.87 zurückgewiesen
- Dalai Lama beschuldigt, Kluft zu vergrößern, politischer Exilant zu sein, der sich im Ausland um Chinas Spaltung bemüht
- Dialog mit Dalai Lama nur, wenn er auf Unabhängigkeit Tibets verzichtet
- öffentliche und eindeutige Erklärung gefordert, Tibet und Taiwan als untrennbare Teile chin. Territoriums und VR China
  als einzige legitime Regierung anzuerkennen, Einstellung aller Aktivitäten zur Spaltung des Vaterlandes
- für Film "Sieben Jahre in Tibet" nach Buch von Heinrich Harrer erhielten Regisseur Jean-Jacques Annaud sowie
  die Darsteller Brad Pitt, David Thewlis und Jamyang Jamtsho Wangchuk lebenslanges Einreiseverbot in VR China
  (Originalaufnehmen aus Tibet, angeblich Dokumentarfilm)
- TODO: Unruhen Anfang 2008


Gesellschaft
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Bevölkerung und Gliederung:

- knapp 92 % der chinesischen Bevölkerung Han-Chinesen
- 55 offiziell anerkannte ethnische Minderheiten ("Nationalitäten")
- ca. 15-20 nicht offiziell anerkannte ethnische Gruppen (z.B. Sherpa)
- zusammen weit über 100 Millionen Menschen
- Siedlungsgebiet über 60% des heutigen Staatsgebietes der Volksrepublik China
- administrativ in 22 Provinzen, 5 autonome Gebiete (z.B. A.G. Tibet), 4 regierungsunmittelbare Städte und die
  Sonderverwaltungsgebiete Hongkong und Macao aufgeteilt
- Taiwan als "abtrünnige" Provinz betrachtet

Namen und Anrede:

- Familiennamen stehen vorn, häufig nur ein Schriftzeichen
- persönlicher Name häufig zwei Silben, außerhalb Familie nicht allein genannt
- Frauen behalten Familiennamen auch nach der Verheiratung
- Kind(er) erhalten meist Familiennamen des Vaters, oft aber auch der Mutter
- Namensauswahl unter allen Tausenden chinesischen Schriftzeichen
- gelegentlich Bezug zu den kulturellen und polit. Gegebenheiten der Zeit
- Namen, die Geister und Dämonen abschrecken oder Rotgardisten freundlich stimmen sollten
- Namen der Gegenwart drücken vor allem Wunsch der Eltern nach Erfolg ihrer Kinder aus
- Anreden/Titel werden hinter den Namen gestellt
  - Wang Xiansheng (Herr Wang)
  - Wang Nüshi (Frau Wang)
  - Wang Boshi (Dr. Wang)
  - Wang Daifu (Dr. (Arzt) Wang)
  - Wang Laoshi (Lehrer Wang)
  - Wang Jingli (Manager Wang)
  - Wang Jiaoshou (Professor Wang)
  - Lao Wang (alter Wang) nennt man Herrn, Freund, der älter ist als man selbst
  - Xiao Wang (kleine/r Wang) nennt man Herrn, Dame, Freund, Freundin, der/die jünger ist als man selbst
- Alter hohe Bedeutung, gilt als Kompetenz, vertraute Anrede mit Lao (alt) keine Beleidigung
- oft englischer Name rausgesucht (von Lehrern, für Firmen-Mailadressen etc.)

Firmennamen:

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Seitdem das Reich der Mitte sich zaghaft den westlichen Unternehmen öffnet, kämpfen seine Bewohner mit der rechten
Übersetzung der Firmennamen. Denn die Worte der "Langnasen" sind für chinesische Zungen unaussprechlich und für die
Ohren nur ein unverständlicher Singsang. Vor allem aber muss ein Sinn her. Beim Spagat zwischen Bedeutung und Laut
ist Kreativität gefragt, ein Bezug zum ursprünglichen Namen soll möglichst erhalten bleiben.

Der chinesische Name für BMW liest sich als bao-ma (Schatz-Pferd), ein Edelross also. Weil dabei das dritte Initial W
nicht weiter auffällt, ist diese Lösung nicht ganz so raffiniert wie das Umtaufen von Coca-Cola zu Ke-kou-ke-le
(geeignet für Mund, geeignet für Freude); frei eingedeutscht ergibt das einen schmackhaften Freuden-Trunk. Doch zurück
zum Edelross. Vor allem die Südchinesen schätzen es noch mehr als den Ben-chi aus dem Schwäbischen, der ein Galopp-Ding
für Rennen ist. Opel wandelt sich zu Ou-bao, dem Schatz aus Europa. Deutlich weniger edel erscheint die rein sinngemäße
Übersetzung Da-zhong (Groß-Volk) und ihre taiwan-chinesische Variante Guang-zhong (Breit-Volk) alias Volkswagen.

Das Umtaufen bleibt den meisten japanischen Autoproduzenten erspart, weil die ursprünglichen Namen mit chinesischen
Schriftzeichen geschrieben sind. Da kann man die Namen direkt ins Chinesische zurückführen. Toyota ist Feng-tian
(erntenreiches Feld), Honda Beng-tian (Baum-Feld), Nissan Ri-chan (produziert in Japan). Mazda, ein ursprünglich
persischer Name, muss dagegen ins Chinesische integriert werden wie die Namen aus Deutschland. Er transformiert sich
zu Ma-zi-da, ein Pferd, das selbst ankommt.

Während man in der Autobranche eine gewisse Assoziation zur Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten sucht, bemüht man sich
bei Versicherungen, den Kunden ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Da verwandelt sich die Allianz ohne große
Anstrengung zu An-lian (Sicherheit-Allianz). Eine größere Metamorphose hat eine andere Versicherung aus dem
deutschsprachigen Raum erlebt: Feng-tai verspricht die Schweizer Winterthur, Reichtum und Frieden. Zumindest bei den
Namen haben sich diese Unternehmen aus der sinozentrischen Sicht globalisiert. Da erkennt man nicht mehr, worin sich
Fengtai und An-lian von ihren chinesischen Schwesterchen Ping-an (Frieden und Sicherheit) oder Ren-bao (Volks-Garantie)
unterscheiden.

Bekannt ist Siemens bei den Chinesen fast nur unter dem Namen Xi-men-zi. Eine Mitarbeiterin des Siemens Customer Service
Center hat eine Interpretation dieser drei Morpheme (die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten in der Sprache) ersonnen:
West-Tor-Sohn, der Sohn aus dem Westen. Mit fast fünf Milliarden DM in China ist Siemens vom Umsatz her zweifellos ein
erfolgreicher Adoptivsohn.

So geht es munter weiter: Ericsson wird zu Ai-li-xin (Liebe-aufstellen-Brief/Vertrauen), Nokia zu Nuo-ji-ya (ein
Versprechen, das auf Asien basiert), Dow Jones gar zu Dao-qun (Tao/Weg-Jade), wobei die Jade in China traditionell
noch mehr als das Gold geschätzt wird. Citroen mutiert zu Xue-tie-long (Schnee-Eisen-Drache), Ford zu Fu-te, ein
spezielles Glück. Compaq wird Kang-bo (Gesund-Zypresse), Marlboro heißt Wan-bao-tu, der Weg der zehntausend Schätze.

Klingt Ou-bo-mai-ya nicht ein bisserl bayrisch? Tatsächlich hat Obermayer, ein mittelständisches Ingenieurunternehmen
aus München, den großen Schritt nach Asien schon getan. Man kann es daher auch so sehen: Oii steht für Europa, bo für
umfassend oder vielleicht auch für gebildet, mal für Schreiten und ya für Asien. Gedacht ist wohl der Satz "Europa
schreitet mit umfassendem Know-how nach Asien".

Neben der Verbindung der Laut- und Bedeutungsseite besteht auch die Möglichkeit der rein lautlichen und der inhaltlichen
Übersetzung. Nach der Bedeutung verwandelt sich Microsoft zu Wei-ruan (winzigweich). Allerdings ist diese Art von
Übersetzung nicht leicht, wenn der Name eines ausländischen Unternehmens in China nicht eine Konstruktion aus zwei oder
drei Morphemen ist. In der modernen chinesischen Sprache sind populäre Begriffe und Namen meistens aus zwei Morphemen
(in der gesprochenen chinesischen Sprache sind das gleichzeitig zwei Silben und in der geschriebenen Sprache zwei
Schriftzeichen) oder auch aus drei Morphemen. Viersilbige Wörter sind selten und unbeliebt. Daher ist es nicht zu empfehlen,
Namen wie Mo-tuo-luo-la (reiben-beauftragen-sammeln-ziehen) oder A-di-da-si (mein Aufklären, das kommt an) zu nehmen,
selbst wenn man Motorola oder Adidas heißt.

Im Namen eines Unternehmens oder eines Produkts soll am Ende der Sachverhalt und nicht die wörtliche Bedeutung des
Ausgangswortes widergespiegelt werden. Offensichtlich wollen die IT-Chinesen in einem Hacker nicht eine Person sehen,
die mit dem Beil herumfuchtelt. So stehen dafür das Wort Hei-ke (Schwarz-Gast), aber auch Hai-ke (Schaden-Gast).
Entsprechend verwandelt sich das amerikanische Cracker in das chinesische Guai-ke (Seltsam-Gast). Den Pentium lässt man
als Ben-Teng galoppieren oder springen.
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Harmonie:

- Idee, dass sich der Kosmos in einem harmonischen Gleichgewicht befindet
- erhalten und bei Bedrohungen wiederherstellen (Yin-Yang-Denken, Fünf-Elemente-Lehre)
- Harmonie in menschlichen Beziehungen angestrebt
- kompromisslose Durchsetzung eigener Interessen gilt als unmoralisch
- in langwierigen Prozessen versucht, eine alle Beteiligten zufriedenstellende Kompromisslösung zu suchen
- kein schroffes "Nein", aber "Ja" auch nicht immer verbindlich
- keine Kritik am Gegenüber, keine allzu heftige Äußerungen von Emotionen wie Wut, Ärger, Trauer oder Freude
- kein Preisgeben zu vieler Informationen über sich (Ausnahme finanzielle Dinge)
- andere nicht mit eigenen Problemen, Sorgen oder Intimitäten belasten
- leises und zurückhaltendes Auftreten, ruhiges bis sanftes Sprechen
- würdige Gesten, Gelassenheit gegenüber Ärgernissen
- Redewendung Méi yǒu guānxi ("Das hat keine Bedeutung")

Gesicht:

- physisches Antlitz, Meinungen, die andere über einen haben, Wertschätzung
- Gesicht "verlieren": an soziale Rolle gestellten Anforderungen nicht genügt
- Verstöße gegen Harmoniegebot, etwa durch Zeigen von Ärger und Wut
- besonders stark: Kritik, Zurechtweisung, Bloßstellung etc. vor Dritten
- in diesen Fällen verliert meist auch der Kritisierende sein Gesicht
- von Kindheit an Angst, ausgegrenzt oder "ausgelacht" zu werden, nur geringe Wagnisse und Risiken
- chinesische Schamkultur vs. westliche Schuldkultur
- erhöhter Konformitätsdruck, "Ritualisierungsprinzip" verstärkt
- bei Konflikten goldene Brücken bauen, damit beide Seiten ohne Gesichtsverlust herauskommen

Indirektheit:

- erhebliches Maß an Indirektheit, nicht "mit der Tür ins Haus fallen"
- in zahlreichen Windungen und allgemeinen Bemerkungen auf eigentliches Thema zubewegen
- zentrale Aussagen oft kurz gehalten und versteckt, etwa in Nebensätzen
- nonverbale Kommunikation, Verwendung von Gleichnissen und Symbolen
- Bescheidenheit wichtig, herunterspielen, aber Stolz trotzdem noch erkennen lassen
- Bitten indirekt, Chinesen wissen, wie man durch die Blume spricht
- direktes Ja manchmal vermieden: "Ich höre dir zu."
- "Schattenschießen": Kritik formal nicht gegen eigentlichen Adressaten, sondern gegen andere Person
- z.B. kritisierte Drama "Die Amtsenthebung des Hai Rui" vom stellvertretenden Oberbürgermeisters von Peking, Wu Han,
  nicht Ming-Kaiser Jiajing, sondern Mao Zedong, der 1959 einen "modernen" Hai Rui des Amtes enthoben hatte,
  nämlich Marschall Peng Dehuai
- traditionell nur einflussreichen, fest im Sattel sitzenden Persönlichkeiten vorbehalten
- gemeiner Bürger muss Kritik noch subtiler vorbringen, häufig darauf beschränkt, eigene Leiden zu schildern,
  ohne auf die sie hervorbringende Handlung des indirekt Kritisierten ausdrücklich einzugehen
- öffentliche Kritik an China ist tabu, auch Kritik am eigenen Land kommt nicht gut an (schadet eigenem Ansehen)
- Chinesen kleiden ihre Kritik oft in ein Lob:
  - war ein Dolmetscher unfähig, wird erwähnt, dass er noch sehr viele andere Arbeiten zu erledigen hat
  - gefällt einem das Zimmer nicht, kann man feststellen, dass die Aussicht (auf die Schnellstraße) sehr gut war

Ritualisierung:

- strikte Vorschriften für Handlungen und Prozesse des täglichen Lebens
- hohe Wertschätzung des Lernens, stark ausgeprägte Bürokratie
- Abweichungen von Vorgaben belächelt, oft sanktioniert
- Spontaneität, Improvisation, Originalität oder Selbstverwirklichung verpönt
- zusammen mit Angst vor Gesichtsverlust -> erhöhter Konformitätsdruck
- Kopieren von Vorbildern erwünscht -> Erklärung der florierenden Produktpiraterie
- traditionelle Grußformeln und Verbeugungen, am Status des Gegenübers auszurichten
- Art und Weise wie Essen serviert, Tee eingeschenkt oder Visitenkarten überreicht werden
- Schreiben der Schriftzeichen: Striche exakt in der verbindlich vorgeschriebenen Reihenfolge

Ausrichtung auf Diesseits:

- v.a. im Konfuzianismus
- Aufbau und Herkunft des Kosmos, Schicksal der menschl. Seele oder gesamte Thematik um Sünde/Erlösung unwichtig
- eher menschliches Zusammenleben nach den Grundsätzen der Sittlichkeit
- nicht "besseres Leben nach dem Tod", sondern möglichst lange Dauer des Lebens
- Tod negativ zu bewertender Einschnitt, drei Jahre extrem lange Trauerzeit
- materielle Wünsche, u.a. Glück, Reichtum, einträgliche Stellung und Söhne
- wünscht "Zehntausendfaches Glück", schenkt Kalligraphien mit Zeichen "Langes Leben",
  betet zum in jedem Dorftempel anzutreffenden "Gott des Reichtums"
- für Jugend lukrativer Job bei einem transnationalen Unternehmen angestrebt
- Wertschätzung für gutes Essen und demonstrativer Konsum
- selbst im Daoismus und chin. Buddhismus (Mahayana, Chan) stärkere Hinwendung zum Irdischen

Gemeinschaft und Beziehungen:

- Gemeinschaft größeren Stellenwert als der Einzelne
- in konfuzianisch geprägter Familie, vor allem aber im Dānwèi
- kleine, überschaubare Kollektive, z.B. Dorfgemeinschaft, Betrieb, Hochschule, Armee-Einheit
- Danwei sorgt für alle Belange seiner Mitglieder, mischt sich aber häufig in Privatangelegenheiten ein
- gewisses Maß an Demokratie, Partizipation und Mitbestimmung
- Mitgliedschaft lebenslang, unbedingte Loyalität sowie Solidarität
- Harmoniepflicht gilt uneingeschränkt nur im Bereich der eigenen Danwei-Gemeinschaft
- bei uns z.T. lautes, rücksichtsloses Verhalten von Chinesen
- Konfuzius hatte menschliche Beziehungen nach asymmetrischen Über-/Unterordnungsverhältnissen unterteilt:
  - Vater/Sohn, Ehemann/Ehefrau, Herr/Diener, Meister/Schüler
  - Brüder nach dem Alter sortiert, nach ihnen kamen die Schwestern
  - komplexes hierarchisches Gebäude
  - z.B. Huren noch höher eingeordnet als Schauspieler :-)
  - Niedergestellter schuldet Höhergestelltem Gehorsam, Respekt und Unterstützung, umgekehrt Schutz und Belehrung
- heute noch ist hierarchisches Bewusstsein tief im Denken verankert
- penibel überwachte Statussymbole wie Größe des Büros, Schreibtisches oder Dienstwagens, Sitzordnung, Dienstwege
- während Kulturrevolution absichtlich umgekehrt
- z.B. Schüler, die sich zu "roten Garden" zusammenrotteten, um Lehrer zu verhöhnen, demütigen oder gar zu verprügeln
- Guanxi (Beziehungen/"Vitamin B"): konzentrische Beziehungsnetzwerke, die helfen, Arbeitsstelle zu bekommen etc.
- respektvolles persönliches Interesse an Gegenüber kann geschäftliche, distanzierte Beziehungen vertiefen
- Lob an Angestellte, an China und deren Menschen, Freude am eigenen Land

- Ausfragen durch Chinesen mühsam, aber dient zur Kontaktaufnahme (Woher kommen Sie? Was sind Sie von Beruf?
  Wieviel Geld verdienen Sie? Sind Sie verheiratet? Wie alt sind Sie? Haben Sie Kinder? ...)
- auf Einladung folgt immer Gegeneinladung
- ausländische Geschäftspartner nicht nach Hause, sondern in ein gutes Restaurant (Separée)
- spielerisch um Rechnung gekämpft, getrennte Rechnungen verpönt
- chinesische Geschäftsleute im Ausland von dortigen Geschäftspartnern nach Hause eingeladen -> besondere Ehre

- Fotos wichtig, Posen, Jüngere typische V-Geste
- ausgeprägte Geschenkkultur, Regeln beachten
- Geschenke dienen Aufbau einer Beziehung dienen und verpflichten zu Gegenleistungen
- Uhren ungeeignet: "Deine Zeit läuft ab."
- zu bestimmten Anlässen Geld, in einem roten Umschlag (Farbe des Wohlstandes) mit beiden Händen
- Händeschütteln traditionell nicht üblich, auch noch heute Unterschiede, nicht zu fest drücken
- Heranwinken sieht auf den ersten Blick wie Wegscheuchen aus, Finger werden dabei nach unten gehalten
- Lächeln in kritischen Situationen (Entspannung), kann aber auch Täuschung dienen
- Chinesen sind der Ansicht, dass Ausländer zu wenig lächeln
- Sprichwort: Xiao yi xiao, shi nian shao (Lächle ein wenig und du bist zehn Jahre jünger)
- lachen in Situationen, die für Europäer schockierend sind (Unfall, Katastrophe)
- Humor sehr nuancenreich und weit kultiviert (sowohl feinsinniger Witz als auch derber Klamauk)
- spielen mit verschiedenen Elementen der chin. Sprache

Sinozentrisches Weltbild:

- China als Zentrum der Welt und den anderen Völkern ("Barbaren") überlegen
- Selbstbezeichnung Zhōngguó ("Reich der Mitte")
- Welt als geometrische Scheibe, in deren Zentrum China, der Kaiserpalast und schließlich der Kaiser selbst steht
- Nachbarvölker unterjocht, eigenes Staatsgebiet vergrößert
- unter Kaiser Qianlong im 18. Jh. ca. 12 Mio. km² (von Sibirien bis in den Himalaya)
- Korea oder Vietnam Vasallenstaaten
- mit fremden Herrschern verkehrte der Kaiser niemals auf gleicher Ebene
- chinesischer Machtbereich konsequent "sinisiert", also der eigenen Kultur angepasst
- zwei Mal sogar die Sinisierung der Kulturen fremder Eroberervölker,
  nämlich der Mongolen in der Yuan- und der Mandschuren in der Qing-Dynastie
- fremde Lehren teilweise so konsequent sinisiert, dass sie am Ende mit ihrem Vorbild wenig gemein hatten
- z.B. Buddhismus und Kommunismus
- alles Nützliche und Wünschenswerte im eigenen Land entdeckt bzw. erfunden - fremde Waren und Ideen nicht nötig
- teilweise Kultur- und Technik-Importe (Tang-Dynastie oder europäische Missionare)
- Nachweis, dass das bereits vorher von Chinesen erfunden, dann aber vergessen wurde
- Einbruch des sinozentrischen Prinzips, als China nach dem 1. Opiumkrieg gedemütigt in halbkoloniale Abhängigkeit fiel
- in jüngster Zeit gewisse Renaissance, durch Wirtschaftswachstums wieder an die Spitze der Nationen
- traditionelle Verhandlungstechniken + Kompetenz in fremden Verhandlungstechniken
- z.B. "westliche" Normen als gemeinsame Basis dargestellt, bei Bedarf "chinesisch" interpretiert
- zhongguo tese de = in chinesischer Färbung, "Einlegen alles Fremdländischen in chin. Sojasoße"

Kampfkunst:

- wǔshù (Kampfkunst) Sammelbegriff für chin. Kampfkünste
- andere Bezeichnungen: Gúoshù ("Nationale Kunst"), Quánfǎ ("Methode der Faust (-kampftechnik)")
- im Westen fälschlicherweise Kung Fu (Gōngfu "Etwas durch geduldige/harte Arbeit Erreichtes")
- etliche hundert Jahre alte Tradition, mehrere hundert traditionelle und moderne Kampfkunststile und -systeme
- Ursprung: Kampfkunst der buddh. Mönche des Shaolin-Klosters, Kampfkünste der daoist. Mönche aus den Wudang-Bergen
- neben Selbstverteidigung oder Anwendbarkeit im Kampf auch Meditation, Fitness, Gesundheitspflege
- sowohl waffenlose als auch bewaffnete Techniken
- einige Jahrzehnte, um Meisterschaft in einer Kampfkunst zu erreichen
- anfangs Grundlagen des Kampfkunststils, Grundtechniken wie Stellungen und Bewegungsprinzipien
- danach sogenannte Form (Taolu), genau einstudierte Sequenz aus mehreren Bewegungen (vergleichbar jap. Kata)
- mit waffenloser Form begonnen, bei fortgeschrittenem Schüler mit Waffenformen fortgefahren
- später Anwendung der Techniken, zunächst Partnerformen, vorher festgelegte Angriffe und Reaktionen
- Freikampf ist die letzte Stufe des Lernens

Kalligrafie:

- hochangesehene Kunst
- mit einem Pinsel chin. Schriftzeichen schwungvoll zu Papier gebracht
- gelten genauso als Kunstobjekte wie z.B. Malereien
- üblich, Schriftzeichen in Bild zu integrieren
- in Japan im Gegensatz zu China nach Grundprinzip Wabi-Sabi eher "rohes" und unfertiges Aussehen angestrebt
- häufig als paarige senkrechte Schrifttafeln und waagerechte Namensschilder in typischen chin. Gärten

Taiwan:

- vom Unterhaltungskino dominierter Film in Hongkong
- von staatlichen Reglementierungen unterworfener Film in China
- eigenständige Filmkultur in Taiwan
- bekanntester Regisseur Ang Lee, zuletzt "Brokeback Mountain" und "Gefahr und Begierde"
- rote Faden durch viele Filme Bruch zwischen Kindern und Eltern oder Taiwanern mit ihrer chin. Kultur
- Musiker Taiwans lange Zeit in Asien sehr berühmt, mehr Softpop und balladenartig
- Hardrock als zu harsch und aufreibend empfunden, teilweise Rockeinflüsse in Liedern
- Theresa Teng, eine von Taiwans berühmtesten Sängerinnen, trat u.a. vor Soldaten an isolierten Grenzposten auf
- für harsche anti-kommunistische Statements bekannt, viele Fans in Hong Kong, Japan und Festlandchina
-> Bezug zu Zai Shui Yi Fang Video
- taiwanesischer Musikmarkt sehr von Musik der Ureinwohner beeinflusst, u.a. TANK?
- Japanisierung:
  - während jap. Okkupation Schwerpunkte in Erziehung und Wirtschaft
  - wirtschaftliche Aufschwung, Erziehung in jap. Sprache und Kultur
  - viele Taiwaner fühlten sich als Japaner (jap. Pass)
  - heute Japanisch zweitbeliebteste Sprache, viele Großeltern sprechen Japanisch besser als Mandarin
  - ganze Häuser oder wenigstens Zimmereinrichtungen im jap. Stil
  - jap. Produkte als qualitativ besser eingeschätzt
- Amerikanisierung:
  - begann nach der Flucht der Kuomintang nach Taiwan 1949
  - unterstützende Politik Amerikas
  - amerikanische Autos importiert, Coca Cola, Miller-Bier traten
  - Englisch fand immer mehr Einzug in der Werbung und Wirtschaft
  -> Xiao Xiao Da Ren Wu Video (Promotion für Disneyland Hong Kong)

Kalender:

- astronomischer Lunisolarkalender, d.h. korrespondiert mit Sonnen- (Jahr) und Mondzyklus (Monat)
- nicht durch arithmetische Regeln, sondern durch astronomische Ereignisse definiert
- heute in Ostasien zur Berechnung von Festen benutzt, offiziell gregorianischer Kalender verwendet
- in Taiwan abgewandelte Form, Zeitrechnung beginnt ab der Gründung der Republik China 1912

- 60er-Zyklus der Jahre, Monate und Tage
- setzt sich aus Zyklus der zehn Himmelsstämme (tiāngān) und der zwölf Erdzweige/Tierzeichen (dìzhī) zusammen
- 10 und 12 gemeinsamen Teiler 2 -> 10*12/2 = 60 Kombinationen von Stamm und Zweig
- 60-Tage-Zyklus geht mindestens bis ins 13.Jh.v.Chr. zurück, auch 60-Monat-Zyklus ist alt
- 60-Jahre-Zyklus im 3.Jh. während Han-Dynastie eingeführt
- heute nur noch 60-Jahre-Zyklus bzw. 12-Jahre-Zyklus der Tierzeichen u.a. für Astrologie von Bedeutung
- zwölf Tierzeichen auch zur Einteilung des Tages in zwölf (Doppel-)Stunden benutzt
- Jahr untergliedert in 24 Stationen, den 24 Jahreseinteilungen
- traditionell wichtig für Landwirtschaft

- zehn Himmelsstämme: Kombination aus den fünf Wandlungsphasen sowie Yin und Yang
  Holz und Yáng/Yīn, Feuer und Yáng/Yīn, Erde und Yáng/Yīn, Metall und Yáng/Yīn, Wasser und Yáng/Yīn
- zwölf Tierzeichen:
  Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund, Schwein

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Legende: Zum Neujahrsfest lud Buddha (bzw. Yu Di, der mythologische Jade-Kaiser) alle Tiere seines Universums
zu einem Fest ein. Doch nur zwölf erschienen – erst die Ratte, dann das Rind, es folgten Tiger, Hase, Drache,
Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und als letztes Tier das Schwein. Zum Dank machte Buddha seinen Getreuen
das Geschenk, dass jeder Herrscher über ein Jahr werden solle und alle Ereignisse und Schicksale bestimmen könne.
Die Ratte, die immer bei allem die erste und die beste sein wollte, schickte der Katze eine Einladung mit dem
falschen Datum. (9. April statt 8. April). Daher kam die Katze nicht an das Fest und ist auch nicht im chinesischen
Kalender vertreten. Aus Rache fressen Katzen bis zum heutigen Tag Mäuse. Die anderen Tiere aber kommen in der
Reihenfolge vor, in der sie im Märchen am Fest erschienen: Zuerst kam die Kuh, in deren Fell sich die Ratte
versteckt hatte. Die Ratte huschte im letzten Moment heraus und schaffte es so, als erste am Fest zu sein.
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Neujahrsfest:

- wichtigster chin. Feiertag, leitet nach chin. Kalender neues Jahr ein
- offiziell gregorianischen Kalender benutzt -> Neujahrsfest nicht am Neujahrstag
- nach Mondkalender geht es erst am zweiten Neumond nach Wintersonnenwende los
- vor allem in China, Taiwan und durch von China beeinflussten Ländern
- Clan- und Familienfest, größte regelmäßige Migrationsbewegung der Welt
- Urlaub gespart, bis zu einem Drittel nehmen alte Arbeit nicht wieder auf (fester Kalkulationsfaktor)
- am siebten Tag ist "jedermanns Geburtstag", an dem man ein Jahr älter wird
- früher individuelle Geburtstage kaum wichtig, in der Moderne gewandelt
- viele Papierballons gestartet, am unteren Ende wachsgetränkter Ring entzündet, um Auftrieb zu erzeugen
-> Bezug zu Zai Shui Yi Fang Video


Philosophie und Religion
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- wesentliche Unterschiede zur westlichen Philosophie der Griechen:
  - ganzheitliche (holistische) statt analytische, d.h. auf Einzelteile orientierte Wahrnehmung
  - zyklisches statt statisches, lineares Denken
  - starke Fixierung auf das (meist sogar wörtliche) Wiederholen eines Meisters
  - untersch. Lehren als vereinbar angesehen, auch wenn sie aus westl. Sicht nach aristotel. Logik widersprüchlich scheinen
- chin. Philosophie im Umfeld von Kunst und Politik, westliche Philosophie eher im Kontext von Religion und Naturwissenschaft
- diese Auffassung stark vom Konfuzianismus geprägt
- zwei philosophische Hauptströmungen: Beschäftigung mit dem Menschen oder mit dem Nichtmenschlichen
- Trennung von Philosophie und Religion nur schwierig vorzunehmen

- Grundgedanken:
  - Harmonie von Himmel, Erde und Mensch
    - drei Komponenten des Alls, enge Wechselbeziehung
    - alle Erscheinungen im Makrokosmos haben im Leben des menschl. Mikrokosmos ihre Entsprechung
    - Voraussetzung für ein glückliches Leben ist Einklang mit dem Kosmos
    - durch richtige ethische Gesinnung das Beispiel des Himmels nachahmen
    - Ordnung (Dao) in der Natur, in der Gemeinschaft und im Einzelnen bedingen sich gegenseitig
    - Störung im einen Bereich hat auch Störungen in den anderen Bereichen zur Folge
  - Die fünf Elemente und Yin/Yang
    - fünf Elemente, Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde
    - nicht als materielle Substanzen, sondern als Kräfte aufgefasst
      - Holz: das organisch von innen sich steigend Gestaltende
      - Feuer: das entzündet Sinkende
      - Erde: der Boden, das Gleichgewicht der Mitte
      - Metall: das nach außen Gestaltende
      - Wasser: das nach unten Lösende
    - Entsprechung in den verschiedenen Zuständen des Wandels von Himmel, Erde und Mensch
    - keine ewigen letzten Substanzen, sondern verdanken ihr Dasein den beiden Urgewalten Yin und Yang
    - Yang wird dabei als das männliche, aktive, zeugende, schöpferische und Prinzip des Lichts aufgefasst
    - Yin das weibliche, passive, empfangende, hingebende und verhüllende Prinzip darstellt
    - gegensätzliche Prinzipien, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen
    - durch ihr Zusammenwirken alle Erscheinungen des Kosmos hervorbringen
    - Yin und Yang sind wiederum die beiden Seiten des All-Einen, im ständigen Wandel begriffenen Seienden
  - Das höchste Weltprinzip
    - ihm liegt letztlich Yin und Yang zugrunde
    - durch die drei Begriffe Shangdi, Tian und Dao ausgedrückt
    - Shangdi war Gottheit der Shang, später stark durch die Gottheit der Zhou, den Himmel (天, tiān), verdrängt
    - oberster Herrscher, wörtlich höchster oder oberer Ahn
    - bringt denen, die ein tugendhaftes Leben führen, Segen, während er den Übeltätern Unheil zuteil werden lässt
    - Urheber von allem, was geschieht, bleibt aber selbst dabei untätig
    - Personifikation der Ordnung in der Natur, der Sittlichkeit und im Ritus
    - zusammenhanglose Einzelerscheinungen der Welt zu einem geordneten Ganzen zusammengefügt
    - Himmel (Tian) als höchstes Weltprinzip, Urgrund aller Dinge
    - zusammen mit seiner ihm nachgeordneten "Gattin", der Erde, alles hervorbringt
    - beherrscht die Welt und die Menschen, sendet den Guten Glück, den Bösen Unglück
    - im Grund seines Wesens aber barmherzig und ohne Hass ist, darf man auf seine Gnade hoffen
    - entspricht in etwa Shangdi, menschenähnliche Züge noch geringer
    - nicht redet, dass er lautlos und ohne Spur wirkt
    - Dao ursprünglich "Weg", besonders Weg der Gestirne am Himmel
    - auch "sinnvollen" Weg, der zum Ziel führt, Ordnung und Gesetz
    - im Daodejing zum ersten mal als höchstes Prinzip des Absoluten und Urgrund und Wesen der Welt dargestellt
    - als etwas Substantielles, wenn auch Unsichtbares gedacht
    - bei manchen Philosophen Urstoff, aus dem alles geworden ist
    - mitunter wie von einem persönlichen Wesen gesprochen

TODO: sortieren

Geschichte:

- Ursprünge reichen zurück in die Zeit um 1000 v. Chr
- Yijing, eines der ältesten philosophischen Werke, Kosmologie und Philosophie des alten China
- klassische chin. Philosophie in der Periode der Hundert Schulen vom 6.Jh.v.Chr. bis Beginn der Qin-Dynastie 221v.Chr.
- Konfuzius (551-479 v.Chr.), Anschauungen von seinen Schülern in Form von Gesprächen und Anekdoten überliefert
- Himmel (Tian) stellt an den Menschen absolute sittliche Forderungen
- Moral hat metaphysische Grundlage, Ausdruck eines unabänderlichen Weltgesetzes
- Mensch von Natur aus gut, alles Böse an ihm durch mangelnde Einsicht entstanden
- Ziel der Erziehung: richtige Erkenntnis vermitteln, Studium der Geschichte
- große Gestalten der Vergangenheit sind Vorbilder, denen man nacheifern kann
- sittliches Ideal stellt der "edle" Mensch dar

- zweite große Gestalt Laozi (zwischen 6. und 3.Jh.v.Chr.)
- wenig bekannt, abgesehen von Legende bei Sima Qian (ca. 145-86 v.Chr.), dort älterer Zeitgenosse und Lehrer des Konfuzius
- Daodejing ihm zugeschrieben, neben dem Zhuangzi das Grundbuch des Daoismus
- das Buch (jing) handelt vom Weltgesetz (dào) und seinem Wirken (dé)
- Dao ist "der beständige, wahre Weg", "ein Weg ohne Weg, ein Weg, der unter den eigenen Füßen entsteht, indem man ihn geht"
- um diesen Weg gehen und am Dao teilhaben zu können, bedarf es des De
- Anhänger fügt niemandem Schaden zu, übt Güte gegenüber Freunden und Feinden, verlangt nichts für sich
- fördert durch sein Nicht-Tun den segensreichen Lauf aller Dinge
- dem Suchenden ein Vorbild, dem weltlichen Menschen kein Hindernis
- durch Einfachheit, Wortlosigkeit, Spontaneität und Natürlichkeit gekennzeichnet
- folgt seiner eigenen Natur (Ziran) und ist ein "Tun ohne Tun" (wúwéi)
- kein bloßes Nichts-Tun, sondern natürliches Tun, ohne unnötiges Eingreifen in Gang der Dinge
- Unterschied zu Konfuzius: Leben im Einklang mit der Natur, Kultur unwichtiger

- in Han-Zeit (206 v.Chr.–220 n.Chr.) konfuzianische Schriften kanonisiert, Staatsideologie
- Elemente der Yin-Yang-Schule und des I Ging aufgenommen
- in Periode der Zersplitterung des Reiches (200–600) verschwindet Konfuzianismus, Daoismus wird vorherrschend
- zwischen 500 und 900, in Zeit der Tang-Dynastie, wird Buddhismus zur beherrschenden geistigen Strömung
- bis etwa zum 6.Jh.n.Chr. verbreitet sich chin. Philosophie zusammen mit chin. Schrift über ganz Ostasien
- vermischte sich mit lokalen (Matriarchat, Shintō) und überregionalen (Buddhismus) Lehren
- in Song-Dynastie (960–1280) entsteht Neo-Konfuzianismus
- integriert Elemente des Daoismus und Buddhismus in den klassischen Konfuzianismus
- Ende des 19.Jh. unter Druck der Kolonialmächte Zusammenbruch der traditionellen chin. Philosophie
- Versuch einer Synthese zwischen tradiertem Konfuzianismus und westlichen Ansätzen scheitert
- Beginn des 20.Jh. westl. Philosophie beherrschend (Darwin, Marx, Kant, Schopenhauer, Nietzsche u.a.)
- seit Mitte der 20er Jahre gerät Marxismus in Mittelpunkt der Diskussion (erste Vertreter Mao Zedong)
- nach Gründung der VR China (1949) beginnt radikales Umdenken
- Hauptziele: Entwicklung der marxistischen Philosophie, kritische Auseinandersetzung mit chin. Tradition

- verbreitete Religionen: Buddhismus, Daoismus, Islam, Christentum, Lamaismus
- alter chinesischer Volksglauben sehr einflussreich
- nicht als Religion geltender Konfuzianismus bestimmt bis heute moralische Verhaltensweisen

Konfuzianismus:

- "Ideen der Anhänger der Schule der Gelehrten"
- Tradition des Konfuzius (chin. 孔子/孔夫子 Kongzi, Kongfuzi) und seiner Schüler
- Kǒng Zǐ, "Meister Kung", Konfuzius  551 v.Chr. in Qufu im chin. Staat Lu (heutige Provinz Shandong) geboren
- Sohn eines Heerführers entstammte dem verarmten Adelsgeschlecht der Kong, gute Erziehung
- als Lehrer und Berater tätig, zeitweilig auch als Minister des Staates Lu
- ab 496 v. Chr. zog Konfuzius 13 Jahre lang mit seinen Schülern durch die Lande
- soll auch Laozi getroffen haben
- Ziel: mythologische und religiöse Wertesysteme des chin. Feudalreiches erneuern
- Rückbesinnung auf die 5 klassischen Tugenden
  - Gegenseitige Liebe oder auch Menschlichkeit
  - Rechtschaffenheit
  - Gewissenhaftigkeit
  - Ehrlichkeit
  - Gegenseitigkeit (Goldene Regel: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu!")
- daraus 3 soziale Pflichten:
  - Loyalität
  - Kindliche Pietät
  - Wahrung von Anstand und Sitte
- dadurch Veränderung zum Guten, Dominoeffekt stellt eigentliche Urordnung wieder her:
  - Wenn Familien in Harmonie sind, ist es auch das Dorf.
  - Sind Dörfer in Harmonie, ist es auch die Provinz.
  - Sind Provinzen in Harmonie, dann ist es auch das ganze Reich.
  - Sind Reiche in Harmonie, dann ist es auch der Kosmos.
- 5 menschliche Elementarbeziehungen (hierarchische Über- und Unterordnungsverhältnisse)
  - Vater-Sohn
  - Herrscher-Untertan
  - Ehemann-Ehefrau
  - Älterer Bruder-Jüngerer Bruder
  - Freund-Freund (gleichrangig)
- Frau untersteht 3 Gehorsamkeitsbeziehungen:
  - Gehorsam gegenüber dem Vater, wenn sie jung ist
  - Gehorsam gegenüber ihrem Ehemann, wenn sie verheiratet ist
  - Gehorsam gegenüber ihrem erwachsenen Sohn, wenn sie verwitwet ist
- Studium ist Voraussetzung für Verständnis der Ordnung des Himmels und der Menschen
- nur ergänzend zum Denken lernen
- Konfuzius sagt: "Lernen ohne zu denken ist sinnlos; aber denken ohne zu lernen ist gefährlich."
- prägte gesamten ostasiatischen Raum bis heute
- Basis der Gesellschaftsform, Ideal von Besonnenheit und Mitgefühl
- Staatsdoktrin zahlreicher Dynastien
- Neo-Konfuzianismus in der Song-Dynastie wegen "Bedrohung" durch Daoismus und Buddhismus
- tolerierte auch mythische Elemente
- Religion und Philosophie, verwendet religiöse Elemente
- Zentren des Konfuzianismus: Miao, "Konfuziustempel"
- eine Lehre unter anderen, die sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern kombinieren lassen
- 1995 in Südkorea zur Religion erklärt, 10 Mio. Anhänger
- als Ursprung für Chinas Rückständigkeit während des 19. und frühen 20.Jh. gesehen
- versch. Schulen in Korea und Japan, Rolle in Vietnam

Daoismus:

- Chinas eigene und authentisch chin. Religion und Philosophie
- Ursprünge 4.Jh.v.Chr., als das Daodejing des Laozi (Laotse, Lao-tzu, Existenz umstritten) entstand
- eine der "Drei Lehren", die China maßgeblich prägten, auch über China hinaus
- ca. 8 Mio. Daoisten auf Taiwan, 60 Mio. in der VR China
- Ming- und Tangdynastie Blütezeit, meiste daoistische Schriften
- in Song-Dynastie vollständig in die Volkskultur integriert
- in Qing-Dynastie mit Restriktionen und Verboten belegt
- Taiping-Aufstand 1849: sämtliche Tempel, sowohl buddhistische als auch daoistische, zerstört
- kosmologische Vorstellungen von Himmel und Erde, Fünf Wandlungsphasen, die Lehre vom Qi (Energie), Yin und Yang
- Tradition der Körper- und Geisteskultivierung, Atemkontrolle, Meditation, Visualisation und Imagination, Alchemie
- Suche nach Unsterblichkeit zentrales Thema
- zwischen philosophischem Daoismus (dào jiā) und religiösem Daoismus (dào jiào) unterschieden (pragmatisch)
- philosophisch: bestimmte Geisteshaltung
- religiös: Streben nach Erleuchtung, aus Geist und Körper (Mikrokosmos) Abbild des Makrokosmos, eins mit Universum und Dao
- höchstes Ziel des religiösen Daoismus ewige Glückseligkeit als Xian (Unsterblicher)
- "Dao" ursprünglich "Weg", im klass. Chinesisch bereits "Methode", "Prinzip", "der rechte Weg"
- bei Laozi dann Bedeutung eines der ganzen Welt zugrunde liegenden, alldurchdringenden Prinzips
- Wirken des Dao bringt die Schöpfung hervor, indem es die Zweiheit, Yin und Yang, Licht und Schatten, hervorbringt
- aus deren Wandlungen, Bewegungen und Wechselspielen geht dann die Welt hervor
- ethische Lehre: Menschen sollten sich am Dao orientieren, Lauf der Welt beobachten
- Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungsformen dieses Weltprinzips kennenlernen
- Harmonie mit dem Dao weniger durch Verstand, Willenskraft und bewusstes Handeln, sondern auf mystisch-intuitive Weise,
  indem er sich dem Lauf der Dinge anpasst
- jedes Ding und Wesen verwirklicht spontan seinen eigenen "Weg", sein eigenes Dao
- als ethisch richtig erachtet, dieser Spontanität ihren Lauf zu lassen und nicht einzugreifen
- Wu wei: "Nicht-Eingreifen", "Nicht-Handeln", Handlung ohne Kraftaufwand, Nutzung der nat. Vorgänge

- Buddhismus erst als seltsam verzerrte Variante des Daoismus wahrgenommen
- erste Übersetzer von buddhistischen Konzepten verwendeten Begriffe aus der daoistischen Lehre
- daoistische Legende, dass Laozi nach Westen ausgewandert sei
- Laozi sei nach Indien gekommen und hätte als Buddha die "Barbaren" zum Daoismus bekehrt
- diese hätten die Lehre aber nicht vollkommen begriffen, und so sei der Buddhismus entstanden
- anfangs gewisse Nähe und reger Austausch von Ideen
- Daoismus übernahm vom Buddhismus Höllenvorstellungen und Organisation seines Mönchswesens,
  aber auch Dogmatik, Götterwelt, Liturgien, Terminologie und kirchliche Organisation durch Buddhismus beeinflusst
- auch neue Schulen, z.B. Chan-Buddhismus (chin. 禪 chán; jap. 禅 zen)
- prägend für die chin. Tang- und Song-Zeit, hält in Japan, Korea, und Vietnam bis heute an

- Entwicklung zur Volksreligion
- volkstümliche Bräuche, Riten und buddhistische Elemente
- wurde polytheistisch und definierte sich durch eine gemeinsame liturgische Tradition
- drei oberste Gottheiten, die Drei Reinen:
  - Yuanshi tianzun, der Himmelsehrwürdige des Uranfangs
  - Daojun oder Lingbao tianzun, der Herr des Dao bzw. Himmelsehrwürdige des magischen Juwels
  - Daode tianzun oder Taishang Laojun, der Himmelsehrwürdige des Dao und des De bzw. der höchste Herr Lao (Laozi)

- Abkömmling Feng Shui, ursprünglich Geomantie, später Umgebung des Menschen nach best. Prinzipien zu ordnen,
  um Glück, Erfolg und Harmonie zu erzeugen

- in VR Religionen Chinas unterdrückt und verfolgt, während Kulturrevolution viele Klöster und Tempel zerstört,
  Schriften vernichtet, Mönche und Nonnen umerzogen oder getötet
- mittlerweile Besinnung auf religiöses Erbe sowie auf das daoistische Handlungswissen in Bezug auf Heilkunst
- viele Klöster und Tempel wieder aufgebaut, Ausbildungsstellen für Mönche und Nonnen geschaffen,
  universitäre Forschungsstellen für Daoismus eingerichtet
- offizielle Version des Daoismus durchgesetzt, die Wohlwollen, Patriotismus und den Dienst an der Öffentlichkeit betont
- staatlich nicht zugelassene und damit nicht kontrollierbare daoistische Gemeinschaften staatlich verfolgt
- viele Daoisten flohen nach Taiwan oder Südostasien

Yin und Yang:

- Yin und Yang (yīn yáng) als Prinzip Sonne und Schatten, Übergang fließend
- zeitliche und räumliche Bedeutung
- Yang: alles Aktive, Zeugende, Belebende, Schöpferische, sich Ausdehnende, Glänzende, Äußere, männlich (hart)
- Yin: alles Passive, Verborgene, sich Zusammenziehende, Matte, Innere, weiblich (weich)
- Gleichgewicht zwischen Yin und Yang herstellen
- gedanklicher Hintergrund Kreislauf der Jahreszeiten
- Männer und Frauen als konkurrierende, miteinander wetteifernde, aber auch zum Einvernehmen bereite Verbände
- Einvernehmen entsprach die Idee einer rituellen Hochzeit von Yin und Yang
- nicht antagonistisch, sondern komplementär, Gegensatz ist relativ, niemals absolut (nicht Gut und Böse)
- Vater Yang, Sohn seinem Vater gegenüber Yin, seinen eigenen Söhnen gegenüber Yang
- ergänzen und bedingen einander, lösen einander in rhythmischem Wechsel ab, eins kann nicht ohne anderes existieren
- keines der beiden wichtiger oder moralisch überlegen
- Beispiel aus dem Taiji:
  F: Schau einen Stock an - sein eines Ende ist Yin, das andere Yang. Welches ist wichtiger?
  A: Der Stock selbst ist wichtig!
- in daoist. Philosophie Bevorzugung des Yin, das Weiche (Yin) besiegt das Harte (Yang)
- im Konfuzianismus Vorrang des Yang, patriarchale Grundhaltung, Vorrangs des Älteren gegenüber dem Jüngeren

Fünf-Elemente-Lehre:

- fünf angenommene Grundelemente (xíng), Wandlungsphasen oder Aktionsqualitäten:
  - Holz bzw. Baum    木 mù    Aufbruch, Entwicklung eines Handlungsimpulses, Expansion, Steigen, Frühling
  - Feuer             火 huŏ   Ausgestaltung, dynamische Phase, Aktion, Sommer
  - Erde              土 tŭ    wandelnd, umwandelnd, verändernd: Fruchtbildung, SPätsommer
  - Metall bzw. Gold  金 jīn   Reife, Kontraktion, Kondensation, Ablösung, Sinken, Herbst
  - Wasser            水 shuĭ  Betrachtung, Lageerfassung, Ruhe, Winter
- Interaktion -> Prozessablauf, als Zyklus beschrieben
- auf verschiedenste Abläufe angewendet wird, z.B. menschl. Körper, Charakterkunde, Astrologie, Unternehmen, Politik
- Aspekte eines dynamischen Ablaufes, als zyklisch erlebt, meist in einem fünfgeteilten Kreis im Uhrzeigersinn dargestellt
- nicht stetige, monotone Wiederholung, sondern ebenso (im Westen meist linear gedachte) Evolution
- jeder Durchlauf des zyklischen Prozesses verändert die Ausgangslage für den folgenden Durchlauf
- Nährungszyklus, zyklisch im Uhrzeigersinn nähren die Elemente einander:
  - Holz lässt Feuer brennen
  - Asche (durch Feuer) reichert die Erde mit Nährstoffen an
  - Erde bringt Erze (Metall) hervor
  - Spurenelemente (Metall) beleben Wasser
  - Wasser nährt Bäume und Pflanzen (Holz)
- Schwächungszyklus, Element entwickelt sich durch Schwächung seines Vorgängers (zyklische Relation gegen Uhrzeigersinn)
- Kontrollzyklus, Mangel oder Überfluss störend/schädigend, kontrollierende Eingriffe nicht willkürlich, Gesetzmäßigkeit:
  - Wasser löscht Feuer
  - Feuer schmilzt Metalle
  - Axt (Metall) spaltet Holz
  - Bäume und Pflanzen (Holz) entziehen der Erde Nährstoffe, Wurzeln halten die Erde zusammen
  - Staudämme (Erde) halten Wasser auf, Erde verschmutzt Wasser
  -> Pentagramm im Kreis, jedes Element wirkt auf Nach-Nachfolger
- Schädigungszyklus, entgegengesetzte Relation (auf den Vor-Vorgänger), destruktiv, verletzend:
  - Wasser schädigt Erde (Erosion, Überschwemmung)
- in Japan alternative Version der Fünf-Elemente-Lehre
- vier "westliche" Elemente "Erde", "Wasser", "Feuer" und "Wind/Luft", als Fünftes "Leere/Äther"
- von Miyamoto Musashi im Gorin no Shō, dem Buch der fünf Ringe, verwendet
- Bedeutung für jap. Kampfkünste, vor allem für Fechtkunst
- auch in tibet. Medizin

Buddhismus:

- Lehrtradition und Religion mit weltweit zwischen 350 und 500 Mio. Anhängern
- insbesondere in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Korea, Thailand, Tibet und Vietnam
- entwickelte sich ursprünglich auf dem indischen Subkontinent
- Gründung geht auf Siddhartha Gautama (563 v.Chr.-483 v.Chr.), den historischen Buddha, zurück
- Prinz im lokalen Adelsgeschlecht der Shakya in Lumbini, im nordindischen Fürstentum Kapilavastu
- mit 35 Jahren erlangte er Bodhi (Erleuchtung, Erwachen), als Buddha (Erwachter, Erleuchteter) bezeichnet
- Weg der Mitte, s.a. "Little Buddha"
- brachte das Dharma, die buddhistische Lehre, in die Welt, setzte das "Rad der Lehre" (Dharmachakra) in Bewegung
- Beginn der buddhistischen Zeitrechnung von singhalesischen Mönchen auf das Jahr 543 v.Chr. gelegt
- zunächst auf dem indischen Subkontinent, auf Sri Lanka und in Zentralasien bekannt
- sechs buddhistische Konzile zur "Kanonisierung" der Lehren
- weitere Verbreitung in Ost- und Südostasien, Entwicklung verschiedener Traditionen
- von Südindien und Sri Lanka gelangte südlicher Buddhismus (Theravada) nach Südostasien
- nördlicher Buddhismus (Mahayana) erreichte über Seidenstraße Zentral- und Ostasien
- dort entwickelten sich weitere Traditionen wie Chan (China), Zen (Japan) und Amitabha-Buddhismus (Ostasien)
- in Himalaya-Region auch direkt aus Nordindien, dort entstand der Vajrayana (Tibet, Bhutan, Nepal, Mongolei u.a.)

- ursprünglich erstmals zur Zeitenwende nach China gebracht, aufgrund mangelnder schriftlicher Überlieferung nicht verbreitet
- erste Übersetzungen buddhistischer Schriften ins Chinesische im 2.Jh., z.T. mit daoist. Begriffen verfälscht
- ab 3.Jh. erstmals intellektuelle Auseinandersetzung mit buddhistischen Schriften (nur Eliten)
- mit Beginn der Tang-Dynastie im 7.Jh. breit durchgesetzt
- bereits ein Jahrhundert zuvor buddhistische Mönche nach Indien gesandt, um neue Übersetzungen durchzuführen
- Aufblühen verschiedener buddhistisch-geprägter Philosophien
- stehen alle dem Mahayana nahe, aus denen sich später die großen chin. Schulen des Buddhismus entwickelten
- "kleines Fahrzeug" (Hinayana) hält sich an Lehre Buddhas, wie sie auf dem Konzil von Patna festgelegt wurde
- "große Fahrzeug" (Mahayana) durchmischte sich mehr mit den ursprünglichen Religionen und Philosophien
- durch Worte Buddhas vorbestimmt: als Lehre, die ausdrücklich in Zweifel gezogen werden darf
- wichtige Schulen in China:
  - Tian-tai um das Jahr 550
  - Huayan, auch Hua-Yen Schule der Blumengirlande zwischen 650 und 750
  - Chan, unmittelbare Erfahrung der Dinge, weniger Studium der buddh. Philosophie, Wandermönche
  - Schulen des Reinen Landes, Buddhas und Bodhisattvas auf dem Weg zur Erleuchtung als Hilfe anrufen
  - Mizong im späten 8.Jh. indischer Vajrayana-Buddhismus (Ergänzung des Mahayana mit esoterischen Methoden)
    aus Zentralasien in China eingeführt

- ähnelt mehr einer Denktradition oder Philosophie als einer Religion im westlichen Verständnis
- von den monotheistischen Religionen unterscheidet er sich grundlegend
- weder allmächtiger Gott noch ewige Seele
- teilt sich Karma-Lehre mit Hinduismus und Brahmanismus, aber kein Kastensystem
- schließt Glauben an eine (andere) Religion bzw. Weltanschauung nicht aus
- in Asien gelebte Volks-Religion kennt Glauben an Götter und Geister, integriert
- z.B. Verkörperungen von verschiedenen Aspekten Buddhas in Form von Bodhisattvas
- wie die Menschen als noch im Kreislauf gefangen angesehen, oft als Buddhas Verehrer, Zuhörer oder Beschützer dargestellt

- Ziel: durch ethisches Verhalten, Kultivierung der Tugenden (Fünf Silas), Praxis der "Versenkung" (Samadhi)
  und Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit (Prajna) vom ewigen Kreislauf des Leidens (Samsara) zu befreien
- Leid und Unvollkommenheit überwunden und durch Erleuchtung der Zustand des Nirvana erreicht

- Kern der Lehre sind die Vier Edlen Wahrheiten, aus der vierten folgt als Weg aus dem Leiden der Achtfache Pfad:
  1. Dukkha - Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll.
     Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden.
     Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Aneignungen
     sind Leiden.
  2. Samudaya - Die Ursachen des Leidens sind Begehren, Abneigung (negatives Begehren) und Unwissenheit (über die Natur
     des Leidens).
     Das Verlangen/Durst, - begleitet von Leidenschaft bzw. Wonne, genossen eben hier und eben da - nämlich
     das Verlangen nach Sinneslust, das Verlangen nach Werden, das Verlangen nach Nicht-Werden.
  3. Nirodha - Durch das Erlöschen der Ursachen erlischt das Leiden.
     Das restlose Vergehen bzw. Enden, Abkehren, Abtreten, Aufgeben und Loslassen genau dieses Verlangens.
  4. Magga - Zum Erlöschen des Begehrens (und damit des Leidens) führt der "Edle Achtfache Pfad".
     Gerade dieser achtfache Pfad: Rechte Sicht, rechte Entschlossenheit, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechter
     Lebensunterhalt/-erwerb, rechtes Bemühen, rechte Aufmerksamkeit/Achtsamkeit, rechte Konzentration.
     -> enthalten in den drei Gruppen Weisheit (1-2), Sittlichkeit (3-5) und Vertiefung (6-8)

- Ursache und Wirkung: Karma ("Tat, Wirken")
  - sinnliches Begehren und Anhaften an die Erscheinungen der Welt (Gier, Hass, Ich-Sucht)
  - Taten, die dadurch entstehen, Wirkungen von Handlungen und Gedanken in moralischer Hinsicht
  - insbesondere Rückwirkungen auf Akteur selbst
  - in etwa Prinzip von Ursache und Wirkung, jedoch nicht nur im materiellen Bereich
  - erzeugt entweder gutes oder schlechtes Karma oder kann karmisch gesehen neutral sein
  - erzeugt Folge der Wiedergeburten, das Samsara
  - höchstes Ziel: diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma mehr erzeugt wird
  – Handlungen hinterlassen dann keine Spuren mehr in der Welt, Eingang ins Nirvana
  - galt oft als unerreichbar in einem Leben -> bei Laien mehr das Anhäufen guten Karmas als Erreichen des Nirvana
  - Glaube, dass das auch rituell an andere weitergegeben werden könne, selbst an Verstorbene oder ganze Nationen

- Kreislauf des Lebens: Samsara ("beständiges Wandern")
  - fortlaufender Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt, Werden und Vergehen
  - Ziel: diesen Kreislauf verlassen
  - umfasst alle Ebenen der Existenz, die wir als Menschen kennen und alle anderen,
    von den Höllenwesen (Niraya Wesen) bis zu den Göttern (Devas)
  - alle Wesen im Kreislauf des Lebens gefangen, daran gebunden durch Karma
  - im Mahayana Theorie der Identität von Samsara und Nirvana (in westl.-phil. Begriffen Immanenz statt Transzendenz)

- Reinkarnation
  - Reinkarnation und Karma bereits vor Erscheinen des Buddha bekannt
  - Buddha widersprach diesen vedischen Konzepten grundlegend und ersetzte sie entsprechend seiner Erfahrung

Die indische Philosophie kannte Atman (Sanskrit) bzw. Atta (Pali), das „Selbst“, vergleichbar mit der persönlichen Seele der
westlichen Gedankenwelt. Buddha verneinte deren Existenz als individuelle und konstante Einheit, die auch wiedergeboren werden
könnte. Im Gegensatz dazu sprach er von Anatman (Sanskrit) bzw. Anatta (Pali), dem „Nicht-Selbst“. Die Vorstellung von Atman
ist demnach Teil der Täuschung über die Beschaffenheit der Welt. Gemäß der Lehre Buddhas entsteht die Persönlichkeit mit all
ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen in der Welt erst aus den Fünf Aneignungsgruppen, den Skandhas (Sanskrit) bzw. Khanda (Pali):
Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Geistesregungen und Bewusstsein. Was in der vedischen Tradition Atman genannt wurde, ist
demnach aus buddhistischer Sicht keine konstante Einheit, sondern in beständigem Werden, Wandel und Vergehen begriffen. Es kann
somit auch nicht als solches wiedergeboren werden.

Reinkarnation wird im Buddhismus also nicht als „Seelenwanderung“ (Transmigration) verstanden, sondern als ein Impuls aus dem
Karma des Gestorbenen. Dieser Impuls ist Folge der nicht ausgeglichenen Karmabilanz des Betreffenden, die sich in einer oder
mehreren neu in Erscheinung tretenden Existenzen erneut manifestieren. Eine bekannte Allegorie vergleicht diesen Prozess mit
der Flamme einer Kerze, die weitere Kerzen anzündet. Weder die Kerze selbst noch die Flamme bleiben dieselben, aber ohne die
ursprüngliche Kerzenflamme gäbe es auch die folgenden nicht.

Die Ursache der Wiedergeburt liegt im Begehren nach Sinnesbefriedigung, im Trieb nach Sein und Verwirklichung, dem Karma.

- Das bedingte Entstehen
  - Wiedergeburten, solange verursachende, nach Realisierung drängende Triebkräfte vorhanden sind
  - beschreibt die Seinsweise aller Phänomene in ihrer dynamischen Entwicklung und gegenseitigen Bedingtheit

- Die Lehre: Dharma
  - Lehre Buddhas (im Theravada auf Buddha beschränkt, im Mahayana und Vajrayana auch zusammen mit den Lehren der
    Bodhisattvas und großen verwirklichten Meister)
  - Gesamtheit aller weltl. Phänomene, der Natur an sich und der ihr zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten

- Die Erleuchtung: Bodhi
  - Vorgang des "Erwachens", der "Erleuchtung"
  - vollständiges Begreifen der "Vier edlen Wahrheiten"
  - Überwindung aller an das Dasein bindenden Bedürfnisse und Täuschungen, Vergehen aller karmischen Kräfte
  - Kreislauf des Lebens (Samsara) verlassen und Nirvana erlangt
  - drei Arten:
    - Pacceka-Bodhi wird durch eigene Bemühungen, ohne die Hilfe von Lehrern, erreicht. Ein derart Erleuchteter wird als
      Pratyeka-Buddha bezeichnet.
    - Savaka-Bodhi bezeichnet die Erleuchtung jener, die mit Hilfe von Lehrern Bodhi erlangen. Ein so Erwachter wird als
      Arhat bezeichnet.
    - Samma-Sambodhi wird von einem Samma-Sambuddha („Vollkommen Erwachter“) erlangt. Ein solcher „Vollkommen Erwachter“
      gilt als die perfekte, mitfühlendste und allwissende Form eines Buddha. Der historische Buddha Shakyamuni aus dem
      Geschlecht von Shakya war ein solcher Samma-Sambuddha.

- Verlöschen: Nirvana
  - Verlassen von Samsara, den Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt
  - nicht beschreibbar, kein Ort, nicht vergleichbar mit Paradies-Vorstellungen, kein Himmel, keine greifbare Seligkeit
  - ein Abschluss, kein Neubeginn in einer anderen Sphäre, Zustand der Zustandslosigkeit
  - alle Vorstellungen und Wunschgebilde, also alle karmischen Kräfte, überwunden und gestillt
  - tritt nicht erst mit Tod ein, Buddha selbst lebte und unterrichtete noch 45 Jahre, nachdem er Nirvana erreicht hatte
  - endgültiges Aufgehen oder "Verlöschen" im Nirvana nach dem Tod als Parinirvana bezeichnet

VR China:

- Verfassung der VR China: Schutz religiöser Aktivitäten von Anfang an verankert
- so lange diese durch den Staat legitimiert sind:
  - Religion nicht zu konterrevolutionären Tätigkeiten missbraucht
  - durch Religionsausübung öffentliche Ordnung nicht gestört
  - religiöse Aktivitäten durch keine ausländische Macht kontrolliert
- generelle Tendenz: anerkannte Religionen akzeptieren und sogar fördern
- offiziell anerkannt: Daoismus, Buddhismus, Islam, protestantisches und katholisches Christentum
- unterliegen der Kontrolle und dem Management durch das Amt für Religiöse Angelegenheiten
- direkt bei der Zentralregierung in Peking angesiedelt, Zweigstellen im ganzen Land
- katholisch: Oberhaupt offiziell nicht Papst in Rom, sondern kommunistische Regierung in Peking
- Glaubensausübung nach wie vor strenge Grenzen gesetzt
- einschlägige Regelungen viel liberaler als noch in den frühen 1980er Jahren oder davor
- nach Gründung der VR China tausende buddh. Klöster geschlossen und Mönche/Nonnen in weltl. Berufe überführt
- christliche Missionare wurden, häufig unter Spionagevorwurf, des Landes verwiesen
- 1966/1967 (Kulturrevolution) zahllose Klöster, Tempel und Kirchen durch die Roten Garden verwüstet
- Religionsausübung musste in Untergrund gehen, viele Menschen gaben Religion zumindest zeitweilig auf
- Tempel und Klöster seit einiger Zeit wieder starken Zulauf (soziale Unsicherheit seit den Reformen)
- derzeit ca. 100 Mio. Anhänger, 20000 Tempel und Klöster mit 200000 Mönchen und Nonnen, 34 buddhistische Schulen
- zahlreiche Kirchen renoviert, Christentum erlebt erstaunliche Wiedergeburt
- zahlreiche neue religiöse Bewegungen (z.B. Falun Gong), zunächst ignoriert
- potentielle Stärke dieser Bewegungen, als illegal erklärt


Japan
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Geschichte
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- Japan (jap. 日本, Nihon/Nippon) nach Indonesien, Madagaskar und Papua-Neuguinea viertgrößter Inselstaat der Welt
- Landesname setzt sich aus Zeichen 日 (ni, "Tag" oder "Sonne") und 本 (hon, "Ursprung" oder "Wurzel") zusammen
- "Land der aufgehenden Sonne"
- früherer mythologische Name Cipangu als auch Japan vermutlich von chin. Aussprache 日本國 (rìbĕnguó) abgeleitet

Frühzeit:

- erste Besiedelungen vor ca. 100000-200000 Jahren
  - aus Sibirien über Landbrücke nach Hokkaido (altaische Elemente in jap. Sprache)
  - von Korea über Landbrücke nach Zentraljapan
  - Süden von Südostasien aus auf dem Seeweg
- Jōmon-Periode (10000-300 v.Chr.)
  - Jäger und Sammler, lockere Verbände
- Yayoi-Periode (300 v.Chr. - 300 n.Chr.)
  - erste bestätigte Kontakte mit chin. Reich 
  - Yayoi- und Jōmon-Bevölkerung vermischten sich genetisch und wahrscheinlich auch sprachlich
  - Nassreisanbau und Metallverarbeitung
  - Dorfgemeinschaften, erste Staaten, z.B. Yamatai

Altertum:

- Kofun-Periode (300-710)
  - Kofun: große schlüssellochförmige Hügelgräberanlagen
  - Königreich Yamato
  - enger polit. Kontakt mit Korea, rege Beziehungen zu Korea und China
  - Kulturtechniken importiert, Buddhismus, ab 5.Jh. Übernahme der chin. Schrift
- Asuka-Zeit (592-710)
  - 552 Übernahme des Buddhismus, Staatsreligion, Familie Soga großer Einfluss
  - 604 "17 Artikel": Schrift zur ethischen Ausübung der Herrschaft
  - chin. System der Hofränge übernommen
  - Reformen, v.a. Taika-Reform (Große Wende)
  - alles Land dem Kaiser unterstellt, Landvermessungen, Volkszählungen, Steuern
  - Hauptstadt-Bau angeordnet, mehrmals gewechselt (Tod verschmutzt Ort des Versterbens)
- Nara-Epoche (710–784)
  - Hauptstadt Heijō-kyō (Nara)
  - Frieden und kulturelle Blüte, Wehrpflicht wegen drohender Invasionen aus China oder Korea
  - Buddhismus stark gefördert
  - Staatsform an chin. Vorbild angelehnt
- Heian-Epoche (794–1185)
  - Aufschwung der höfischen Kultur in Heian-kyō (Kyōto), vor allem Dichtung und Literatur
  - Macht des Kaisers allmählich geschwächt, Kriegerfamilien etablieren sich

Mittelalter:

- Kamakura-Epoche (1185–1333)
  - Kämpfe zwischen Kriegerfamilien Taira und Minamoto: Gempai-Krieg
  - beliebtes Motiv in Japans Literatur, Dichtung und Film
  - Minamoto-Familie begründet das erste Shōgunat, später Herrschaft der Hōjō
  - zwei Invasionsversuche unter Kublai Khan (1274 und 1281), macht Taifun zunichte
  - als Kamikaze (神風 "göttlicher Wind", Kun-Lesung) bezeichnet
  - bestärkten Japaner im Glauben, ihr Land werde von den Göttern beschützt
  - selber Begriff in On-Lesung: Shimpū - bezeichnet jap. Flieger-Spezialtruppe (im dt. als Kamikaze bekannt)
- Muromachi-Epoche (1338–1573)
  - Kaiser Go-Daigo wollte mit Familien Ashikaga und Nitta Shōgunat angreifen
  - Ashikaga errichteten aber neues Shōgunat, neuer Kaiser neben Go-Daigo eingesetzt
  - zerfiel im Ōnin-Krieg (1467–1477), Zerstörung der Hauptstadt, Ende der Zentralgewalt
  - mächtige unabhängige Daimyō unterhielten eigene Armeen
- Sengoku-Epoche (1477–1568)
  - "Zeit der streitenden Reiche" (sengoku jidai)
  - Flickenteppich aus Herrschaftsgebieten einzelner Fürsten und Familien
  - aber auch Handel zwischen den einzelnen Regionen
  - Ankunft der Portugiesen, Feuerwaffen, christl. Mission
- Azuchi-Momoyama-Epoche (1568-1603)
  - drei Reichseiniger (Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi, Tokugawa Ieyasu) beendeten den über 100-jährigen Bürgerkrieg

Edo-Ära (1603–1867):

- in Provinzen (han) eingeteilt, die von Fürsten (Daimyō) regiert wurden (lehnpflichtig ggü. Shōgun)
- Tokugawa-Familie behielt für über 250 Jahre Kontrolle über die anderen Daimyō
- Ständesystem: Krieger, Bauern, Handwerker und Kaufleute (shi-nō-kō-shō)
- großer Prosperität für jap. Volk, Bevölkerung wuchs stetig, heutiges Tokio größte Stadt der Welt (bis heute)
- Abschottung vom Rest der Welt ab, Ausnahme beschränkter Austausch mit China und Niederlanden
- 1854 segelte US-Admiral Matthew Perry mit vier Kriegsschiffen unbehelligt in Hafen des heutigen Tokio
- Tokugawa-Regierung zum offenen Handel mit USA aufgefordert
- Leichtigkeit, mit der Perry in den Hafen einlaufen konnte, offenbarte Schwäche des Tokugawa-Regimes
- Kaufleute gewinnen an Einfluss, Bauernaufstände, Aufstand regionaler Herrscher
- 1868 Meiji-Restauration: Wiedereinsetzung des Kaisers, allerdings wenig reale politische Macht

Moderne:

- Meiji-Ära (1868–1912)
  - Reform des Kaiserhauses unter dem Meiji-Tennō beendet Zeit des Kriegeradels, läutet Moderne ein
  - Ständesystem abgeschafft, Geldwährung, moderne Verfassung und Parlament, konstitutionelle Monarchie
  - Verfassung, dt. Bürgerl. Gesetzbuch nahezu unverändert übernommen
  - Wirtschaftswachstum, Rüstungspolitik, Wehrpflicht, Kriege mit China (s.u.) und Russland
- Taishō-Ära (1912–1926)
  - im Ersten Weltkrieg stand Japan auf Seiten der Entente, übernahm nach Kriegsende deutsche Territorien
  - kulturelle Dynamik, wirtschaftlicher Aufschwung, demokratische Experimente mit parlamentarischem System
  - Demokratie scheiterte durch Instabilität, ähnlich Deutschland während Weimarer Republik
  - Weltwirtschaftskrise, Umstrukturierung der Wirtschaft, Erdbeben 1923 zerstört Tokio
  - Schwerindustrie und Finanzgruppen wollten Aufrüstung und weitere Expansion
  - Militär übernahm mehr und mehr faktische Kontrolle
- Shōwa-Ära, Teil 1 (1926–1945)
  - 1931 Nordosten Chinas besetzt, 1932 Marionettenstaat Mandschukuo (Mandschurei) gegründet
  - 1933 Austritt aus Völkerbund, 1937 weitere Territorien von China erobert
  - mit Unterstützung Siams und anfangs auch diverser Einheimischer europäische Kolonialmächte vertreiben
  - eigenes Kolonialreich ausbauen
  - USA sahen ihre Interessen in Asien (v.a. Kolonien wie Philippinen) gefährdet, zahlreiche Sanktionen
  - insbesondere Washingtoner Flottenkonferenz, Embargo und Einfrieren japanischen Vermögens im Ausland
  - 7.12.41 Angriff auf Pearl Harbor, Zweiter Weltkrieg auf Pazifischen Ozean ausgeweitet
  - 18.4.42 Doolittle Raid (Angriff auf Tokio von Flugzeugträgern aus, s. Film "Pearl Harbor")
  - 4.-6.6.42 Schlacht um Midway
  - Kriegsverbrechen: Zwangsprostitution, Massaker von Nanking 1937/38, Menschenversuche durch Einheit 731
  - Nanking: mind. 200000 Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet, mind. 20000 Mädchen und Frauen vergewaltigt
  - bis 1945 Eroberung von Gebieten nahe den jap. Inseln durch alliierte Truppen
  - besonders auf kleineren Inseln noch heftige Kämpfe
  - 19.2.45 Schlacht um Iwojima (s. Filme "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" von Clint Eastwood)
  - Kaiser (Rolle umstritten), Premierminister und seine Anhänger wollten Friedensverhandlungen, Militär mächtiger
  - 6.8.45 und 9.8.45 Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki (keine unbedingte Notwendigkeit)
  - 15.8.45 bedingunslose Kapitulation (vom Kaiser um 12 Uhr mittags verlesen)
- Shōwa-Ära, Teil 2 (1945–1989)
  - nach Kapitulation Wiederaufbau, zunächst Alliierte Besetzung, dann Eigenregie
  - von USA als Vorposten gegen Kommunismus in westl. Bündnissystem integriert
  - Kaiser und einige Eliten beibehalten -> stabiles System, aber mangelnde Aufarbeitung
  - keine wirtschaftliche Unterstützung, trotzdem rasante wirtschaftliche Entwicklung
  - Schritt für Schritt Marktanteile in allen wichtigen Schlüsselindustrien erobert
  - stabile, friedliche Demokratie, in 50er Jahren Mitglied der UN
- Heisei-Ära (seit 1989)
  - faule Bankenkredite, überbewertete Immobilien -> Anfang der 1990er Jahre platzt Bubble Economy
  - Japan rutscht in eine Phase von Deflation und hoher Staatsverschuldung
  - wirtschaftliche Stagnation auf hohem Niveau
  - behutsame Sanierung von Unternehmen und Banken, wieder leichter wirtschaftl. Aufschwung

Kolonien:

- erst im späten 19.Jh. Kolonialmacht
- 1894-1895 Formosa (heute Taiwan) und die Pescadoren nach dem 1. Japanisch-Chinesischen Krieg
- nach Sieg im Russisch-Japanischen Krieg 1905 erhält Japan Südsachalin und Schutzherrschaft über Korea
- 1910 folgt Annexion von Korea
- im/nach 1. Weltkrieg (Versailler Vertrag) ehemals deutsche Kolonien (Schutzgebiete) Kiautschou
  und Inselgruppen der Palau I., Carolinen, Marshallinseln und nördl. Marianen
- 1931 besetzt Japan Mandschurei während Mandschurei-Krise und errichtet Mandschukuo-Staat
- 1937 2. Japanisch-Chinesischer Krieg, im Zweiten Weltkrieg fortgeführt
- Eroberung umfangreicher Gebiete in Ost- und Südostasien, unter anderem in Indochina,
  Malaysia, Philippinen und Vielzahl von Inselgruppen im Pazifik, von USA wieder entrissen

Korea:

- am 25.7.1907 wurde Korea Protektorat Japans, 1910 offiziell annektiert, jap. Kolonioe bis 15.8.45
- viele Rechte verwehrt (Recht auf Versammlung und Organisation, Redefreiheit, unabhängige Presse)
- jap. Schulsystem eingeführt, Fächer wie koreanische Geschichte und Sprache durch jap. Gegenstücke ersetzt
- Transport- und Kommunikationswege aufgebaut, unterstützte jap. Handel und Kolonialwirtschaft
- Koreanern war es verboten, im Handel tätig zu sein, viele Bauern wurden enteignet
- 1919 landesweit Demonstrationen, Unabhängigkeitserklärung in Seoul, zwei Mio. Demonstranten, friedlich
- von Japan brutal unterdrückt, 47000 verhaftet, 7500 getötet, 16000 verwundet
- Ende November 1929 revoltierten Studenten im ganzen Land, eiserne Herrschaft 1931 wieder eingeführt
- nach Zweitem Sino-Japanischen Krieg 1937 und während Zweitem Weltkrieg versucht, Korea als Nation auszulöschen
- Verehrung der japanischen Shinto-Schreine obligatorisch, Schulsystem radikal überholt, jap. Namen Pflicht
- traditionelle koreanische Feste verboten, Zeitungen durften nicht mehr in Koreanisch erscheinen
- Hunderttausende Koreaner nach Japan verfrachtet, mussten in jap. Minen und Fabriken arbeiten
- Männer ins jap. Militär zwangsrekrutiert, um gegen Republik China zu kämpfen
- viele Frauen zur Zwangsprostitution bzw. sexuellen Sklaverei gezwungen ("Trostfrauen")
- gegen Ende des Zweiten Weltkriegs keine Einigkeit über Zukunft Koreas durch USA und UdSSR
- vorläufig entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen teilen
- jap. Besatzungsmacht in Korea kapitulierte am 9.9.45, im Norden gegen Rote Armee, im Süden gegen amerik. Truppen
- südliche Zone unter Verwaltung des amerikanischen Militärs gestellt
  - ehemalige koreanische Exilregierung (in China) wegen angeblicher kommunistischer Unterwanderung nicht anerkannt
  - japanische Kolonialbeamte beibehalten, da diese sich bestens im Land auskannten
  - 13.8.48 übernahm Syngman Rhee offiziell die Regierungsgeschäfte von amerik. Militärregierung
- Norden Koreas von UdSSR nach kommunistischen Vorstellungen umgeformt
  - japanische Großgrundbesitzer enteignet, wichtige Industriezweige verstaatlicht
  - koreanischer Pufferstaat gegen mögl. jap. Angriff
  - 9.9.48 Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea unter Kim Il-sung
- beide Regierungen sahen sich als rechtmäßige Regierung über ganz Korea, Anspruch auch militärisch durchsetzen
- 25.6.50-27.7.53 Koreakrieg, der die bis heute andauernde Teilung Koreas festschrieb
  - Nordkorea erobert fast gesamte koreanische Halbinsel
  - mit UNO und USA Zurückdrängen bis an chin. Grenze, China kam Nordkorea zu Hilfe
  - Front schließlich nahe Ausgangsposition stabilisiert
  - 1-3 Mio. tote Koreaner, noch mehr Vertreibungen, Infrastruktur in Schutt und Asche
  - psychologische Folgen, Angst vor erneuter Invasion
  - demilitarisierte Zone, wenig Vorfälle, später Tunnel gefunden
- Südkorea:
  - ab 1961 wirtschaftlicher Aufschwung unter Militärregierungen
  - ab 1987 wieder Demokratie
  - Wahl 18.12.97 Kim Dae-jung, Politik der Aussöhnung mit Nordkorea (Sonnenscheinpolitik)
  - Wahl 19.12.02 Roh Moo-hyun, Fortführung der Politik Kim Dae-jungs gegenüber Nordkorea
- Nordkorea:
  - Säuberungsaktionen, Festigung der Alleinherrschaft Kim Il-sungs
  - Mitte 60er Kim Il-sung "Geliebter Führer" (s.a. "Führerspur"), ab 1972 Präsident
  - Personenkult: als Urheber und zentrale Figur der kommunist. Bewegung in Korea dargestellt
  - auch seine Familie einbezogen, Kim Jong-il ab 1994 sein Nachfolger
  - Posten des Präsidenten nicht mehr besetzt, für immer Kim Il-sung (dem "Ewigen Präsidenten") vorbehalten
  - 9 Jahre nach Kim Il-sungs Tod Chuch'e-Kalender eingeführt (beginnt mit Geburtsjahr Kims 1912 = Chuch'e 1)
- Nord- und Südkorea traten 1991 den Vereinten Nationen bei
- 13.12.91 Nichtangriffspakt zwischen Nord- und Südkorea
- 2000 durch Sonnenscheinpolitik Entspannung zwischen Nord- und Südkorea
- Besuche von seit Jahrzehnten getrennten Familienangehörigen möglich
- Erneuerung der Verkehrsverbindungen vereinbart, Eisenbahnstrecken wieder aufgebaut, Testfahrt erst am 17.5.2007
- gemeinsame Industrieregion Kaesŏng
- Mannschaften Nord- und Südkoreas marschierten gemeinsam bei den Olympischen Spielen 2000 ein
- Höhepunkt Treffen Kim Dae-jungs mit Kim Jong-il in Pjöngjang im Juni 2000
- Kim Dae-jung im selben Jahr mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet
- mit historischer Symbolik überquerte am 2.10.2007 der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun die DMZ zu Fuß
- am gleichen Tag in Pjöngjang Gipfeltreffen mit Nordkoreas Staatsführer Kim Jong-il
  - Entschluss, Verhandlungen über Friedensvertrag aufzunehmen
  - öftere Gipfeltreffen dieser Art vereinbart
- 1965 normalisierte Südkorea in einem Vertrag seine Beziehungen mit Japan
  - Erbe der Besatzungszeit belastet weiterhin Verhältnis der beiden koreanischen Staaten zu Japan
  - keine offizielle Entschuldigung bei überlebenden "Trostfrauen" oder ihre staatliche Entschädigung
  - kein Überdenken der eigenen Stellung zur Besatzungszeit Japans
  - revisionistischer Inhalt von Schulbüchern in Japan
  - provozierende Besuche hoher staatlicher jap. Funktionäre im Yasukuni-Schrein, in dem auch der durch den
    internationalen Gerichtshof verurteilten Haupt-Kriegsverbrecher gedacht wird
  - Kaiser Hirohito hielt sich vom Schrein fern und boykottierte ihn seit 1978
  - von seinem Sohn und Nachfolger, Akihito, weitergeführt, ganz anders als späterer Premierminister Koizumi
  - erfolgreiche gemeinsame Ausrichtung der Fußball-WM 2002
  - beide Mannschaften kamen unerwartet weit (Korea 4. Platz)
  - in Korea Zweifel, ob bei einem Sieg des südkoreanischen Teams im Halbfinale über Deutschland jap. Zuschauer
    ihre asiatischen Nachbarn im Finale unterstützt hätten

Japanisch-Chinesische Beziehungen:

- 1885: Vertrag von Tientsien (Regelung der Einflusszonen)
- 1894-95: Erster Japanisch-Chinesischer Krieg
- 1895: Vertrag von Shimonoseki, u.a. Abtretung Taiwans
- 1901: Boxerprotokoll
- 1915: Einundzwanzig Forderungen
- 1919: Vertrag von Versailles, Japan erhält die deutsche Kolonie Qingdao; chin. Proteste
- 1922: Japan muss Qingdao nach chin. Protesten und internationalem Druck zurückgeben
- 1931: Mandschurei-Krise
- 1933: Waffenstillstand, chin. Anerkennung von Mandschukuo
- 1936: Zwischenfall von Xi'an
- 1937: Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg
- 1945: 9. September Kapitulation der Japanischen Streitkräfte in China gegenüber den Truppen der Guomindang
- 1952: Friedensvertrag mit der Republik China auf Taiwan
- 1954: Vertrag über die Repatriierung Japanischer Kriegsgefangener mit Hilfe des Japanischen Roten Kreuz
- 1955: Fischereiabkommen mit der Japan-China Fishery Association
- 1958: Flaggenvorfall von Nagasaki
- 1962: Liao-Takasaki-Memorandum
- 1972: Gemeinsame Erklärung der Regierung Japans und der Regierung der Volksrepublik China
- 29. Dezember 1972: Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen zwischen VR und Japan
- 12. August 1978: Friedensvertrag zwischen Japan und der Volksrepublik China
- 1979: Japanisch-Chinesisches Kulturaustausch-Abkommen
- 1983: Staatsbesuch von Hu Yaobang in Tokyo
- 1984: Gegenbesuch von Nakasone Yasuhiro in Peking


Gesellschaft
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Bevölkerung und Gliederung:

- 2004 Gesamtbevölkerung von rund 127 Mio. Menschen
- ethnisch und linguistisch weitgehend homogen
- unterschiedliche Bevölkerungsgruppen: Generation, Geschlecht, Bildungsstand, Erwerbssituation, Einkommen, Stadt/Land
- aktuelle Probleme: Rückgang der Geburtenziffer, Überalterung, Jugendarbeitslosigkeit
- Minderheiten: 650000 koreanischstämmige Japaner, indigene Minderheit der Ainu auf Hokkaidō einige zehntausend Mitglieder,
  Bevölkerung der Ryūkyū-Inseln, die historisch eigenständiges Reich bildeten
- acht Regionen: Hokkaidō, Tōhoku, Kantō, Chūbu, Kinki, Chūgoku, Shikoku, Kyūshū
- historisch begründet, heutzutage vor allem kulturelle und wirtschaftliche Rolle
- politisch in 47 Präfekturen gegliedert

- liegt an der geologischen Bruchzone dreier tektonischer Platten (Eurasische, Philippinische, Pazifische)
- 240 Vulkane, die zum pazifischen Feuerring gehören, 40 aktiv
- nahezu täglich leichtere Erdbeben, in größeren Abständen auch schwere
- z.B. Großes Kantō-Erdbeben 1923, Erdbeben von Kōbe 1995
- jedes Jahr zum Jahrestag des Kanto-Erdbebens im September Übung zum Katastrophenschutz
- im Frühsommer beginnt Taifun-Saison, vor allem Süden und Südwesten von Wirbelstürmen heimgesucht
- Tsunami-Frühwarnsystem, Messbojen im Pazifik, Trainingsprogramme, riesige Deiche aus Stahlbeton
  (teilweise 10 Meter hoch, bis zu 25 Meter tief und mit stabilen Metalltoren)

Namen und Anrede:

- grundlegender Unterschied, ob man jemanden beim Vor- oder Nachnamen anredet
- Vornamen, womöglich ohne Zusatz, sehr große persönliche Nähe zum Angesprochenen, sonst unhöflich
- Nachname vor dem Vornamen genannt (im Ausland oder mit Romaji meist umgekehrt)
- Suffix angehängt, auch akademische, berufliche und militärische Titel
- einsilbige Anreden (wie -san oder -tono) meist ausschließlich als Suffix
- mehrsilbige (wie sensei, senpai, bucho) auch alleinstehend als direkte oder indirekte Anrede
- nur mit dem Namen: enge Freunde, eigener Name oder eigene Angehörige, sonst ausgesprochen unhöflich
- sich selbst nur mit Name oder watashi

- -buchō 部長 - Abteilungsleiter, von Untergebenen verwendet
- -kachō 課長 - Sektionsleiter 
- -shachō 社長 - Firmenchef
- -chan ちゃん - Verniedlichungsform, meist unter kleineren Kindern oder von verliebten Paaren benutzt
  - kleine Kinder können san noch nicht richtig aussprechen und sagen deshalb chan
  - Jungen meist nur bis zum Kindergartenalter mit chan angesprochen (danach: kun)
  - bei eng befreundeten Mädchen und Frauen chan nach dem Vornamen jedoch oft bis ins hohe Alter
  - ist Nachname ungewöhnlicher als Vorname, wird chan auch hinter jenem benutzt.
  - bei Verwandten Freundschaften aus früher Kindheit/Jugend oft chan verwendet
  - an Spitznamen kann ebenfalls chan angehängt werden
  - auch andere niedliche Dinge bekommen chan angehängt, etwa Katzen (nekochan) oder Babys (akachan)
- -dono oder -tono 殿 (wörtl. "Fürst") - heute unüblich, manchmal auf Urkunden oder beim Militär
- -hakase 博士 - akademischer Doktortitel; wie Dr. vor dem Namen im Deutschen.
- -kun 君 - Anredeform von männl. Jugendlichen
  - auch Lehrer sprechen ihre Schüler so an, dann allerdings mit Nachnamen
  - in Firmen junge Angestellte (auch weibliche) oft so angesprochen
  - im jap. Unterhaus Abgeordnete unabhängig von Alter und Geschlecht vom Parlamentspräsidenten mit -kun angeredet
- -sama 様 - sehr höflich, indirekte Anrede
  - umgangssprachlich nur noch von Angestellten gegenüber Kunden oder sehr hohe Persönlichkeiten
  - auch für Gottheiten oder vergötterte Personen
  - auf personifizierte Objekte angewandt mehr Zärtlichkeit als Respekt
  - in Briefen in der Regel sama für den Namen des Adressaten
- -san さん - Feld-, Wald- und Wiesen-Anrede unter Erwachsenen (Unbekannte oder beruflich)
  - meist mit Nachname
  - in Verbindung mit Beruf oder Titel als generische Anrede, z.B. okashiyasan (Herr Konditor), kōchōsan (Herr Rektor)
  - gegenüber und unter Ausländern genauso wie unter Freunden auch mit Vorname, meist mit Spitznamen
  - bisweilen bei Geschäftsverhandlungen sogar Firmennamen des Partners, z.B. Yahoosan
- -senpai 先輩 - für Mitschüler aus höheren Klassenstufen
- -kōhai 後輩 - Gegenstück, Untergebener bekommt allerdings keine Ehrenbezeichnung, stattdessen -kun
- -sensei 先生 (wörtl. "vorher geboren") - für Lehrer, Ärzte, Anwälte, Politiker und Budō-Trainer, nur Nachname
- -shi 氏 - rein schriftsprachlich, entspricht Herr/Frau, insbesondere in Briefen, wenn von 3. Personen die Rede ist

- Suffixe nicht nur mit Namen benutzt
- bei einer Rede würde man die Anwesenden höflich mit mina-san oder mina-sama anreden (minna = "alle")
- Verwandte: o-nee-chan, o-nee-san, o-nee-sama = "ältere Schwester", aber unterschiedl. soziales Verhältnis
- manchmal auch Rang-, Amts- bzw. Berufsbezeichnungen in Anrede verwendet
- in diesem Fall nicht zusätzlich -san angehängt
- z.B. kann ehemaliger Premierminister Koizumi-sōridaijin genannt werden, was aber eher selten ist
- in Firmen als Anrede Titel wie kachō normalerweise ohne Nachnamen verwendet

Begrüßung:

- Händeschütteln unüblich, statt dessen – je nach Rang des Gegenüber gestaffelte – Verbeugung
- Rücken gestreckt, Rangniederer muss der Waagerechten näher kommen und länger in Verbeugung verharren
- junge Japaner werden Europäer möglicherweise Händeschütteln anbieten
- westl. Ausländern gegenüber auch Kombination Verbeugen und gleichzeitig Händeschütteln
- Regeln, wer sich tiefer zu verbeugen hat:
  - Jüngere vor Älteren
  - Frauen vor Männern
  - Schüler vor Lehrern
  - Gastgeber vor Gästen
  - Verkäufer vor Käufern (Käufer verbeugen sich gar nicht, bestenfalls nicken)
  - Schuldner vor Gläubigern
- 5° für neutrale, 15° für höflichere Handlung, 30° für Bitte oder tiefste Entschuldigung
- kein direkter Blickkontakt, von Japanern als unhöfliches Starren empfunden

Höflichkeitssprache:

- sehr viel Wert auf Etikette und Umgangsformen
- Keigo, zentrales Element der japanischen Sprache
- Deutsch unterscheidet "Du" und "Sie", im japanischen komplexer
- Hauptgedanke: dem Gesprächspartner und evtl. Dritten gegenüber Respekt zeigen, auf sich selbst bezogen Bescheidenheit
- sehr nuancenreich, mit fließenden Übergängen zwischen einzelnen Höflichkeitsebenen
- Uchi-Soto-Beziehung: Bescheidenheit bezieht sich auf Sprecher und seinen Umkreis (Familie, Abteilung, Firma),
  Respekt Außenstehenden gegenüber
- innerhalb des Uchi-Kreises Hierarchie, etwa berufliche Stellung, Alter, Generationen einer Familie,
  Respekt Höherstehenden gegenüber
- Verwendung bei formellen Anlässen, Politik und Geschäftsleben
- beim Gespräch mit Kunden Gebrauch von Keigo erwartet (heute meist feste Formulierungen)

- Ja (Hai) kann auch bedeuten, dass man aufmerksam zuhört
- Etikette verlangt, dass man Sprecher durch wiederholtes Ja seiner Aufmerksamkeit versichert
- Jaja (Haihai) verpönt, gilt als unhöflich
- Hai, so desu (Ja, so ist es) eines Untergebenen einem Höhergestellten evtl. nur, um Chef nicht bloßzustellen
- unter Gleichgestellten auch nur n oder un verwendet
- direktes Nein verpönt
- zieht Gegenüber Luft durch Zähne ein, deutet das auf Schwierigkeiten hin, auch bei in Nacken gelegter Hand
- chigau (anders) oder indirekter chigaimasu (möglicherweise anders, oder ich irre mich) kommt "Nein" am nächsten

- Formulierung einer Bitte relativ umständlich, eigentl. nur im ganzen Satz
- Verb kudasai (heruntergeben) verwendet, deutet eigene untergeordnete Stellung an
- andere Begriffe: dōzo (bitte), onegai shimasu (ich habe eine Bitte)
- Höflichkeit gebietet es Japanern, eine Bitte nicht abzulehnen
- fängt ein Japaner an zu zögern oder auf Probleme hinzuweisen, ist das als "Nein" zu interpretieren
- am besten Bitten nur indirekt vortragen (ich hätte da ein Problem...), um Gegenüber Gesichtsverlust zu ersparen
- beim Bedanken mehrere Abstufungen an: Dōmo arigatō gozaimasu!, Dōmo arigatō!, Dōmo! oder Arigatō!

Körpersprache:

- jemanden zu sich bitten: Handbewegungen hoch/runter (winken, aber Handfläche nach unten)
- auf andere Leute zeigen: ganze Handfläche zu demjenigen (niemals mit dem bloßen Zeigefinger!)
- auf sich selber zeigen: mit dem Zeigefinger auf die Nase zeigen
- Mädchen/Frauen beim Lachen: die Hand vor dem Mund halten (um die Zähne nicht zu zeigen)
- Zärtlichkeiten austauschen: gar nicht in der Öffentlichkeit (nicht mal Händchen halten!)
- um etwas bitten: beide Hände zusammen legen (wie beim Beten)
- Verlegenheit/Verwirrtheit ausdrücken: am (Hinter-)Kopf kratzen
- Vorschlag einen Trinken zu gehen: Daumen und Zeigefinger zum Kreis bilden (soll ein Sakeglas ausdrücken)
- Vorschlag um etwas Essen zu gehen: rechte Hand: Zeigefinger und Mittelfinger etwas spreizen und Zeigefinger bewegen
  (sollen die Stäbchen darstellen), linke Hand: die ganze Handfläche etwas Krümmen, wobei die Krümmung oben ist
  (soll die Reisschüssel darstellen)
- zeigen, das jemand wütend ist: mit beiden Zeigefinger neben Kopf halten (soll Teufelshörner darstellen)
- zeigen, dass es etwas nicht möglich ist: die Unterarme vorm Oberkörper kreuzen

Geschenke:

- manchmal nicht in Gegenwart des Schenkenden ausgepackt
- Gesichtsverlust bei Überraschung und Enttäuschung ersparen
- Geschenk verlangt Gegengeschenk (von geringerem Wert)
- Ausnahmen: Dankesgeschenke (Gegenleistung schon erbracht)
- spezielle Umschläge für Geldgeschenke
- viele Tabus:
  - vier Gegenstände: vier (shi) klingt gleich wie japanisch für "tot"
  - weiße Taschentücher weisen auf Trauer hin
  - weiße Blumen gibt es nur für Beerdigungen
  - Scheren und Messer weisen auf Trennung der Bande hin
  - Gegenstände, die das kaiserliche Wappen enthalten
  - Abbildungen mit Füchsen, die für Hinterhältigkeit stehen
  - gelbe Taschentücher und ähnliches weist auf Verrat hin
- von Ausländern (Gaijin) keine tiefere Kenntnis dieser Regeln erwartet
- Gäste aus Deutschland sollten etwas mitbringen, das Japaner als "typisch deutsch" empfinden
- lieben auch Dinge, die Deutsche als verspielt oder kitschig empfinden (Bierkrug, Brandenburger Tor, Nischel etc.)
- bei T-Shirts etc. auf Markenzeichen achten
- evtl. im Voraus etwas über Interessen des Beschenkten herausfinden
- Verpackung oft fast genau so wichtig wie Inhalt, Kunst der Verpackung auf hohes Niveau entwickelt

Gefühle:

- tiefere Gefühle nicht sehr gezeigt, v.a. "negative" wie Zorn, Trauer und Enttäuschung
- traditionell je nach Alter oft nur Eltern, bestem Freund/bester Freundin oder Ehepartner offenbart
- u.U. lacht Gesprächspartner, dem man z.B. von widerfahrener Ungerechtigkeit erzählt
- Lächeln kaschiert oft Schmerz, will Gegenüber Mitleid und gewisse Verpflichtung zur Hilfestellung ersparen
- Hara (davon leitet sich Harakiri ab): Männersprache (kann so viel wie Bauch, Geist oder Seele bedeuten)
- Frauen verwenden Begriff Kokoro (Herz) oder o-naka
- Tatemae (Fassade): öffentliche Haltung, um Harmonie zu wahren
- oft Widerspruch zur Wahrheit oder tatsächl. Verhältnissen, Diskrepanz zwischen Denken und Sprechen
- Honne: Gegenstück, wahre Absicht, die man verschweigt, um Harmonie zu wahren
- Filme: Männer zeigen ihre Gefühle meist nicht, wenn doch, dann entweder sehr indirekt oder laut, unter Schreien und Tränen
- Lachen gehört in privaten Bereich, in Öffentlichkeit nicht gerne gesehen
- Witze oft Wortspiele (homophone Struktur der jap. Sprache)

Kritik:

- auf Kritik noch empfindlicher reagiert als in westl. Ländern
- Kritisierter will sein Gesicht wahren, deshalb eher indirekt vorgebracht:
  - vorsichtig durch Dritte
  - ohne Worte (durch Schweigen)
  - Lob mit einer angedeuteten Einschränkung
  - beim gemeinsamen Trinken
  - Ansprechen der ganzen Gruppe, die dann dem Schwächeren hilft
  - allgemeine Kritik, ohne konkret zu werden
  - Betonung des erwünschten Resultats

Erziehung, Ausbildung, Berufliches:

- Kinder schon früh auf Disziplin getrimmt für erfolgreiche Schullaufbahn
- Voraussetzung für erfolgreiche Berufskarriere: Abschluss einer guten Universität
- setzt wiederum gute Schulausbildung voraus usw. bis hinunter in Kindergarten
- Kyōiku Mama (Erziehungsmutter), Mamagon ("mama" und "dragon")

- benimmt sich Kind unartig, tun Eltern so, als hätten sie das nicht bemerkt
- will Kind Aufmerksamkeit zurück, muss es sich erst artig benehmen
- Sinnbild für dieses Verhalten: berühmte drei Affen von Nikko:
  - mizaru   (見ざる)  = nichts (Böses) sehen
  - kikazaru (聴かざる) = nichts (Böses) hören
  - iwazaru  (言わざる) = nichts (Böses) reden

- schulische Bildung beginnt bereits im Kindergarten, nicht Teil der Schulpflicht
- allgemein viel Wert auf gemeinsames Lernen und Zusammenleben gelegt, viel Gruppenarbeit
- eingeteilt in Grundschule (sechs Jahre), Mittelschule (drei Jahre) und Oberschule (drei Jahre)
- Schulpflicht beträgt neun Jahre
- während Schulpflicht kein „Sitzenbleiben“, jeder Schüler wird automatisch versetzt
- Schuluniformen an vielen Schulen Pflicht, jeweils eigene charakteristische Uniform

- früher lebenslange Beschäftigung, auch heute noch hohe Arbeitsmoral
- Salaryman leitet sich vom (nicht existierenden) englischen Wort salary man (salary = Gehalt, man = Mann) her
- bezeichnet Büroangestellten einer guten Firma, früher Ziel von Oberschülern und Studenten
- änderte sich, nachdem lebenslange Beschäftigung schrittweise aufgelöst wurde
- viele Angestellte verzichten auf Jahresurlaub aus Loyalität zur Firma und Kollegen
- Krankenstand: 1% (Deutschland 2005: 3,3%)
- Karōshi: Tod durch Überarbeitung
- Inemuri: kurze Nickerchen, z.B. in U-Bahn oder bei öffentl. Veranstaltungen
- Hikikomori: Versagensängste, Menschen verlassen Zimmer nicht mehr, Angst etwas falsch zu machen
- jap. Begriff für Firma: Kaisha, beansprucht mehr vom Privatleben ihrer Mitarbeiter als deutsche Firma
- Nomikai: gemeinsames Trinken mit Kollegen nach Feierabend
- Kaisha verlangt mehr von Mitarbeitern, bindet sie aber auch mehr in Entscheidungsprozesse ein
- Nemawashi ("die Wurzeln bündeln"): bei Entscheidungsfindung alle Betroffenen mit einbezogen
- Kollegen nehmen an familiären Ereignissen Anteil, Klima der Geborgenheit
- aber auch enorm hoher Gruppenzwang
- Firmenhymne, oft vor Arbeitsbeginn von der Belegschaft gemeinsam im Freien gesungen

- Visitenkarten (Meishi) in Geschäftswelt absolut unerlässlich, Grundlage für Kennenlernen, zeigen Status
- mit beiden Händen entgegen nehmen und lesen oder zumindest symbolisch betrachten
- oft Seite mit japanischer und "westlicher" Schrift
- Karte links oben vom Empfänger, mit Schriftseite für ihn lesbar, abgelegt
- nie in Hosen- oder Jackentasche stecken, gilt als respektlos
- zur Aufbewahrung Etuis oder Portemonnaie
- auf fremde Visitenkarten, zumindest im Beisein des Gebers, nichts notieren

Essen und Trinken:

- jap. Essstäbchen laufen spitz zu und sind oft kürzer als chinesische
- nicht senkrecht in den Reis stecken, solche Anordnung den Räucherstäbchen im Reis für Verstorbene vorbehalten
- nie Speisen von Essstäbchen zu Essstäbchen reichen
- von Stäbchen zu Stäbchen werden nach Feuerbestattung die Knochen des/der Verstorbenen bewegt
- nach dem Essen Stäbchen parallel zueinander auf Teller legen
- im Restaurant am besten bis auf 2-3 cm zurück in Papierhülle stecken, Ende umfalten (bereits benutzt)
- leere Gläser vom Tischnachbarn schnell wieder nachgeschenkt
- möchte man nichts mehr, so lässt man Rest im Glas
- wer sich selbst einschenkt, kann als Säufer gelten
- Männer dürfen am Tisch gemäßigt Suppe schlürfen
- Niesen und in Öffentlichkeit mit Taschentuch Nase schneuzen verpönt (wie lautstarkes Nase hochziehen in Europa)
- gilt als mangelnde Körperbeherrschung und gehört zum Abort
- Essen oft auf Tellern serviert, von denen sich jeder etwas nimmt
- sind keine extra Stäbchen vorhanden, Kehrseite der eigenen verwenden (öffentliche Seite)

- traditionelle Küche: was auf der Insel zu finden war
- Reis, Gemüse, Fisch, Bohnen, besonders Soja, Hirse, Süßkartoffel und Seetang Nori
- seit 2. Weltkrieg gestiegener Verzehr von Rind- und Schweinefleisch
- Fast-Food-Ketten (amerikanische und japanische)
- Obst nicht ausreichend angebaut, importiert (nur hohe Qualität), teuer
- Bentō-Box: eingepacktes Essen für Mittagspause in Schule oder Firma (kunstvoll hergerichtet)
- traditionelles alk. Getränk: Sake, ein Reiswein
- in Meiji-Zeit erste Bierbrauereien
- bei Frauen beliebt: Pflaumenwein
- Teezeremonie (sadō), auch Teeweg und Teeritual
  - steht Zen-Buddhismus, schlicht eingerichtetes Teehaus, innere Einkehr
  - im Ablauf bestimmten Regeln folgende Zusammenkunft
  - ein oder mehrere Gäste bekommen vom Gastgeber Tee und leichte Speisen gereicht

Alltagsleben:

- Genkan: Eingangsbereich zur Wohnung
- hier werden Schuhe abgestellt, Innenbereich nur mit Strümpfen oder speziellen Pantoffeln betreten
- für die Toilette spezielle "Toilettenpantoffeln"
- Hocktoiletten und hypermoderne westl. Toiletten
- Badewanne dient ausschließlich Entspannung
- waschen vor Betreten der Wanne, indem man sich auf kleinen Schemel setzt, sich mit Wasser übergießt und mit Seife wäscht
- Onsen (öffentl. Bad mit natürl. heißer Quelle) und Sentō (Badehäuser in städt. Vierteln)
- genau einzuhaltende Etikette
- oft zur Körperreinigung benutzt (inkl. Rasur)
- grundsätzlich nackt, heutzutage nach Geschlechtern getrennt

Sport:

- Sport bereits in Asuka-Zeit (7.Jh.) nachgewiesen
- zum Ende der Heian-Zeit (11.Jh.) Sport als Vorbereitung auf Kampf
- Schwertkampf (Kendō), Reiten, Bogenschießen (Kyūdō), Schwimmen
- in Edo-Zeit, verfeinerten die zu Verwaltungsbeamten gewordenen Samurai diese Techniken zur Kampfkunst (bujutsu)
- durch den Einfluss des Zen-Buddhismus auch eine spirituelle Komponente
- im Rahmen der Meiji-Restauration (zweite Hälfte des 19.Jh.) auch westlicher Sport
- athletische Sportarten und Mannschaftssportarten wie Baseball (heute beliebtester Sport) und Fußball
- Anfang 20.Jh. aus klass. Bujutsu-Künsten heutige Kampfkünste und Kampfsportarten entwickelt (Judo, Aikidō, Kendō)
- Karate entwickelte sich in der Präfektur Okinawa
- breite Vielfalt von Sportarten, Clubs an Schulen und Universitäten
- Windsurfen, Tauchen, Golf, Wintersport

Kampfkunst:

- Budō 武道: Militär-Weg, Kriegskunstweg, Weg des Krieges
- Oberbegriff für alle jap. Kampfkünste
– im Gegensatz zu trad. Bujutsu-Kriegskünsten außer der Kampftechnik noch "innere" Dō-Lehre/Philosophie
- Kanji Bu 武 entspricht alt-jap. Takeshi (Militär, kriegerisch)
- Kanji Dō 道 Semantik des Wortes "Weg"
- andere Deutung: Zeichen Bu aus zwei anderen Schriftzeichen, die "Waffen anhalten" bedeuten
- Sinn eher im "Tun" als im Ergebnis, Prozess, dessen Ergebnis offen und oft auch nebensächlich ist
- übertragene Bedeutung: Methode zur Selbstverwirklichung und Selbstkontrolle

- Bushidō 武士道: "Weg (dō) des Kriegers (Bushi)"
- Verhaltenskodex und Philosophie des jap. Militäradels im späten jap. Mittelalter – den Samurai
- Weiterentwicklung der Philosophie des Budō, auf Tätigkeit und Aufgaben eines Samurai abgestimmt
- absoluten Loyalität des Samurai bzw. bushi gegenüber Daimyō
- Bereitschaft, für diesen und die Werte des Bushidō sein Leben zu lassen
- Verstöße gegen diesen Ehrenkodex als unehrenhaft empfunden
- Scham, gegen Bushido verstoßen zu haben, führte oft zum rituellen Suizid, dem Seppuku
- sieben Tugenden (entsprechend den sieben großen Kami des Shintō):
  1. Gi (義): Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit
  2. Yu (勇): Mut
  3. Jin (仁): Güte
  4. Rei (礼): Höflichkeit
  5. Makoto (誠) oder Shin (真): Wahrheit und Wahrhaftigkeit
  6. Meiyo (名誉): Ehre
  7. Chūgi (忠義): Treue oder auch Chū (忠): Pflicht und Loyalität
- fünf Hauptforderungen (Dōjōkun):
  1. Treue: gegenüber Herrscher und Heimatliebe, Treue und Achtung vor den Eltern, Treue zu dir selbst, Fleiß
  2. Höflichkeit: Liebe, Bescheidenheit, Etikette
  3. Tapferkeit: Härte und Kaltblütigkeit, Geduld und Ausdauer, Schlagfertigkeit
  4. Offenheit und Aufrichtigkeit: Ehrgefühl, Gerechtigkeit
  5. Einfachheit: Reinheit
- Philosophie beeinflusste einige Kampfkünste, die mit Waffen der Samurai ausgeführt werden, wie auch waffenlose Systeme
- zum Beispiel einige Ju-Jutsu- und Karate-Stile
- geprägt wurde diese Philosophie vom Zen
- heute noch Bedeutung in trad. jap. Kampfkünsten
- bei sportl. Auseinandersetzung Gegner nicht als Feind, sondern Freund, der es ermöglicht, eigene Fähigkeiten zu erproben

- Seppuku (jap. 切腹): ritualisierte Art des männlichen Suizids, ab Mitte des 12.Jh. v.a. Samurai, 1868 offiziell verboten
- Harakiri (腹切り, von 腹 hara, Bauch, und 切 kiru, schneiden – umgekehrte Reihenfolge der Kanji-Schriftzeichen)
  umgangssprachlicher Ausdruck, v.a. von Europäern und Amerikanern
- beschreibt nur einen Teil des Rituals, Verwendung in Bezug auf "selbstmörderische Aktion" Beleidigung
- Ehre der Familie bei Gesichtsverlust wiederherstellbar
- auch als Strafe für einen Gesetzesverstoß
- oibara (追腹), bei dem Rōnin (herrenlose Samurai), die ihren Daimyō (lokale Herren) verloren hatten,
  diesem in den Tod folgten, falls er es ihnen schriftlich erlaubt hatte
- 2004 etwa doppelte Suizidrate von Deutschland

Kunst:

- Geisha (Künstler): Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet
  - traditionelle jap. Künste wie Kalligraphie, Ikebana (Blumensteckkunst) und Musikinstrumente
  - geübt in Konversation, perfekte Sängerin, Tänzerin und Gastgeberin sein, Beherrschung der Teezeremonie
- Origami ('ori' falten und 'kami' Papier): alte jap. Papierfaltkunst
  - quadratische Blätter als Ausgangspunkt, ohne Schere und Klebstoff
- Ikebana (lebende Blumen): Kunst des Blumensteckens, auch Kado (Weg der Blumen) genannt
  - Harmonie von linearem Aufbau, Rhythmik und Farbe
  - Vase, Stängel, Blätter, Zweige haben gleichen Stellenwert wie Blüte
- Japanische Gärten: Ausdruck der jap. Philosophie und Geschichte
  - kaum Blumen gepflanzt, durch Moos, Steine, Bäume und Teiche harmonisches Gesamtbild
  - auch umliegende Szenerie, wie etwa Berghänge hinter dem Garten, einbezogen
  - im Frühjahr blühen nacheinander Pflaume, Pfirsich- und Kirschbäume
- Gartenkunst im Kleinformat: Bonsai, in einer Schale gezogene Bäume
  - durch Schnitt, Wurzelschnitt und Verdrahtung kleingehalten und künstlerisch geformt
  - können bei guter Pflege viele hundert Jahre alt und somit sehr wertvoll werden
- Tätowierungen (irezumi) lange Tradition
  - ab 1720-1870 als eine Art Brandmarkung für Kriminelle
  - Bildung einer eigenen Schicht: Yakuza
  - Ablehnung, viele öffentliche Bäder verweigern Tätowierten den Zutritt
  - stilistisch sehr einheitlich, große Vielfalt an Motiven
  - oft mythologische Wurzeln (Drachen, Dämonen)
  - Symbole wie Kirschblüten (Schönheit und Freude, aber auch Vergänglichkeit) und Kois (Erfolg, Stärke und Glück)
  - teilweise auftauchende sehr blutige und grausige abgehackte Köpfe (aus Gruselgeschichten)
  - keine Tradition, sich Schriftzeichen stechen zu lassen!

Popkultur:

- Fernsehen fast immer auch japanisch untertitelt, arbeitet viel mehr mit Medium Schrift
  - Moderation meist ein Mann mit weiblichem Sidekick
  - beliebtes Format sind Diskussionsrunden: Moderator, Sidekick, B-Promis, Experten
  - Spielshows wie Takeshi's Castle, Kandidat soll auf möglichst unterhaltsame Art das Gesicht verlieren
  - japanischen Serien: Doramas
- Manga:
  - Anime in deutscher Sprache: in Japan produzierte Zeichentrickfilme
  - in Japan selbst für alle Arten von Zeichentrickfilmen
  - Manga (etwa: zwangloses/ungezügeltes Bild) jap. Begriff für Comics
  - vor allem schwarz-weiß, entsprechend trad. jap. Leserichtung von hinten nach vorne und rechts nach links gelesen
  - Manga-Magazine (mehrere Serien, schlechtere Qualität) und Taschenbücher (zum Aufheben), neuerdings auch für Handys
  - verschiedene Untergruppen für nahezu jede Zielgruppe
  - 2002 38% aller Drucksachen (Dtl. 3%, dafür 75–80 % des deutschsprachigen Comicmarktes)
  - Vorläufer seit frühem 8.Jh.
  - auch jenseits des reinen Geschichtenerzählens, z.B. in Kochbüchern, Bedienungsanleitungen oder bei Hinweisen
  - Comics aus Südkorea: Manhwa, aus dem chinesischen Raum: Manhua
- Anime:
  - Anime Abkürzung des engl. Begriffs animation (animēshon)
  - außerhalb von Japan, speziell in westl. Ländern: in Japan produzierte Animationsfilme
  - in Japan selbst für alle Arten von Animationsfilmen
  - fester Bestandteil des japanischen Kulturgutes
  - drei (bis 2003) erfolgreichste Kinofilme in Japan sind Anime:
    Prinzessin Mononoke, Pokémon: Der Film und Chihiros Reise ins Zauberland
  - bekanntestes und erfolgreichstes jap. Anime-Studio: Studio Ghibli
    z.B. Prinzessin Mononoke 1997, Chihiros Reise ins Zauberland 2001, Das wandelnde Schloss 2004
  - pro Jahr kommen bis zu 200 neue Serien auf den Markt
  - breitgefächertes Themenspektrum für alle Altersstufen
  - Schwerpunkt liegt allerdings auch in Japan bei Fernsehserien für Kinder und Jugendliche
  - Fernsehserien ebenso wie auch westliche Cartoonserien für gewöhnlich 13, 26 oder 52 Folgen (evtl. mehrere Staffeln)
  - weiteres Format: OVA (Original Video Animation), auch OAV (Original Animated Video) für Video-Release
  - meiste Anime und Anime-Serien beruhen auf erfolgreichen Mangas
  - Musik als wichtiges künstlerisches Mittel benutzt
  - in Dtl. u.a. Biene Maja, Heidi, Captain Future, Alice im Wunderland, Sailor Moon, Dragonball, Naruto
  - Realverfilmungen, z.B. Death Note
  - Cosplay: Lust am Verkleiden
  - Otaku: extreme Fans
- Stilelemente:
  - fälschlicherweise westl. Aussehen unterstellt, tatsächl. neutrales Aussehen, nur zeichn. Variationsmgl.
  - neutrales Aussehen für Bevölkerungsgruppe, wo die Handlung spielt, sonst auch Klischees
  - Kindchenschema (Biene Maja allerdings von US-Zeichner Marty Murphy!), Extremform Chibi
  - Super Deformed: Hervorhebung von Emotionen oder Gesichtsausdrücken, relevante Körperteile besonders groß
  - Kemonomimi: menschl. Figuren mit Tiermerkmalen, z.B. Katzenohren, z.T. nur zeitweise für Emotionen
  - Verlegenheit: hochroter Kopf oder übergroßer Schweißtropfen
  - Ratlosigkeit: viele kleine Schweißtropfen, bei Scham weiße Charas mit Punktaugen
  - Wut/Ärger: schwarze "Bundeswehr"kreuze auf Stirn oder Hinterkopf (anschwellende Blutgefäße)
  - Schlaf: große Blase aus Nase
  - Sexuelle Erregung: Nasenbluten (aus alten jap. Volksgeschichten), z.T. regelrechte Blutfontänen
  - Schmerz: betroffener Körperteil schwillt an und pulsiert
- Popmusik sehr lebendig, einheimische Künstler haben hohen Marktanteil
  - Teenie-Bands über Rock und Punk bis hin zu elektronischer Musik
  - Enka Äquivalent des Schlagers für die Zielgruppe ab 50
  - besondere Erfindung sind die Idols, von Agenten geschaffene Teenie-Idole,
    gleichzeitig Pop-Sternchen, Serienschauspielerinnen und Models
  - Visual Kei: optisch auffällige Musiker
- Unterhaltungsmedien wie Videospielkonsolen, Spielautomaten o.ä.

Neujahrsfest:

- Höhepunkt des Jahres, in der Familie begangen, Besuche im Familienkreis
- Schulkinder haben Ferien, Geschäfte schließen, ebenso Unternehmen
- nicht gekocht, vermutlich auf chin. Volksglauben zurückzuführen, kalte Speisen vorbereitet
- höchstens heiße Suppe, geröstete mochi, kleine Kuchen aus geschlagenem Reismehl, beigegeben
- Zubereiten der mochi ist Tradition, gehören einfach zu Neujahr
- Feuerwerkskörper keineswegs üblich
- Versuch, vor Neujahr seine Schulden zu begleichen, sonst Gesichtsverlust
- wertvolle, teure Glückwunschkarten, nicht selten kleine Meisterwerke, die es sich zu sammeln lohnt
- auch gerne Kalender verschenkt

Valentinstag:

TODO


Philosophie und Religion
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- immer mehrere religiöse Glaubensformen nebeneinander, zu Synkretismus vermischt
- eigenwillige Mischung aus Shintō, Buddhismus und anderen Weltreligionen
- besonders große religiöse Toleranz, gegenwärtig rund 300 solcher Glaubensgemeinschaften amtlich gelistet
- Shintō, der sich von der japanischen Urreligion herleitet, und Buddhismus, der Japan im 5./6.Jh. erreichte
- chin. Einflüsse durch Daoismus und Konfuzianismus, von Shintō und Buddhismus aufgenommen und integriert
- einige Details ausgespart, z.B. die Pflicht zum Tyrannenmord im Falle ungerechter Herrschaft
- in Edo- und Meiji-Zeit fand dt. Philosophie bei den japanischen Gelehrten Anklang
- meisten Japaner (über 80 %) gehören beiden Hauptreligionen an, religiöse Grundeinstellung synkretisch
- offiziell rund 85% Buddhisten und über 90% Shintōisten
- auf der Straße: „Shūkyō wa nai.“ – Keine Religion!
- Christentum spielte v.a. im 16. und 17.Jh. gewisse Rolle, heute Randstellung
- wichtiges Element sog. Neue Religionen dar, seit Mitte 19.Jh.

Shintō/Shintoismus (Weg der Götter):

- shintō 神道 entstammt dem chinesischen shendao (u.a. im Yijing)
- shen (jap. shin) bedeutet "Geist(er), Gott/Götter", dao (jap. dō, tō oder michi) ist der "Weg"
- Gottheiten des Shintō als kami 神 bezeichnet
- Kami ist ursprünglich-japanische Lesung des Zeichens 神, das auch Teil des Kompositums shintō ist
- Shintō kann also auch als "Weg der Kami" übersetzt werden
- der Begriff kami kann sich aber auch auf Gottheiten anderer Religionen, z.B. den christl. Gott beziehen
- Kami zahlenmäßig unbegrenzt, Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen

- früher einzelne Klans, die jeweils eigene Ujigami (Klangottheiten) verehrten
- Klan des Kaisers als führende Dynastie durchgesetzt
- Geschichten der einzelnen Klangottheiten zu einheitlicher mythologischer Erzählung verbunden (8.Jh.)
- schildern Weltentstehung und Ursprung der Dynastie des Tenno:
  - Urgötterpaar (Izanagi und Izanami) kreiert die japanischen Inseln und alle übrigen Gottheiten
  - Amaterasu Omikami (Himmelsscheinende große Gottheit) ist die wichtigste ihrer Schöpfungen
  - beherrscht die "himmlischen Gefilde" (Takamanohara) und wird mit Sonne gleichgesetzt
  - in ihrem Auftrag steigt ihr Enkel zur Erde herab, um die ewig andauernde Dynastie des Tenno-Geschlechts zu gründen

- Glaube an einheimische Götter Japans, die Naturkräfte, aber auch vergöttlichte Ahnen verkörpern können
- polytheistische Religion ohne Gründer und ohne festgelegte Lehren
- Jenseits- und Moralvorstellungen nicht deutlich herausgearbeitet, stark vom Buddhismus oder chin. Konzepten beeinflusst
- Nebeneinander lokaler Traditionen, die kaum auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können
- auch mit volksreligiösem Brauchtum assoziiert
- insbesondere Feste der Schreingottheiten (matsuri) zumeist Charakter von fröhlich-überschäumenden Volksfesten
- daher oft als diesseitiges Gegenstück zum jenseitsorientierten Buddhismus aufgefasst
- Buddhismus und Shintō ab dem 6. Jahrhundert untrennbar vermischt
- vieles, was heute als shintoistisch gilt, wurde einst mit Buddhismus aus China oder Indien nach Japan gebracht
- während Meiji-Restauration gewaltsame Trennung von Kami und Buddhas, Shintō als Staatsreligion, Tennō gottgleich
- danach nur noch (buddhistische) Tempel und Shintō-Schreine

- Lebensführung in Übereinstimmung mit den Kami, Verehrung und Dankbarkeit, Streben nach Harmonie mit ihrem Willen,
  Rücksicht auf Umwelt und Ordnung, auch auf die Welt als Ganzes
- Kami perfekter als Menschen, aber nicht absolut, begehen Fehler und sogar Sünden -> im Shintō keine moralischen Absoluta,
  Wert oder Unwert einer Handlung ergibt sich aus Kontext, schlechte Handlungen beschädigen/zerstören Harmonie
- Reinheit ist ein erstrebenswerter Zustand
- Beschmutzung (kegare) sowohl physischer als auch spiritueller Natur vermeiden, regelmäßige Reinigungsrituale
  (harai, trad. harae), gehen auch allen anderen religiösen Zeremonien des Shintō voran
-> unterschiedlich ausgeprägte, generelle Abneigung ggü. Tod und allen damit zusammenhängenden Phänomenen
- Begräbniszeremonien meist eher Angelegenheit der örtlichen Buddhisten
- mitunter Ablehnung von Organspenden oder der posthumen Freigabe der toten Körper von Angehörigen z.B. zur Obduktion
-> spirituelle Verbindung des Toten zu den Trauernden nicht stören, Körper nicht verletzen
- shintōistische Riten für freudige Anlässe (Neujahr, Hochzeit, Gebet um Alltagsdinge)
- buddhistische dagegen für traurige und ernste Anlässe (Todesfall, Gebet um Wohlergehen im Jenseits)

Buddhismus:

- jap. Buddhismus in viele verschiedene Sekten (Schulen, Richtungen) gegliedert
- vor allem Mahayana-Buddhismus
- Untergruppen u.a. Zen-Buddhismus, Nichiren-Schule und Buddhismus vom Reinen Land (Amitabha, Jōdo-shū bzw. Jōdo-Shinshū)
- unterscheiden sich durch Schriften, religiöse Praktiken und Konzentration auf verschiedene Buddhas
- schließen andere Richtungen nicht aus
– auch Shinto nicht abgelehnt, sondern als Ergänzung der eigenen Religion betrachtet
- wichtiges Bindeglied zwischen Japan und den ursprünglich überlegenen Kulturen Chinas und Koreas
- buddhistische Mönche als Lehrmeister der chinesischen Kultur
- Zen-Buddhismus prägte Teezeremonie und Gartenarchitektur
- Buddhismus spielt vor allem im Toten- und Ahnenkult bedeutende Rolle
- meisten Japaner nach buddhistischem Ritus bestattet (verbrannt und in Urne beigesetzt)
- zu best. Jahreszeiten, Feiertagen, Festen, Bestattungen, touristisch oder nebenbei Tempel und Schreine besucht
- alle kennen grundsätzl. Verhaltensregeln und Rituale, im Tempel/Schrein/Zuhause und anderswo ausgeführt
- Händewaschen als rituelles Reinigen
- rituelle Verehrung der Gottheiten: Kleingeld in Kasten werfen, Verbeugen, Klatschen im Fall von Kami
- meist versch. Gottheiten in relig. Institutionen, Verehrung ist freiwillig und frei wählbar
- Praktiken:
  - Beschriften von ema (Holzplättchen, auf die man Wünsche schreibt und am Tempel/Schrein aufhängt)
  - Mantras sprechen
  - Erwerb von mikuji (Wahrsagelosen), omamori (Amuletten), yaku-yōke (Glücksbringern) u.a.
- zentraler Aufbewahrungsort für Sutras, Amulette, ihai (Totenstäbe) usw. ist Hausaltar, der Gedächtnis der Ahnen dient
- genannt butsudan für buddhistische und kamidana für shintoistische
- go-riyaku: dies- und jenseitige Wohltaten
- allg. Schutz bis zu Heilung, glückliche Ehe, Erfolg bei der Arbeit bis hin zur Segnung von Autos fast alles angeboten
- Glaube an Effektivität ist Sache des Individuums

Chronologie:

- 654:  Dosho führt die Hossō-shū (Faxiang) in Japan ein
- 736:  Bodhisena führt die Kegon-shū (Huayan) in Japan ein
- 753:  Ganjin führt die Ritsu-shū (Lü, Vinaya) in Japan ein
- 807:  Saichō führt die Tendai-shū (Tientai) in Japan ein
- 816:  Kūkai gründet die Shingon-shū (Mizong)
- 1175: Hōnen führt die Jōdo-shū (Reines Land) in Japan ein
- 1191: Eisai führt die Rinzai-shū (Linji) in Japan ein
- 1227: Dōgen führt die Sōtō-shū (Caodung) in Japan ein
- 1253: Nichiren gründet die Nichiren-shū
- 1282: Der Nichiren-Buddhismus beginnt sich in mehrere Schulen zu spalten
- 1654: Ingen führt die Ōbaku-shū (Huangbo) in Japan ein

Christentum:

- untergeordnete Rolle
- Vorstellung eines einzigen allmächtigen Gottes mit trad. relig. Vorstellungen schwer in Einklang zu bringen
- 2006 weniger als 1% aller Japaner Christen
- römisch-katholische Kirche etwa 450.000 Mitglieder (2002)
- japanische orthodoxe Kirche etwa 30.000 Mitglieder
- evangelischen Gemeinden  ca. 650.000 Mitglieder, meiste von amerik. Missionaren gegründet
- in 1880er Jahren deutsche Liberale Theologie eingeführt, im Gegensatz zur konservativen Theologie der Amerikaner
- jap. Christen betreiben überproportional hohen Anteil der japanischen Schulen, Hochschulen u.a. Bildungseinrichtungen
- von den Schülern wird jedoch keine Konversion erwartet
- Zeugen Jehovas 218.691 Mitglieder (2008)
- Missionierung seit 1549 (Francisco Xavier)
- meist auch politisch motiviert (Portugal und Spanien), Schusswaffen
- 1549-1638 "Christliches Jahrhundert"
- Verbot 1587 im Süden, 1612 in vom Shogunat regierten Gebiet und 1615 in ganz Japan
- Verfolgungen und Repressionen
- 1637 Aufstand von Shimabara: 27000 jap. Christen in Burg Shimabara belagert und ausgerottet
- offiziell danach keine Christen mehr (Verbot bis 1873)
- einzelne christl. Gemeinden im Untergrund (Kakure Kirishitan, Hanare Kirishitan = verborgene Christen, Kryptochristen)
- keine Bibeln o.a. schriftliche Quellen mehr
- an unauffälligen Stellen mit Kreuzen geschmückte scheinbare Alltagsgegenstände
- im geheimen für Sakramente benutzt
- lateinische Gebete aus Mangel an echten Lateinkenntnissen zum Kauderwelsch entstellt
- Gebete, die Orasho oder Oran'yo (von lat. oratio, Gebet), waren Mischung aus Latein, Portugiesisch und Japanisch
- wurden auch von den Gläubigen selbst nicht mehr verstanden
- ein aus Ikitsuki bei Nagasaki überliefertes Orasho beginnt mit Worten "deusupaitero, hīriyō, superitosantono"
  (でうすぱいてろ、ひーりょう、すぺりとさんとの) = "Deus pater, filius, spiritus sanctus" ("Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist")
- 22.1.1863-29.12.1864 in Nagasaki Bau einer christlichen Kirche für die dort anwesenden Franzosen
- am 17.3.1865 bekam Priester, Bernard Thadee Petitjean, Besuch von 15 Japanern
- eine Frau namens Sugimoto Yuri teilte ihm mit, sie seien Christen
– mehr als 250 Jahre nach offiziellem Verbot und über 200 Jahre nach Verlust aller Kontakte nach außen!
- nach Aufhebung des Verbots schlossen sich viele Kakure Kirishitan wieder der kath. Kirche an
- doch auch heutzutage beträgt Zahl der Japaner, die noch die alten Kakure-Bräuche praktizieren, gut einige Hundert